Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Ritter „Adio patria", Bleistiftzeichnung, um 1840,Stadtmuseum München,Inv. Nr.S 113 Aufträgen, Selbstzweckzeichnungen, Gele genheitsarbeiten, so sind besonders die Fol gen der Blätter von Montegrotto und zahl reiche Nymphenskizzen künstlerische Höhepunkte und den ausgeführten Skulp turen, besonders der Spätzeit, überlegen. Die Zeichnungen begleiten ihn und, gese hen neben seinen Entwürfen als Bildhauer, wird man oft ratlos, denkt mehr an den zeichnerischen Romantiker, der zum Poeten wird, und vergißt dabei den Bildhauer so vieler Denkmäler in München, Bayern, Deutschland, Österreich, Schweden und in der Tschechoslowakei. Seine Zeichnungen sind manchmal leicht hingeworfene Inspirationen, aber auch innerlich schwer erkämpfte Äußerungen. Sie sind nicht nur Selbstzweck, sondern ge ben Schwanthalers künstlerische Selbstbe kenntnisse kund, sind ein Vermächtnis des Künstlers, das ein Reim so ausdrückt: „So steh denn hier in Gotteshand Der Turm am felsigen Uferrand, Gebauet nicht um eitle Ehr, Zu Trutz nicht oder Waffenwehr. Nur früher Jugend schöner Traum Soll steigen empor im trauten Raum. Der Blick in die Berge, die Luft so klar. Vom Flusse das Rauschen wunderbar. Der Freunde Wort und Sag'und Sang Erfrische das Herz im Lebensdrang!" Die Gegenwart flicht Schwanthaler wie zu seinen Lebzeiten wieder Kränze, und so sei zum Schluß dem Münchner Schriftsteller Karl Spengler das Wort gegeben, der in seinem 1960 erschienenen „Münchner Straßenbummel" unter anderem den Künstler wie folgt würdigt: „Ludwig Schwanthaler, ein Mann von echtdeutscher Gesinnung, von Geist und Herz, voll richtig über schauenden Blickes, voll Redlichkeit." Und weiter: „Aber wenn wir heute an der Bavaria vorübergehen und sie als Genius unseres Landes sehen, wie sie bayerischer nicht empfunden sein könnte, so sollten wir daran denken, daß sie die Züge jener Frau trägt, die des Meisters große Liebe war." — Nicht nur Liebe zu einer Frau, sondern zu einem Bayern,zu seinem dama ligen Deutschland. LITERATURNACHWEIS Christian Arnold: Konrad Eberhard, 1768— 1859, Bildhauer und Maler, Augsburg 1964. Karl Birkmayer: Monacensia Sammler und Monacensia Sammlungen; Sonderdruck aus Oberbayerisches Archiv, 87 Bd., München 1963. I ■■ ■ I, •; i ^ t' f., i. . J 4' fe-, ;y, . i: V i«4 ■ ■ Brückbräu: Burg Schwaneck und Meister Schwanthaler,Augsburg 1853. Luigi von Buerkel: Heinrich Bürkel,1802—1869, Ein Malerleben der Biedermeierzeit, Mün chen 1940. Hermann Bünemann: Moritz von Schwind, Königstein im Taunus 1963. Benedetto Croce: Geschichte Europas im neun zehnten Jahrhundert, Wien - Zürich 1947. Adolf Feulner: Münchner Malerei um 1800, München 1920. Festschrift: Zur Vierhundert-Jahr-Feier des Wilhelmsgymnasiums 1559—1959, München 1959. Eugen Franz: München als deutsche Kultur stadt im 19. Jahrhundert, Berlin und Leipzig 1936. Karl Eidlinger: Vom Erlebnis der Landschaft, Rundfunkvorträge i. österr. Rundfunk,1945, 1948. Theodore Gautier: Histoire de romantisme, 4. Aufl., Paris 1884. Otto Grautoff: Moritz von Schwind, in Kunst und Handwerk, in: Zeitschrift des bayer. Kunstgewerbevereins, 54. Jg., H. 5, München 1904. Otto Grautoff: Moritz von Schwind zum 100. Geburtstag, in: Monatsbericht über Kunst und Kunstwissenschaft, herausg. v. H. Helbing, München, 3 (1903), 279/91. Bruno Grimschitz: Die österreichische Zeich nung im 19. Jahrhundert, Wien 1928. Wilhelm Hausenstein: Meister und Werke, München 1930, S. 167 ff. Wilhelm Hausenstein: Liebe zu München, München 1958, S. 74—80. Oswald Hederer: Leo von Klenze, Persönlich keit und Werk,München 1964. Alexander Heilmeyer: Die Plastik des neun zehnten Jahrhunderts in München, München 1931. Georg Hermann: Das Biedermeier im Spiegel seiner Zeit, Oldenburg und Hamburg 1965.

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