Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

tionsmethode nach B II (Billroth II) ist heute noch eine Standardoperation (nach Hofmeister-Finsterer). Im Jahre 1918 schon schlug er bei der chirurgischen Behandlung des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs die stete 2/3-Resektion des Magens vor. Auf diese Weise wollte er nicht nur die Stelle der erkrankten Schleimhaut treffen, sondern auch für alle Zukunft die eigentliche Ur sache des Leidens, die „Salzsäurefabrik" des Magens, ausschalten. Heute ist diese Forderung, die Finsterer damals sehr lei denschaftlich aufstellte und der anfangs ebenso heftig widersprochen wurde, Allge meingut der Chirurgie geworden. Ebenso wie Finsterer der Magenchirurgie manche neue Richtung gab, war er auch ent scheidend an der Entwicklung der Dick darmchirurgie beteiligt. Seine wissenschaft lichen Leistungen wurden 1949 durch die Verleihung des Titels „Master of Surgery", eine Ehrung weltumspannenden Ausmaßes, belohnt. Wer den kleinen, in jeder Weise unendlich bescheidenen, alten Herrn in der Zeit nach seiner großen Ehrung sah, merkte, daß Finsterer die Überzeugung seines Freundes und Landsmannes Julius Wagner-Jauregg sehr ernst nahm: die Tat ist alles, der Ruhm ist nichts. Wer dann noch das Glück hatte, ihn am Krankenbett zu sehen — gar manchmal ging er in der Nacht, allein von irgendeinem jungen Hilfsarzt begleitet, durch seine Abteilung — wie er da alle umsorgte, die von ihm operiert worden waren, der erkannte, was es heißt, wenn ein Patient bei einem guten Arzt geborgen ist. Daß Finsterer eine Reihe von Patienten umsonst operierte, die Spi talskosten selbst bezahlte und den Genese nen gar manche Geldsumme insgeheim übergab, konnte man an seiner Abteilung erzählen hören. Und die jungen Ärzte, die in der schweren Zeit nach dem zweiten Weltkrieg von Finsterer oft unter geradezu schalkhafter Wahrung der Anonymität kräftig unterstützt wurden, hatten keinen Grund, an diesen Erzählungen der Patien ten zu zweifeln. Finsterer unterrichtete — genauso wie Eiseisberg — nicht nur am Operationstisch und im Hörsaal, sondern immer durch sein Beispiel. Aber nicht nur bedeutende Chirurgen hat Oberösterreich hervorgebracht, sondern auch große Vertreter aller anderen Fach gebiete der theoretischen und praktischen Medizin sind aus diesem Lande hervor gegangen. Begreiflicherweise kann aus ihnen nur eine kleine Auswahl für diese Blätter getroffen werden, den Maßstab be stimmt der beschränkte Raum. Wer eine umfassende Schrift über die oberöster reichischen Ärzte sucht, dem sei die im Jahre 1962 erschienene „Oberösterreichische Ärztechronik" wärmstens empfohlen. Edmund Guggenberger,dem unermüdlichen Hans Finsterer im Operationssaal um 1950 Verfasser dieses Buches, wird noch von späteren Generationen Dank dafür gesagt werden, daß er die mühselige Ärbeit auf sich genommen hat, an die großen und kleinen Quellen heranzugehen, um mit wissenschaftlicher Sauberkeit das große Familienalbum der oberösterreichischen Ärzte zusammenzustellen. Vom Landarzt bis zum Nobelpreisträger sind hier alle, mit Lebensdaten und einer kurzen Würdi gung, in alphabetischer Reihenfolge ver zeichnet. So different auch ihr Lebensweg gewesen sein mag, hier sind sie verbunden, als Denkmal der Treue zu Beruf und Heimat. An dieser Stelle sei Edmund Guggenberger auch der Dank ausgesprochen, den der vor liegende Aufsatz ihm und diesem Quellen werk schuldet. Noch einen weiteren Arzt hat Oberöster reich hervorgebracht, der neben der beruf lichen Tätigkeit seinen Hang zur Einsicht in die Zusammenhänge, die nur eine historische Betrachtung bieten kann, prak tisch betätigte: Viktor Fossel. Zu Ried im Innkreis geboren, als Sohn eines Arztes, in dessen Haus übrigens der Dichter Stelzhamer häufig verkehrte, absolvierte er später, einige Jahre vor Eiseisberg, das Gymnasium in Kremsmünster. Die Univer- * Ä* pe-J fi ' % - V- • ■

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2