Die Zeitschrift mußte 1844 infolge Geld mangels ihr Erscheinen einstellen, doch wurde seit 1840 alljährlich der sogenannte Musealbericht, seit 1922 „Jahresbericht des Oberösterreichischen Musealvereines" und seit 1947 „Jahrbuch des Oberösterreichi schen Musealvereines" genannt, veröffent licht. Auch Adalbert Stifter gehörte dem Oberösterreichischen Musealverein an. Otto Jungmair^" hat sich in einer Untersuchung mit dem Wirken des Schulrates beschäftigt. Stifter wurde in der Generalversammlung von 1852 in den Verwaltungsausschuß ge wählt und übernahm noch im gleichen Jahr das Referat für Kunst und Altertum. 1858 schlug Stifter namens eines eigens dafür eingesetzten Prüfungsausschusses vor, zur Beschaffung geeigneter Beiträge für die Jahresberichte Einladungen an entspre chende Fachkräfte ergehen zu lassen. Die Namen, die er dabei nennt, sind für uns interessant:Augustin Reslhuber,der Kremsmünsterer Mineralogie- und Mathematik professor Sigismund Fellöcker, die Floria ner Stülz, Fritz und Gaisberger, Julius Strnadt, Johann Evangelist Lamprecht u. a. Strnadt wurde 1833 in Schwertberg ge41^ .An' boren. Nach dem Besuch des Gymnasiums, wo ihn u. a. Gaisberger unterrichtete, und nach Abschluß der Universitätsstudien, die er auch auf die deutsche Rechtsgeschichte ausdehnte, trat er in den Dienst der Statthalterei in Linz. Von dort kam er als Konzeptspraktikant an das Bezirksamt St. Florian und anschließend für zehn Jahre nach Peuerbach. Nach einer weiteren Tätig keit als Gerichtsadjunkt in Neufelden, Vöcklabruck und Peuerbach wurde er 1877 Bezirksrichter in Rohrbach und ab 1881 in Kremsmünster. Strnadt war von 1888 an Vertreter des Großgrundbesitzes im Landtag. 1917 starb er. Er hat sich mit großem Erfolg der heimatlichen Rechts kunde gewidmet. Besondere Verdienste er warb er sich um die Errichtung des Landes archivs. Der Weltpriester Lamprecht, der von 1816 bis 1895 lebte, ist ein bedeutender Topo graph des Landes. Er trat 1841 mit einer Karte des Bistums Linz und 1863 mit dem Werk „Historisch-topographische Matrikel oder geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes ob der Enns" hervor. Die große Matrikel, die mehr als 1300 Orte des Lan- »■y/.. . des verzeichnet, konnte leider nicht mehr erscheinen. Lamprecht ist auch Verfasser einer umfangreichen Chronik seiner Vater stadt Schärding. Noch im gleichen Jahr 1858 konnte Stifter berichten, daß bereits eine Reihe der ge nannten Wissenschafter recht gute Beiträge geliefert hätten. 1845 hatte der Dichter übri gens mit Friedrich Simony jene berühmte Wanderung durch das Echerntal bei Hall statt gemacht, deren inneres Erlebnis sich im Bergkristall widerspiegelt'L Simony, der ausgebildete Pharmazeut, der spätere Pro fessor für Geographie an der Universität Wien und bekannte Bergsteiger, errichtete 1843 die erste Schutzhütte im Wildkar und bestieg den Dachstein, dem er die Monogra phie „Das Dachsteingebiet" gewidmet hat (1889), noch als Zweiundsiebzigjähriger^^. Unter den naturwissenschaftlich orientier ten Mitarbeitern der Jahrbücher verdienen ferner genannt zu werden: der Botaniker Johann Baptist Duftschmidt, von dem das bedeutende vierbändige Werk „Flora von Oberösterreich" stammt, der Geologe Hans Commenda, der durch seine „Materialien zur landeskundlichen Bibliographie" be kannt wurde, und der Professor für Mathe matik und Physik Gallus Wenzel von Kremsmünster, der von 1895 bis 1900 Adjunkt der Sternwarte war und eine „Klimatologie von Oberösterreich" ver öffentlichte. Während des ersten Weltkrieges trat ein weitgehender publizistischer Stillstand ein. In den anschließenden Jahrzehnten erlebte jedoch der Musealverein unter seinem Vor sitzenden Ignaz Zibermayr eine neue wis senschaftliche Blüte. Die bedeutendste Leistung des Oberöster reichischen Musealvereines war die Samm lung der oberösterreichischen Urkunden des Mittelalters und ihre Zusammenfassung in einem Diplomatar. Dieses Diplomatar bil dete dann die Grundlage für das Urkundenbuch des Landes ob der Enns, jenes Wer kes, das Hans Sturmberger einmal treffend den kleineren Bruder der Monumenta Germaniae Historica nannte und durch das Oberösterreich einen gewichtigen Anteil an der damals anbrechenden Blütezeit der deutschen Geschichtsschreibung hat. Das erste Heim für die Sammlungen des Oberösterreichischen Musealvereines war das jetzige Gebäude des Oö. Landesarchivs. Als 1896 der Umzug in das neue Haus in der Museumstraße erfolgte, leitete Julius Strnadt als Mitglied des Landesausschus ses die Gründung des Landesarchivs als wissenschaftlicher Anstalt des Landes in die Wege®^. So wurde 1896 ein Mittelpunkt für die Geschichtsforschung im Lande be gründet, der seine Bedeutung bis auf dem heutigen Tag erhalten hat. • JA ; Jodok Stülz, Propst des Stiftes St. Florian, 1859—72, Mitbegrünider des Urhunidenbuches des Landes ob der Bnns. — FotoarchiV oö. Lartdesarchiv
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