Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

1971 Die Welt feiert die 400. Wiederkehr des Geburtstages von Johannes Repler Die Städte, in denen der große Astronom gewirkt hat, werden im Mittelpunkt inter nationalen Interesses stehen. In Linz hat Kepler 14 Jahre gelebt und ge wirkt. In zweiter Ehe ist er mit einer Ober österreicherin verheiratet, mehrere Kinder sind ihm in Linz geboren. Seine Haupt werke hat er hier vollendet. Vieles erinnert in Linz an den großen Astronomen: vornehmlich das Landhaus,in dem er gelehrt hat, die Straßen der Altstadt, der mittelalterliche Hauptplatz, Martins kirche und Stadtpfarrkirche, das ehemals kaiserliche Schloß, heute Museum für Lan desgeschichte. Alles zeigt heute noch die Atmosphäre wie zur Zeit Keplers. Im Jubiläumsjahr wird sich eine Sonderaus stellung mit Kepler befassen, Auskünfte : Städtisches Fremdenver kehrsbüro, A-4020 Linz, Hauptplatz 8. Für Reisen zu den Keplerstädten hat sich das Reisebüro „Ruefa", Linz, Landstraße Nr. 67, und die Zweigstellen im In- und Ausland spezialisiert. Biographie sich jüngst Herta Hageneder'" betaßt hat, folgte 1631 als Burggraf, bald jedoch erhielt er bedeutendere Stellen bei Hof. Er hat uns aus seiner Tätigkeit als Bevollmächtigter bei den Westfälischen Friedensverhandlungen (1644 bis 1649) in Osnabrück ein Diarium hinterlassen. Wiederum aus Niederösterreich stammte Job Hartmann von Enenkel. Er kam 1601 nach dem Schlößchen Leombach bei Wels und führte von 1610 bis 1613 die Aufsicht über die Landschaftsschule in Linz. Von da her rührt seine Verbindung zu Megiser. 1613 erwarb Enenkel das Schloß Lichten egg, später übersiedelte er nach Wien. 1627 starb er. Von ihm bekannt geworden sind seine CoIIectanea Geneologica, in denen er Streuns genealogische Sammlungen fort setzte und ergänzte. Einen großen Beitrag zur Geschichte der oberösterreichischen Stände hat Georg Adam von Hoheneck geleistet. Hoheneck wurde 1669 in Schlüsselberg bei Gries kirchen geboren und erreichte im Jahre 1716 für sich und seine Nachkommen die Bestätigung und Erneuerung des schon von seinen Ahnen geführten Freiherrenstandes. Er kaufte auch mehrere Herrschaften und Güter, darunter Gallspach. In den Jahren 1727, 1732 und 1747 veröffentlichte er drei Bände seines wichtigen genealogischen Werkes „Die löblichen Herren Stände...". Zugleich legte er in Schlüsselberg ein wertvolles Archiv an. Unter den Samm lungen, die er erwarb, befinden sich Werke aus den Büchereien von Enenkel, Megiser und dem Steyrer Historiker Valentin Freuenhueber. Eine größere Anzahl von Werken seiner Vorgänger ließ er abschrei ben, er selbst kopierte 14 Bände der adels geschichtlichen Sammlung des Genealogen Streun. Das Schlüsselberger Archiv bildete nach der Brandkatastrophe von 1800 die Grundlage für den Wiederaufbau des Archivs und der Bibliothek der Stände. In Steyr lebte im 17. Jahrhundert der be deutendste Stadthistoriograph der Epoche: Valentin Freuenhueber. Seine zwischen 1625 und 1630 veröffentlichten Annales Styrenses stellen nach Zibermayr „durch die feste archivalische Grundlage die erste Stadtgeschichte des Landes, ja Österreichs dar, die diesen Namen verdient. Sie über ragen in der kundigen Form des Verarbei tens der Quellen und Darstellens sowie in der Gediegenheit des Inhalts für lange alle ähnlichen