Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

sein Großvater väterlicherseits aus dem Passauischen kam und er selbst in Kopfing am 24. März 1866 geboren ist, also im Innviertel, das ja erst 50 Jahre vorher end gültig zu Österreich gekommen ist. Hauser, Sohn des Kirchenwirts in Kopfing, ist je doch sehr bald nach seiner Geburt mit seinen Eltern nach Natternbach, also ins alte Land ob der Enns, übersiedelt und dort aufgewachsen. Nach der Absolvierung der Gymnasialstudien bei den Jesuiten am Freinberg und des Theologiestudiums am Linzer Priesterseminar wurde Hauser 1889 zum Priester geweiht, wirkte kurz in der Seelsorge und war dann (1891) Sekretär des oberösterreichischen Volkskredits, jenes Geldinstitutes, das im engen Kontakt mit der politischen Landesorganisation der Katholisch-Konservativen, dem Katho lischen Volksverein, stand. Hauser ging sehr früh in die Politik und hatte bald eine führende Rolle im Volksverein. Bereits am 14. Juni 1899 wurde er in den Landtag gewählt und kam Ende des Jahres 1902 als Mitglied in den Landesausschuß. Nach Ebenhochs Abgang nach Wien wurde Hauser am 4. Mai 1908 vom Kaiser zum Landeshauptmann ernannt. Der „Land kaplan", wie die liberale Presse damals verächtlich meinte, war Landeshauptmann geworden. Seine Amtszeit gliedert sich durch den Zusammenbruch der Monarchie deutlich in zwei Perioden und umfaßte ins gesamt fast zwei Jahrzehnte. Dem vom Kaiser ernannten Landeshauptmann Hauser folgte in der jungen Republik der nach den Landtagswahlen vom 18. Mai 1919 in der ersten Sitzung des Landtages per acclamationem gewählte republikanische Landeshauptmann Hauser im Amte. Vorher schon gab es Provisorien: Bereits am 2. November 1918 hatte Hauser im Auf trag des deutsch-österreichischen Staats rates die Führung der provisorischen Lan desregierung in Oberösterreich übernom men, und die am 18. November 1918 erst mals zusammengetretene Landesversamm lung hatte ihn schon zum Landeshaupt mann gewählt. — Die Wahlrechtsänderung von 1909, welche die allgemeine Wähler kurie und den Einzug der Sozialdemokra ten in den Landtag brachte, fällt in die erste Zeit Hausers als Landeshauptmann. Man hat sein Wirken für das Straßen wesen Oberösterreichs, für die Moderni sierung des Verkehrs (Omnibuslinien), für die Landwirtschaft, für den Fremdenver kehr und für die Kuranstalten des Landes in Bad Hall und Bad Ischl besonders betont. Hauser sah — seiner geistigen Herkunft aus dem 19. Jahrhundert entsprechend — seinen Gegner in erster Linie immer bei den Liberalen, keineswegs sosehr bei den Sozialdemokraten. Er war eine energische, kampfesfreudige Natur, ein blendender Redner, ein Mann aus dem Volke, der stets lebendigen Kontakt zum Volk hielt, ein durchaus populärer Mann — ein Mann demokratischen Denkens, ein Gegner der Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser. — Auf nahme: Bildarchiv der österr. Nationalbibliothek f Aufstellung von Wehrverbänden im Lande. Neben seiner Schärfe in der politischen Auseinandersetzung wird seine Noblesse gegenüber den Andersdenkenden und sein sprühender Humor besonders erwähnt. Der Volkswitz, der den Landeshauptmann mit dem Bauerngeselchten verglich, das außen schwarz, innen aber rot sei, deutete auf Hausers demokratisches Wesen. Hauser war ein Gegner des staatlichen Zentralis mus und überzeugter Föderalist, ein, wie man sagte,„ungekrönter König" von Ober österreich. Mit Recht hat man von ihm gesagt: „Ganz Herr, aber leutselig mit allen glänzenden Eigenschaften einer Füh rernatur"(Langoth). Hausers politische Bedeutung ging weit über sein Land hinaus. Er hatte schon in der Monarchie dem Abgeordnetenhaus an gehört, war letzter Präsident der Delega tionen und nahm in den Krisentagen im Oktober-November 1918 als Führer der christlich-sozialen Partei an den großen Entscheidungen wesentlich teil. Hauser hat sich damals für die republikanische Staats form entschieden. Als einer der drei Präsi denten der Nationalversammlung und Mit glied des deutsch-österreichischen Staats rates stand er mit an der Spitze der jungen Republik. Noch bis 1927 gehörte er dem Nationalrat an. Hauser — seit 1913 auch päpstlicher Hausprälat — stand wegen seiner Entscheidung für die Republik bis unmittelbar vor seinem Tod in einem gewissen Gegensatz zu Bischof Dr. Johan nes Maria Gföllner. Landeshauptmann Hauser starb am 8. Februar 1927 und wurde in der Äbtegruft des Stiftes Wilhering beigesetzt. Sein langjähriger Stellver treter in der oberösterreichischen Landes regierung und politischer Gegner, der Großdeutsche Franz Langoth, nannte ihn einen „seltenen Menschen, der ein echter Volksmann, ein kluger politischer Kopf ge wesen ist". Wichtigste Literatur: Linzer Volksblatt 1927, Nr. 30 bis 36. Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexikon (1931). österr. Biogr. Lexikon 2 (1959). F. Langoth, Kampf um Österreich (1951). F. Honeder, Johann Nepomuk Hauser, 1866 bis 1927. Jahresberichte des bischöflichen Gym nasiums Kollegium Petrinum 1967/68 und 1968/69. 8. Dr. Josef Schlegel Landeshauptmann von 1927 bis 1934 Dr. Josef Schlegel war einer jener jungen katholischen Akademiker, von denen der Deutsch-Nationale Dr. C. Beurle sagte, sie seien von den „Klerikalen" ins Land ge rufen worden, um die Intelligenz zu ge-

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