Links: Aus dem Leben der „Humpenburg", Auszug der Mitglieder der „Humpenburg" vom alten in das neue Lokal in der heutigen Schwanthalerstraße (München), aus der Folge: Hum penburg, 1819—1840, Stadtmuseum München, Inv. Nr. 5 4 :/■ . Rechts: Aus dem Leben der „Humpenburg", Einzug der Humpenburg-Ritter in die Salvatorkirche, aus der Folge: Humpenburg, 1819—1840, Stadtmuseum München, Inv. Nr. S 3 f ' - f sitzt der Vetter Anton Schwanthaler als Mönch mit der Schwester Rosalie Schwan thaler als anmutigem Burgfräulein. Voraus reiten als Turnierer der Maler Xaver Lang von Wurzach, Maler Georg Hiltensperger, Eduard von Ried und Heinrich Hofstetter, Rechtswissenschafter, später Bischof von Passau; ihnen folgen in der Mitte der Burgherr Ludwig Schwanthaler, dann Graf Franz von Pocci, Bildhauer Hotz als Ehren herold mit großem Pokal, Baron Nothaft mit dem Vetter Franz Xaver Schwanthaler. Es schließen sich an der Philologe Friedrich Beck als Posaunenbläser und der froh biedere Joseph Schlotthauer als Minne sänger. In den zahlreichen Blättern, die dieser Gesellschaft gewidmet sind, ist Schwanthaler mit ganzem Herzen an der Arbeit. Sie sind oft dilettantisch gezeichnet, der vehemente, sichere Strich verrät jedoch den Entwurfszeichner zahlreicher Monu mente in Erz. Seine Zeichnungen sind Skizzen voll Humor und Witz, voll Aus gelassenheit und Schalk, die ihn begleiten bis zu seinem Lebensende. Sie sind ge zeichnete biographische Episoden, gezeich nete Psychogramme. Aus der Begegnung mit Pocci, mit Görres und den Freunden der Humpenburg entsteht eine Folge von Themen, die uns tief in Schwanthalers Psyche schauen lassen: Hexenspuk, Geisterhatz im Geisenfelderforste, ernste und lustige Angelegenheiten des Teufels und seiner Sippe, Erscheinungen des sogenann ten Waldjacks oder Diabolus, gestaltet aus Erlebnissen und Träumen des Künstlers bei seinen Wanderungen durch die Isarauen und die Wälder um Schwaneck. Ein Ge spräch mit Brückbräu am 14. April 1844 könnte für die Folge der Geister- und Spukgeschichten eine Erklärung geben: „Schon als Knabe hatte ich eine sehr leb hafte Phantasie, las nichts lieber als Ritter und Geistergeschichten und ergötzte mich an dem abenteuerlichen Zustand des Mittel alters. Aus diesem Umstand werden Sie sich meine noch immer andauernde Vor liebe für merkwürdige Sachen aus dieser Zeit erklären können. Ich bin noch jetzt ein großer Freund von Ritter- und Geister geschichten." Mit vehementen Strichen zeichnet Schwanthaler die Blätter dieser Folge, zeichnerisch verdichtet und von präg nanter Aussage. Es sind Arbeiten, die das Geheimnis, die Stille und Erhabenheit des I 'ä I -'A :!ij il U!!p| iris^^ ® fe' ! '4 ' I i h - 1 .; V VjaL '• & iii i, \1 MM // h\ i t Waldes in sich tragen, die aber auch Be klemmung, Angst, Unruhe und innere Un sicherheit aussagen. Das am Abend des 29. April 1818 von deutschen Künstlern in Rom gefeierte „Nationalfest" war für das Künstlerleben in München von großer Bedeutung, war Anstoß für die Gründung von Künstler gesellschaften und Künstlervereinigungen, Künstlergruppen und Künstlergrüppchen. Die Künstlerfeste dieser Gesellschaften und Vereinigungen gehen ein in die Kunst geschichte der Stadt München und werden fördernd für die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts überhaupt. Die „Gesell schaft zu den drei Schilden", die 1831 ge gründet worden war und an der Lerchenauerstraße (jetzt Schwanthalerstraße) tagte, in dem Häuschen, das später Schwanthalers Werkstätte aufnahm, war zwar weniger eine Künstlergesellschaft, als eine Ver einigung, die sich die Pflege der Alter tumskunde zur Aufgabe gemacht hatte, im Geiste des Mittelalters und der Romantik. „Dort erblickte oder erschaute man schattenhaft gegenständliche Wunder von Treue, Ergebenheit, Reinheit, Großmut, von Zucht und Zuchtlosigkeit zugleich, das Be ständige im Wechsel mit dem Überraschen den, ein einfältiges Leben in friedlich um hegter Kleinwelt, einen Zauber von abenteuerlichem Schweifen durch unbe kannte, unheimliche Fernen. Dieser Reli gion des Mittelalters verdanken wir die mehr oder weniger akademischen Restaurationen von alten Burgen und Kir chen, die falsche Gotik, die durch ganz Europa wucherte, die falsche Poesie, die sich dilettantisch in mittelalterlicher Epik und Lyrik und in Mysterien erging, die
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