Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

I Ii Kubin-Haus Zwickledt, Arbeitszimmer Alfred Kubins in der musealen Einrichtung nach seinem Tode Für diesen dem großstädtischen Kunst- und Künstlerbetrieb offenbar nicht abholden Kubin, für seine Geneigtheit zu ungenier ten Streichen (etwa der Besuch des ,Perserprinzen Muzaffer-Eddin' in Olching bei München®) wie zur bewußten Mehrung und Vertiefung menschlicher, künstlerischer und geschäftlicher Kontakte ließe sich noch mancherlei bezeugen, doch soll der Hinweis genügen, daß München ihm die Begegnung mit der gebildeten und sprachenkundigen Hedwig verw. Gründler, Tochter des Ban kiers Schmitz aus Frankfurt am Main und Schwester des damals bekannten Schrift stellers Oskar A. H. Schmitz, bescherte, die er 1904 heiratete. Eine Reise nach Süd frankreich und Italien im Herbst 1905 so wie 1906 ein Aufenthalt in Paris scheinen eine gewisse Weitläufigkeit des späterhin so seßhaften Künstlers anzudeuten. In Pa ris besuchte er den von ihm hoch verehrten Odilon Redon (eine Art Vorläufer surreali stischer Malerei, geb. 1840) und schlug eine Einladung Picassos, in dessen Atelier im Bateau-Lavoir, Rue Ravignan 13 (heute Place Emile Goudeau) zu kommen, man gels Interesse am damals bereits vollende ten Meister der ,blauen Periode'aus! So etwa läßt sich Alfred Kubins Ort inner halb der Urban bestimmten Kunstwelt sei ner Jugendjahre charakterisieren, als er sich entschloß, im Juni 1906 von München nach Zwickledt bei Wernstein am Inn (Bezirk Schärding, Oberösterreich) zu übersiedeln. Sein Vater, ein k. u.k. Obergeometer, der seinen Ruhestand in Schärding verbrachte, hatte ihm geraten, Schloß Zwickledt zu er werben. „Schloß Zwickledt ist gar nicht das, was man zu Recht ein Schloß nennen dürfte. Es ist nur ein kleines Landhaus — ein sogenannter Freisitz — von allerdings ehrwürdigem Alter, denn es war beinahe vier Jahrhunderte lang der Sitz eines langen Geschlechts, der Ritter von Schmelzing und Wernstein. In dieser Gegend, wo es das hervorragendste Gebäude ist, heißt es seit jeher: das Schloß." So schildert Kubin selbst sein ländliches Domizil." Seit 1576 Graf Julius von Salm seinem getreuen Dienstnehmer und Verwalter Leonhard von Schmelzing, der im gleichen Jahr samt sei nem Bruder Bernhard vom Kaiser Maxi milian II. geadelt worden war, das An wesen mit zehn untertänigen Häusern ge schenkt, bis zu jenem Georg Matzinger, der den Besitz 1906 an Alfred und Hed wig Kubin verkauft hatte, hebt sich das Haus durch nichts Nennenswertes hervor. Was dem Ort an Ruf und österreichischem wie internationalem Ansehen zugewachsen ist, muß allein auf Ausstrahlung und An ziehungskraft des schöpferischen Menschen und großen Künstlers Alfred Kubin zu rückgeführt werden. Daß die Übersiedlung nach Zwickledt im Jahre 1906, also im 29. Lebensjahre Kubins,

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