Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Die Konfusion im Zauberreiche, oder: Zauberei über Zauberei. Große komische Zauber pantomime mit Fl'Ugwerken, Maschinen und Evolutionen. Von K. Schadetzky. Musik: M. Hebenstreit. Ersitaufführung: 27. März 1840-". Wolfsklau der Rauhritter, oder: Der Biurggeist. Große SpektakelnPantomime mit Chören, Gruppierungen und Gefechten. Von Joh. Fenzl. Miusik: Aid. Mü-Mer. Aufgeführt: 24. und 25. Mai 1841-'. Schwarze Mandl. (Stückcharakter unbekannt, da kein Roillenheft erhalten). Erstauffüh rung: 19. Nov. 184128. Am Leopoldstädter Theater, das damals, insbesonders unter der Leitung des tüch tigen Direktors Carl, durch seine hervor ragenden Ausstattungen und spektakulä ren bühnentechnischen Effekte berühmt war, hatte Gebel ausreichende Gelegenheit, sich die für seinen Beruf erforderlichen technischen wie künstlerischen Kenntnisse und Erfahrungen zu erwerben. In Wien, das als Theaterstadt bereits europäischen Ruf genoß und auch eine Reihe hervor ragender Bühnenbildner aufzuweisen hatte, standen einem jungen strebsamen Theater maler zudem alle Wege offen, seinen künst lerischen Geschmack an den Schöpfungen großer Vorbilder zu schulen. Die aus der Wiener Zeit im Nachlaß Gebeis vorliegen den Dekorationsentwürfe geben uns denn auch getreulichen Bericht über die von ihm kopierten bzw. als Vorlage benützten Büh nenbilder und Aufschluß über die von ihm bevorzugten Künstler dieses Metiers. Unter insgesamt 448 Entwürfen aus dem Zeitraum von 1831 bis 1845 tragen mehr als die Hälfte (283 Nummern) auf der Rückseite Gebeis Vermerk „nach M.Mayr". An zweiter Stelle steht der Name „St. Dolliner" mit 77 Dekorationen. 26 Blätter nennen als Urheber den um die Mitte der dreißiger Jahre am Theater an der Wien tätigen und vorher gelegentlich am Leo poldstädter Theater beschäftigten Dekora teur Franz Institoris^®. Mit 17 bzw. 9 Blät tern folgen Antonio und Johann Bapt. de Pian®". Neben Hermann Neefe (Neffe) (10 Entwürfe) und Räbiger (Räbinger) (11) scheinen schließlich mit einem oder mehre ren Blättern die Künstlernamen Arigoni (1), M. Gail (4), Theodor Jachimowicz (2)^', Janitz (1), Jung (1), Los (1), Josef Sailer (3), Philipp von Stubenrauch (1) und auch der des 1794 bis 1810 als Dekorateur an den beiden Wiener Hoftheatern tätigen Meisters Lorenzo Sacchetti (1759—1828) in einem 1831 kopierten Entwurf auf. In dem von Gebel am häufigsten zitierten Bühnenbildner M. Mayr dürfen wir mit größter Wahrscheinlichkeit seinen Lehr meister und späteren Kollegen Michael Orientalischer Garten. Dekorationsentwurf für den berühmten Wiener Tanzsaai „Zum Sperl". Rückwand mit Bogen und Vordergrund nach M. Mayr, datiert 22. u. 25. Juli 1844, bezeichnet „Zum Sperl 1 f. Strauß", Feder aquarelliert, Gebel-Nachlaß, Inv. Nr. 678 Mayr vermuten, der in Wolffs Almanach für das Jahr 1840 gemeinsam mit Johann Baptist de Pian und Andreas Räbinger mit Vor- und Nachnamen als Dekorationsmaler der damals unter der Direktion Carl ver einigten Theater an der Wien und in der Leopoldstadt und von 1841 bis 1845 zu sammen mit Gebel in gleicher Eigenschaft an der Leopoldstädter Bühne genannt wird®2^ Schon während seiner Lehr- und Praktikan tenjahre, aber auch später noch, hat sich Gebel um selbständige künstlerische Auf gaben bemüht und die verschiedensten Privataufträge ausgeführt. So lieferte er wiederholt Dekorationen für die damals bekannten und beliebten Wiener Vergnü gungslokale und Etablissements wie etwa Wagners Kaffefehaus im Prater^^^ Jas ParadeisgarteP'', den „Sperl"®^, Daums „Elysium"28 oder das „Universum"''®', die privaten Bühnen der Barone Dietrich®®und Pasqualati®®®* sowie für das Haustheater des Fürsten Metternich""*, weiters für einen nicht näher bezeichneten Auftraggeber in Hietzing^', „zur Arena in Preßburg"'*^ und das Theater in Olmütz"*^. Daß Gebel auch einmal für die Gestaltung des heiligen Grabes zu Donnerskirchen im Burgenland einen szenischen Entwurf beistellte, sei hier als interessantes zeitgeschichtliches Detail und Beleg für seine berufliche Tätigkeit ergänzend angemerkt"'"'. Mit großem Eifer und unermüdlichem Fleiß benützte außerdem Gebel die ihm zur Verfügung stehende Freizeit dazu, die Stadt mit ihren Vororten und ihrer Um gebung zeichnend und aquarellierend zu durchstreifen, Architektur- und Land schaftsmotive in eigenen Naturaufnahmen zu sammeln und sich so einen privaten Fundus von Motiven und Dekorationsent würfen zu schaffen, der es ihm in zuneh mendem Maße ermöglichen sollte, sich in seiner künstlerischen Arbeit von den bis herigen Vorbildern frei zu machen und einen persönlichen Stil zu entwickeln. Damit eröffnet sich uns eine besondere Seite seines Schaffens, die im Nachlaß an zahllosen Beispielen bis in die letzten Lebensjahre verfolgt werden kann und für den an der Akademie im Landschaftsfach ausgebilde ten Künstler bezeichnend ist, ebenso aber auch als Beweis für die in jenen Jahr zehnten sich in der Kunst allgemein voll ziehende Hinwendung zum Naturvorbild und zur naturalistischen Darstellungsweise gelten kann. Auf das im Nachlaß in großer Zahl vor liegende Material dieser Art, das eine reiche Fundgrube architektonischer Studien, be merkenswerter Interieurs sowie interessan ter Landschaftswiedergaben vor allem zur historischen Topographie und Baugeschichte Wiens darstellt, kann hier nur mit einigen Ortsangaben und Bestandszahlen summa risch hingewiesen werden"'''®. Auch für die Erforschung der weiteren beruflichen Tätigkeit des Theatermalers Gebel bildet wiederum sein künstlerischer Nachlaß die wichtigste und ergiebigste Quelle. Wir ersehen daraus u. a., daß Gebel, der bis zum Sommer 1845 als De korateur am Leopoldstädter Theater be schäftigt war und während dieser Zeit ge legentlich auch Bühnenbilder für das Thea ter an der Wien und in der JosefStadt sowie das Operntheater am Kärntnertor ent warf""®, anschließend nach Hamburg ging, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach an dem II«!•'"*I.T U V ■ fi "VX. „

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