^W} 41 Anlegen wissenschaftlicher Sammlungen. Dank seiner umfangreichen Bücherankäufe wuchs die Bibliothek von rund 4000 auf 15.000 Bände. Wiesmayr zeichnete über haupt ein besonderes wissenschaftliches Denken aus, das die Grundlagen für die literarisch-historische Epoche schuf, der das Stift entgegenging. In Kremsmünster führte die gut ausgestattete Bibliothek zur Pflege der Naturwissenschaften, insbeson dere der Astronomie. Unter Abt Placidus Fixlmillner, der selbst ein bedeutender Astronom war, wurde hier 1758 nach zehn jähriger Bauzeit die Sternwarte vollendet. Das Profeßbuch berichtet von Fixlmillner, daß er vorbildlich als Mönch, bedeutend als Theologe und Astronom und solid als Komponist war. Von seinem Buch „Reipublicae sacrae origines divinae" hat ten die Zeitgenossen behauptet, es ver diene mit goldenen Lettern gedruckt zu werden. Als Astronom war Fixlmillner mit den Fachkreisen ganz Europas bekannt. In Lambach schließlich widmete sich der be rühmte Abt Maximilian Pagl mit besonde rem Eifer dem Ausbau der Stiftsbibliothek und der Förderung des Schulwesens. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 und das Klosteraufhebungspatent von 1782 brachten den Bibliotheken der verschiede nen Ordenshäuser harte Zeiten. So wurde aus den Beständen der aufgelassenen Or densniederlassungen der Jesuiten in Linz, Steyr und Traunkirchen 1774 die Bibliotheca publica, die spätere Studienbiblio thek, geschaffen. Die Studienbibliothek be sitzt daher auch zahlreiche Handschriften, Inkunabeln und ältere Druckwerke aus den Klöstern von Baumgartenberg, Wald hausen, Garsten, Gleink und Ranshofen. Große Bücherbestände von Garsten und Gleink wanderten nach Wien. Anderes Büchermaterial verschwand, da man der großen Büchermassen trotz Verordnungen und Bemühungen nicht mehr Herr werden konnte. In St. Florian entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts jene historische Ansicht des „Mathematischen Turmes" (Stern warte) der Benediktinerabtei Kremsmünster, erbaut 1748—1759. — Aufnahme E. Widder Schule^^, die mit den Namen Kurz, Stülz und Chmel der Landesgeschichte größte Impulse gab. St. Florian gab damit eine sehr überzeugende Antwort auf die Auf lösungsdrohung, vor der es gestanden war. Erst sollte das Stift ja aufgehoben werden, doch dann wurde von der Regierung ver fügt, daß nur der „personelle Überschuß" an die Pfarren abzugeben sei. Franz Kurz, 1771 in Kefermarkt geboren, fand, als er 1790 in St. Florian eintrat, bereits einladende Voraussetzungen für die Erforschung der vaterländischen Geschichte, die ihm am Herzen lag, vor. In den Jahren von 1805 bis 1809 veröffentlichte er in vier Bänden seine „Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns". Von ihm stam men auch zahlreiche Beiträge zur mittel alterlichen Geschichte, zu den Bauernkrie gen und zu vielen landeskundlichen The men. 1822 brachte er das für die Wirt schaftsgeschichte bedeutsame Werk „Öster reichs Handel in älteren Zeiten" heraus, in dem das Wirtschaftsleben im Mittelalter behandelt ist. Von 1810 bis 1843, seinem Todesjahr, war Kurz Pfarrer der Stifts kirche St. Florian. Die Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeit liegt darin, daß er seine Abhandlungen auf konkretes Urkundenmaterial aufbaute und so zum Be gründer der auf Quellenstudium aufgebau ten Geschichtsschreibung wurde. Das von Kurz begonnene Werk setzten der Vorarlberger Jodok Stülz und der in Mähren gebürtige Josef Chmel fort. Stülz, geboren 1799 zu Bezau im Bregenzerwald, studierte in Kempten, Innsbruck und Salz burg, trat unter dem wissenschaftlich inter essierten Propst Ziegler in St. Florian ein und erhielt 1824 die Priesterweihe. Stülz, dessen Talent von Kurz erkannt und geför dert wurde, schrieb 1835 eine Geschichte des Stiftes. Im gleichen Jahr wurde er Leiter der historischen Sektion am ober österreichischen Landesmuseum. Auch eine Geschichte des Stiftes Wilhering stammt aus seiner Feder. Seine bedeutendste Lei stung aber wurde die Herausgabe der ersten fünf Bände des Urkundenbuches des Landes ob der Enns. Josef Chmel, geboren 1798, stammt aus Olmütz. Er kam schon früh nach Linz, wo der Vater die Stelle eines Lyzeumprofessors angenommen hatte. 1816 wurde Chmel in St. Florian eingekleidet, 1821 empfing er die Priesterweihe. Nach Jahren seelsorg licher Tätigkeit wurde er Adjunkt des tüch tigen, aber bereits alternden Bibliothekars Klein. Über Wunsch des Grafen Starhem berg ordnete er das Archiv in Riedegg und beschrieb es in zwei Bänden. Da er sich dem Studium der vaterländischen Ge schichte zuwandte, bewilligte man ihm einen längeren Aufenthalt in Wien, um die einschlägigen Quellen studieren zu können.
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