Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Zeitereignisse von Linz nach Ulm. Nach einem kurzen zweiten Aufenthalt in Prag arbeitete er unter dem Schutz Wallensteins. 1630 starb er in Regensburg. Die Gegenreformation brachte das Ende der landständischen Schule in Oberöster reich. Da Ferdinand II. die Wiedererrichtung 'der katholischen Landschaftsschule ge nehmigte, Linz aber für zwei derartige Schulen zu klein war, schloß die evangeli sche 1624 ihre Pforten. In einer eingehenden Untersuchung, die H. Sturmberger-" in der Eröffnungsschrift der Linzer Hochschule zum Thema des Graduierungsrechtes des Linzer Lyzeums angestellt hat, wird uns die Situation von damals vor Augen geführt. Die land ständische Schule, so wird dort gezeigt, hatte bereits engen Kontakt mit Straßburg und Tübingen und zeigte Ansätze für die weitere Aufwärtsentwicklung. 1620 brach jedoch mit der Schlacht am Weißen Berg der Protestantismus in Mitteleuropa und die in der böhmischen Ständerevolution sichtbar gewordene Macht der Landstände zusammen. Die Auswirkungen dieses Er eignisses wurden auch in Oberösterreich sichtbar. Die Stände sahen sich gezwungen, mit dem Landesfürsten zusammenzugehen und in der Frage der höheren Schule den Jesuiten entgegenzukommen. So kamen Landstände und Jesuiten überein, im Jesui tenkollegium Linz ein Studium philosophicum einzuführen. Die Lehrtätigkeit wurde den Jesuiten übertragen. Die Stände ver folgten dabei das Ziel, für die Schule das Graduierungsrecht zu erlangen. Sie richte ten alsbald auch ein entsprechendes Gesuch an den Kaiser und dieser erteilte tatsächlich 1674 dem Lyzeum das Recht, den Grad eines Baccalaureus und eines Magisters zu vergeben. Da die Stände diesen Schritt beim Kaiser jedoch unternommen hatten, ohne die Jesuiten zu verständigen, entstand eine Kontroverse zwischen den beiden Part nern, die dazu führte, daß von dem Graduierungsrecht nie Gebrauch gemacht wurde. Das Lyzeum blieb immer ein Gymnasium altiorum, in dem man einen Teil der akademischen Studien betreiben, sie aber nicht abschließen konnte^L Neben den philosophischen wurden in der Folge zeit auch die juristischen und theologischen Studien ausgebaut. Das Linzer Lyzeum fand sogar das Lob der Studienhofkommission Maria Theresias. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 änderte jedoch die Verhältnisse grundlegend. Das Lyzeum blieb wohl bestehen, doch verlor es nach und nach an Bedeutung. So wurde das Theologiestudium nach verschiedenen an deren Stationen 1806 in der philosophisch theologischen Lehranstalt in der Harrach straße eingerichtet, das Jusstudium konnte noch bis etwa 1810 fortgesetzt werden, dann wurde es von Kaiser Franz auf gehoben, und das Medizinstudium fand mit dem Schuljahr 1807/08 sein Ende. Das philosophische Studium blieb bis zu der von Unterrichtsminister Graf Leo Thun-Hohenstein durchgeführten Studien reform bestehen. Wenn hier am Beispiel des Linzer Lyzeums Einfluß und Bedeutung des Jesuitenordens im Bereich des Schulwesens sichtbar ge macht wurde, soll nun kurz von zwei An gehörigen dieses Ordens die Rede sein, die uns erkennen lassen, wie weitreichend das Wirken der Jesuiten damals war^-. Der eine, Johann Grueber, war der erste Europäer, der Tibet durchquerte und von diesem Land und seinen Menschen berich- ' Banken Ücjißriiljfntfijt. '■vu - Cinjer f0Bic(|®p3üßi5enö|n^n&1!ri55iDnüP5''^^.^' J geh3uEmj28.IDkt^3, lö59-^t9^fa5tronciainpiAing, V - ■■ 166]-Ö4 Alf ßeiseiSuccf) (Il)inQ:4i6cf,3näien,|3er5ieni " '' 30, 3u Sttros^takm Ungarn A* 'j. tete. Er wurde 1623 in Linz geboren, trat nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in den Orden ein, besuchte die Universität und wurde Gymnasialprofessor. 1655 zum Priester geweiht, wurde er von seinen Ordensoberen gerufen, an einer Expedition teilzunehmen, die sich die Erschließung eines Landweges nach China zum Ziel setzte. Die in Persien herrschende Kriegs gefahr bestimmten ihn und den ihn beglei tenden Kollegen jedoch, zunächst auf dem Seeweg nach Peking zu reisen und von dort in umgekehrter Richtung den Land weg über Suchow und Samarkand nach Europa zu erschließen. Im Verlaufe eines mit unvorstellbaren Strapazen verbundenen Unternehmens überquerten Grueber und sein Begleiter Tibet, gelangten als erste Europäer nach Lhasa und kamen nach einer Winterüberquerung des Himalaja über Nepal in Indien an. 1664 kehrte Grueber über Persien und Kleinasien nach Europa zurück. Einige Jahrzehnte später entsandte der Jesuitenorden neuerlich einen Oberösterrei cher als Missionar und Forscher nach China. Es war Eugen Fridelli, der 1673 in Linz geboren wurde. Fridelli verfügte über aus gezeichnete Mathematikkenntnisse und wurde daher bald nach seiner Ankunft in China als Mathematiker an den kaiser lichen Hof berufen. Als solcher war er in den Jahren 1709 bis 1717 maßgeblich an den Vermessungsarbeiten für das chinesi sche Reichskartenwerk beteiligt. Er selbst hatte mit seinen Mitarbeitern die Hälfte der Provinzen vermessen. So ist also der Name eines Oberösterreichers mit einem Werk verbunden, das als Pionierleistung der Kartographie bezeichnet werden kann. Fridelli starb 1743 nach 37jähriger Tätig keit in China. Übrigens wirkte damals auch in Oberöster reich längere Zeit ein Priester, der in der Kartographie Bedeutung erlangte. Es war der Tiroler Georg Matthäus Vischer (1628 bis 1696), der zunächst in Andrichsfurt und ab 1666 in Leonstein als Seelsorger tätig war. Er brachte mit Unterstützung der Landstände 1674 eine wertvolle Topo graphie von Oberösterreich heraus^®. Im 18. Jahrhundert nahm die Geschichts schreibung in unserem Lande wieder einen mächtigen Aufschwung. Vor allem in den Klöstern widmete man sich in dieser Zeit verstärkt der Vergangenheit und sucl)te und forschte in den Bibliotheken und Archi ven. So erschien 1748 das Chronicon Lunaelacense des Abtes Bernhard Lidl von Mondsee, 1754 das Diplomatarium Gar stense. In St. Florian sorgte damals Propst Johann Georg Wiesmayr (1732 bis 1755) für den Ausbau der Bibliothek und das Denkmal für den Jesuitenpater Johann Grue ber (1623—1680), 1935 vor dem Jesuitenkolleg auf dem Linzer Freinberg errichtet. — Auf nahme E. Widder

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