Versuche." Freuenhueber wurde in Radmer, Bezirk Hieflau, geboren, stu dierte in Graz, wurde Schreiber in der Stadtkanzlei Steyr und anschließend Sekre tär der Innerberger Gewerkschaft. Steyr galt damals auch als eine der starken Bastionen des evangelischen Glaubens. Als Herberstorf die Wahl eines katholischen Rates verlangte, soll es hier nur noch 16 katholische Bürger gegeben haben, unter ihnen den Chronisten der Stadt,Jakob Zettl. Der überzeugte Frotestant Freuenhueber mußte die Stadt verlassen und ging nach Regensburg. Dort schrieb er ein kleines Buch über die Burg von Steyr. Später ge lang es ihm,im niederösterreichischen Salaberg eine Stellung zu finden. 1642 starb er und wurde in Haag begraben. Von ihm stammt auch der sogenannte Historische Catalogus, in dem nicht nur die Landes hauptleute und Anwälte Oberösterreichs, sondern auch die Vizedome und Land schreiber verzeichnet sind. (Historischer Catalogus, darinnen neben kurtzer Be schreibung über das Ertzherzogthumb Oesterreich ob der Ennß, desselben fuergesetzte geweste Landeshauptleuth, Ver walter, Vitdomb und Landschreiber von anno 1204 bis auf gegenwärtige Zeit be griffen, Wien 1652.) Noch ein Name soll kurz erwähnt werden. Es ist Leopold Josef Sindt, der Sohn des Gründers der (nunmehr allerdings nicht mehr existierenden) Linzer Wollzeugfabrik. Er lebte von 1674 bis 1747 und besitzt wesentlichen Anteil am Aufbau des Linzer Stadtarchivs. Von ihm stammt eine genau geführte Zusammenstellimg der damaligen Bestände. Angeschlossen sind ein Verzeich nis der Linzer Bürgermeister, Stadtrichter, Stadtschreiber sowie verschiedene Angaben über Linzer Kirchen und bedeutende Häu ser in der Stadt. Auf Sindt zurückzuführen oder zumindest von ihm beeinflußt ist der erste Teil des Werkes „Chronologische Be schreibung der kays. königl. und landes fürstlichen Haupt Stadt Linz nebst ver schiedenen Merckwürdigkeiten dieses Erz herzogthums Oesterreich ob der Ennß". Wenn wir nochmals auf das 16. und 17. Jahrhundert zurückblicken, werden wir finden, daß damals das geistige Leben und vor allem das Schul- und Erziehungswesen — wie übrigens überall in Osterreich — von den religiösen Auseinandersetzungen dieser Zeit beeinflußt und beeinträchtigt war. Wir sehen dies in einzelnen Städten Oberösterreichs, wo neben den katholi schen nun auch protestantische Schulen er richtet wurden. Wir können dies aber vor allem am Beispiel der adeligen Landschafts schule beobachten, die zunächst in dem leerstehenden Ennser Minoritenkloster un tergebracht war, das Maximilian II. 1566 den Ständen geschenkt hatte, und 1574 nach der Errichtung eines entsprechenden Schulgebäudes in das Landhaus nach Linz übersiedelte. Franz Ffeffer hat in einer län geren Abhandlung^' die Frage der Situierung dieser Schule im Landhaus erörtert und weitgehende Klarheit geschaffen. An dieser Schule wirkten ausgezeichnete Leh rer: so der aus Schlesien stammende Dich ter und Fädagoge Georg Calaminus, der uns bereits bekannte Historiker und Genea loge Hieronymus Megiser, der übrigens auch das Fürstenbuch von Jans Enenkel herausgab und obendrein als Linquist und Fädagoge bekannt wurde, ferner Johannes Brassicanus'®, der 1609 als Schulkantor nach Linz kam, Daniel Hitzler, der der Schule „globos, Tafeln und Sphaeras"

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