Karl Eidlinger Die romantischen Zeichnungen des Ludwig Michael Ritter v.Schwanthaler Im Vorwort seines im Jahre 1885 der Öffentlichkeit übergebenen Katalogs der Originalentwürfe und Zeichnungen Ludwig Schwanthalers schreibt der Verfasser und Herausgeber F. Reichardt: „Schwanthalers Name und seine Werke werden von den Gebildeten aller Nationen hochgehalten. bewundert und unvergänglich bleiben ... Bei den Erben Schwanthalers besteht nur noch der einzige Wunsch,dieser reichhaltige Kunstnachlaß, welcher zur Completierung der an den bayerischen Staat übergegan genen Kunstnachlasse F. v. Gärtners und L. V. Klenzes notwendig ist, möge auch dem Staate Bayern erhalten bleiben und nicht wie die Cornelius-Cartons für die Fresken der Ludwigskirche in das Berliner Museum oder ins Ausland wandern." 2120 Zeichnungen in Sepia, Feder, Bleistift und Aquarell enthält der Katalog, ein schließlich der Zeichnungen von Franz, Anton, Peter, Franz Xaver und Rudolph Schwanthaler. Uns interessieren besonders die Zeichnun gen, die zum reinen Selbstzweck ausge führt wurden, also freie, ungebundene Skizzen, Gelegenheitsarbeiten, als Stimu lans zwischen den Pflichtentwürfen für seine Auftraggeber. Diese Zeichnungen be gleiten ihn von seiner frühen Jugend bis zum Tode. Die Kinder- und Schulzeichnungen, wenn sie in die Betrachtung einbezogen werden, sind kindlich naive Ungereimtheiten, aber schon mit Phantasie und keimenden roman tischen Idealen ausgezeichnet: ein gewal tiges Höhlen-Inneres birgt die Mannen des Odysseus und der Blick sucht durch ein Höhlenfenster die Weite des Meeres. Im Fenstermotiv ist romantische Ingredienz sichtbar, in der stofflichen und farbigen Konzentration erschließen sich künstlerische Möglichkeiten; noch kleinlich aufgeteilt, doch voll ausbrechender Erzählerlust. Bur gen werden gezeichnet, Trinkgelage in Burg räumen, Gefechte, Ritter, Reiter, Turniere. Sie hinterlassen einen panoramenhaften Eindruck und gestatten uns einen Blick in ein Kinderzimmer mit Zinnsoldaten und gebastelter Burg. Wir erfreuen uns an einer unbelasteten Kinderseele, in der geballte Phantasie sich vorbereitet. Es steckt darin das künstlerische Erbe seines Vaters Franz ■ Iräc^ SA,.' -'"C r * Links; Niobe, Studienblatt aus der Akademie zeit 1820, Kohle- und Bleistiftzeichnung, Stadt museum München,Inv. Nr.S 125 Rechts: Russischer Feldzug 1812, aus der Folge: Blätter zum Napoleonischen Krieg 1812, Stadt museum München,Inv. Nr.5 191
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