Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Anton Freiherr von Eiseisberg - • A ^l' -tr ■ &I münster machte er die erste Begegnung mit den Wissenschaften. Bereits hier hat er sich zum Medizinstudium entschlossen. Die Universität besuchte er außer in Wien noch in Zürich, Würzburg und Paris. In Wien wurde er 1884 promoviert. Sehr bald danach beschäftigte er sich, bereits an der Klinik Billroths, der nun einmal der Leit stern seines Lebens wurde, mit wissen schaftlichen Fragen. Die Ursache der nach Schilddrüsenoperationen auftretenden Krampfanfälle, der tetaniformen Zustände, suchte er zuerst zu erforschen. Daneben waren es Untersuchungen bakteriologischer Fragen — er war persönlich bei Robert Koch in Berlin gewesen —, die alle Chirur gen jener Zeit in Atem hielten und denen schließlich die moderne Aseptik zu danken ist, denen Eiseisberg seine Arbeitskraft widmete. Eine dem Themenkreis der Tetanie gewidmete ausgedehnte Arbeit brachte ihm 1890 bereits die Stellung eines Dozen ten der Chirurgie. Schon drei Jahre später wurde er als Professor für dieses Fach nach Utrecht berufen, 1896 ging er in gleicher Eigenschaft nach Königsberg und 1900 trat er die Nachfolge Eduard Alberts in Wien an. Die nun folgenden drei Jahr zehnte — er lehnte zweimal eine Berufung nach Berlin ab — blieb er seiner Heimat treu und vermehrte und festigte den Welt ruf der österreichischen Chirurgie. Die Gründung der „Unfallstationen" gelang ihm zusammen mit Julius von Hochenegg und Ernst Fuchs im Jahre 1909. Diese heute unentbehrliche Einrichtung zur unverzüg lichen Hilfeleistung nach Verletzun gen weiß man erst in unseren Tagen, der Zeit der Hast und der enormen Zunahme der Verkehrsunfälle, wahrhaft zu schätzen. Eiseisberg, der selbst durchaus kein Ab stinenzler war, verwendete viel Mühe dar auf, Patienten, deren Unfallsursache der Alkohol war, für spätere Zeiten zur Mäßig keit zu erziehen. Auch dies tat er, wie alles bei seinen Schülern und Patienten, durch unmittelbar persönliche Anleitung. Während seiner Wiener Zeit beschäftigte er sich natürlich in erster Linie mit dem Hauptarbeitsgebiet seines Lehrers, der Abdominalchirurgie, die er ausbaute und mehrfach modifizierte. Doch auch einem ganz neuen Zweig seines Faches, der Neurochirurgie, widmete er eigene Arbeit und Förderung. Er war es auch, der noch im ersten Weltkrieg in ausgedehntem Maße die 1895 entdeckten Röntgenstrahlen in den Dienst der Chirurgie stellte. Hier hat ihn Guido Holzknecht tatkräftig unterstützt. Zur gleichen Zeit bahnte er die Spezialisie rung für Kieferoperationen an seiner Klinik an, die „Kieferstation" unter der Leitung seines Assistenten Hans Pichler wurde auch noch während des ersten Weltkrieges ins Leben gerufen. Bei den vielen Ehrungen, die Eiseisberg aus aller Welt entgegenströmten — er war u. a. Ehrendoktor von Athen, Budapest, Edin burgh, Genf, Leyden und Paris — blieb er immer bewußt ein treuer Sohn Oberöster reichs. Seine häufigen Besuche in Steinhaus und in Linz und hier vor allem im Opera tionssaal bei seinem später noch zu be sprechenden Freunde, Primarius Alexander Brenner,zeigen dies. Auch der Tod ereilte ihn in der Heimat. Nach der Schnellzugentgleisung bei Sankt Valentin am 25. Oktober 1939 fand ihn hier Edmund Guggenberger, der bekannte Chronist der oberösterreichischen Ärzte, der damals in dienstlicher Funktion herbeieilte, unter den Unfallopfern. Wie sein Lehrer Billroth hinterließ auch Eiseisberg viele und bedeutende Schüler. Mit elf von ihnen wurden europäische Lehrkanzeln für Chirurgie besetzt. Dane ben zählen aber auch hervorragende Ver treter der operativen Gynäkologie und OtoLaryngologie zu seinen engeren Schülern. Eiseisberg hat seinen Lebensweg noch selbst schriftlich aufgezeichnet; dieses, da mals in viel zu geringer Auflage erschie nene Buch, ist dringend jedem Medizin studenten zu empfehlen. Alle Feinheit, Lauterkeit und Größe des Autors zeigt dem Lernenden, wie nur selten eine andere Schrift, die innere Struktur einer großen Arztpersönlichkeit. Durch diese Mono graphie kann er durch eine Kraft weiter-

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