Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

V<VVv^~'' /w«- mimwm 'm. *4/07 jM ;?r ,:?/5^/^ •^:r.^:'C>:rd^Ü, töSto>> ;^.i "'.. w--. ii/(. jß,_ ., • ,^'f^" tj-Jr MAji>- J.Va. l/lviii-W'p 'pi/u'i h rv • - >; "> : A - 'I J [^7 \i und der Ahnen zurück bis zum Bildschnitzer Thomas Schwanthaler aus Ried im Innkreis. Die Schule und das Wilhelmsgymnasium in München erweitern, dank des Friedrich Thierschen Lehrplanes, die geistige und künstlerische Welt des jungen Ludwig Schwanthaler: die deutsche Vergangenheit, deutsche Dichtung, Klopstocks „Messias", Voßens „Luise", Goethes „Hermann und Dorothea", „Nibelungenlied", „Parzifal", aber auch Homers „Odyssee". Die Universialität des Geistes wird angestrebt, um ein volles Menschendasein zu entfalten. Und Ludwig Schwanthaler war ein emsi ger, gelehriger Schüler. Von 1818 an zeichnete der Künstler in der Akademie zu München nach Gipsmodel len. Sein Lehrer war der ihm unliebsame Peter Langer. Seiner oft ungezügelten Phantasie gefiel das Zeichnen nach Gips modellen gar nicht und man spürt auch deutlich das trockene Gips- oder Marmor vorbild. Mit Genauigkeit wird die Vorlage in die Zeichnung übernommen. Die Schat tierungen werden mit gebogener Parallelschraffur herausgearbeitet. Ein Medusen haupt und ein Niobe-Kopf geben davon Zeugnis, belegen aber auch Geist oder Un geist der Akademie, von der Heinrich Bürkel, der Maler oberbayerischen Genres und oberbayerischer Landschaften, schreibt: „In seiner Akademie hatte sich der Olymp niedergelassen. In Gipsmodellen warteten Göttinnen und Götter auf die Wiedergabe, sei es auch nur einzelner Körperteile, durch die Schüler des Akademiedirektors." Seines Berufszieles noch nicht sicher, lernte Schwanthaler bei Albrecht Adam die Schlachtenmalerei, ganz erfüllt vom Lärm napoleonischer Schlachten, vom Freiheits krieg der Deutschen, im Banne der Be geisterung seines bayerischen und „deut schen Königs" Ludwig 1. Wie in einem Film erleben wir die Schlacht um Moskau und erschauern beim Anblick des Brandes dieser Stadt, wir fühlen die Qualen und Leiden der zum Rückzug gezwungenen Großen Armee über die weiten verschneiten Felder Rußlands. Schwanthaler zeichnet Episoden aus diesem historischen Rückzug 1812, Einzelbilder von Soldaten der baye rischen, preußischen und französischen Armee im Geiste und nach dem Vorbild der großen deutschen Schlachtenmaler des 19. Jahrhunderts: Wilhelm Kobell, Peter Heß und Albrecht Adam. Doch die Schlacht ist vorbei, der Rückzug beginnt und schon dämmert das Ende des Schlachtengenres. Durch den Einfluß dieser großen Drei wird in den erwähnten Blät tern eine großzügige Aufteilung der Bild fläche bewirkt, eine konstante Gliederung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund er reicht, wobei der Vordergrund bei farbigen Blättern besonders stark gedunkelt ist. Der Übergang vom Mittel- zum Hintergrund wird durch Pulverdampf in Ungewisses, Schicksalhaftes gehüllt, doch der hellblaue Himmel, zwar vom Feuer der Artillerie rot gefärbt, verspricht Hoffnung, Erlösung und Heimkehr. Die in Feder ausgeführten Blätter sind in einem oft heftigen flüssigen Umriß gezeichnet, mit dem Schwanthaler allein die volle Körperlichkeit des Gegen standes bildet. Das intensive Naturstudium verrät dabei den kommenden Bildhauer, den Sohn des Klassizisten Franz Schwanthaler, des Meisters des „Harmlos" im Münchner

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