Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

wirken, welche zeit seines Lebens seine Stärke war: das Beispiel. Den Gedenkaufsatz über seinen Freund Alexander Brenner schloß Eiseisberg mit den Worten: „Das Andenken an den gro ßen Arzt, hervorragenden Operateur und aufrechten deutschen Mann wird fortleben, und auch in der Geschichte der Chirurgie wird Brenner dauernd einen ehrenvollen Platz einnehmen." Brenner war gebürtiger Wiener. Aber von 1888 an, bis zu seinem Tode gehörte seine volle Arbeitskraft dem Linzer Allgemeinen Krankenhause. In Wien war er Schüler von Billroth und Joseph Dittel. Von diesem zweiten chirur gischen Lehrer übernahm er die Vorliebe für die Urologie. Sogar an der Vervoll kommnung des Zystoskopes ist er wesent lich beteiligt gewesen, ferner gab er eine neue Methode der Blasennaht an. Aber nicht nur im Operationssaal war er tätig — während seiner Dienstzeit wurden an seiner Abteilung rund 50.000 Operationen durchgeführt — auch dem öffentlichen Le ben widmete er seine stets anregende Mit arbeit. So war er der erste Leiter der Linzer Freiwilligen Rettungsgesellschaft und durch viele Jahre Präsident der Oberösterreichi sche Ärztekammer. Viele spätere bedeu tende Primarärzte wurden bei ihm ausge bildet. Ganz besonders nachhaltig aber war sein Einfluß auf Wolfgang Denk. Dieser wollte sich als Sohn des bekannten ober österreichischen Augenarztes Karl Denk dem gleichen Fache widmen, ging aber, da der damalige Leiter der II. Augenklinik Ernst Fuchs vor dem Eintritt an seine Klinik eine chirurgische Vorbildung ver langte, zuerst zu Brenner nach Linz. „Die Leistungen Brenners begeisterten ihn der art, daß er beschloß, nicht Augenarzt, son dern Chirurg zu werden." Dies bezeugt uns Denks Nachfolger im Wiener Lehramt, Hubert Kunz. Brenners Empfehlung führte Denk an die Wiener Klinik zu Eiseisberg (1908). Nachdem Denk dann später in Graz die Chirurgische Klinik geführt hatte, wurde er Hocheneggs Nachfolger an der Zweiten Chirurgischen Klinik in Wien. Seine Hauptarbeit auf wissenschaftlichem Gebiete widmete er der Krebskrankheit. Ihre Früherkennung und, wenn es anginge, eine taugliche Prophylaxe war sein Ziel. Als Chirurg war er bestrebt, besonders die bei dieser Erkrankung ungeheuer schwierigen Eingriffe im Brustraum in einer für den Patienten möglichst schonenden Weise auszuführen. Wolfgang Denks Wesen zeigte immer einen großen Ernst. Alle Studierenden hatten den Eindruck, einen Arbeiter vor sich zu haben, der gewohnt ist. Schweres zu leisten, der alle Kräfte einsetzt und sich verpflichtet fühlt, auch von seinen Schülern viel zu verlangen. Seinem Vater glich er im Ernst und der Lauterkeit seiner Per sönlichkeit. Dies war oberösterreichisches Erbe. Neben Eiseisberg und Denk wirkte fast zur gleichen Zeit ein dritter Oberöster reicher in Wien als hochbedeutender Chirurg: Hans Finsterer. Als Kleinbauern kind aus Weng, einem Marktflecken in der Nähe von Braunau am Inn, mußte er schon in der Gymnasialzeit in Ried selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen. Im Jahre 1902 wurde er in Wien promoviert. Neben dem Billroth-Schüler Viktor von Hacker in Graz war vor allem Julius von Hochenegg in Wien sein Lehrer. Schon in seiner Probevorlesung — 1913 wurde er Dozent — beschäftigte er sich mit seinem Lieblingsthema: „Über die Bedeu tung der Anaesthesie für den Verlauf von Laparatomien." Später hat er durch die von ihm angewendete und energisch propagierte Lokalanaesthesie auch Patienten im hohen Alter und solche, die an erheblichen Herzund Lungenschäden litten, wegen ihrer Er krankungen im Bereiche des Magen- und Darmtraktes operiert. Einen „Herold der Lokalanaesthesie" nannte ihn darum Hans Steindl und fand noch drei weitere, Fin sterer charakterisierende Worte, nämlich seinen „monomanen Arbeitsschwung", den „immensen Fleiß" und die „penetrierende Emsigkeit". Finsterers Modifikation der Magenresekf"- ■ s» Wolfgang Denk im Hörsaal

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