PORTRÄTS AUS OBERÖSTERREIGH Dr. Hans Sturmherger Die Landeshauptmänner von Oberösterreich seit1861 Dr. Karl Eidlinger Die romantischen Zeichnungen des Ludwig Michael Ritter v. Schwanthaler Dr. Josef Ofner Ihre Wiege stand in Steyr Dr. Alfred Marks Der Theatermaler Franz Gebel Dr. Karl Pömer Wissenschaft aus Oberösterreich Dr. Alois Großschopf Grundlagen und Möglichkeiten eines oberösterreichischen Dichterarchivs Dr. Josef Laßl Ehe das Werk reif war. — Zwei literarische Porträts Nikolaus Negrelli-Moldelhe Originale aus Linz und Umgebung Prof. Herbert Lange Der Künstler und sein Ort. — Alfred Kubin in Zwickledt Dr. Helmut Wyklicky Von Oberösterreichs großen Ärzten Ing. Hermann Nußhaumer Oberösterreich — Heimstätte des Sports Schriftleitung: Dr. Otto Wutzel Das nächste Heft der Zeitschrift „Ober österreich" (Sommerheft 1971, Erschei nungstermin Juni 1971) behandelt das Thema: Reiseland Oberösterreich. Umschlagbild: Johann Baptist Wengler (1816 —1899): Bildnis des Vaters des Künstlers,Ölbild,305 X 265 mm,signiert und datiert 839, Innviertier Volkskunde haus Ried im Innkreis. Kulturzeitschrift OBERÖSTERREIGH Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr. Halbjahreszeitschrift. Erscheinungstermine Juni und Dezember. 20. Jahrgang, Heft 2, Winterheft 1970. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Doktor Otto Wutzel, sämtliche Linz, Landstraße 41, Ruf 26 7 21. — Druck: Oö. Landesverlag Linz. — Jahresabonnement (2 Hefte) 5 60.—, inkl. Porto. Einzelverkaufspreis S 35.—.
Hans Sturnaberger Die Landeshauptmänner von Oberösterreich seit 1861 Die Amtsbezeichnung „Landeshauptmann" für den Chef der Landesregierung in den einzelnen österreichischen Bundesländern erscheint uns so spezifisch österreichisch, daß wir geneigt sind, zu glauben, der Ter minus sei anderwärts gar nicht gebräuch lich. Dennoch hat es selbst im alten Preußen den „Landeshauptmann" gegeben, und es ist kennzeichnend, daß diese Bezeichnung dem Leiter der Provinzialselbstverwaltung in den einzelnen Provinzen zukam, daß sie also der ständischen Sphäre zugehörte. So zeigt sich, daß der Landeshauptmann als Haupt der autonomen Verwaltung dem Vertreter der staatlichen Verwaltung, dem Regierungspräsidenten bzw. dem Ober präsidenten gleichsam als ein Relikt des alten dualistischen Staates bis herauf an den Beginn der nationalsozialistischen Ära gegenüberstand. Denn erst 1933 gingen die Aufgaben dieser preußischen Landes hauptmänner auf die Oberpräsidenten über. Aber auch noch in der Bundes republik Deutschland gibt es den „Landes hauptmann"; er ist im Land NordrheinWestfalen der Leiter des Provinzialverbandes Westfalen (Münster), und in Hes sen werden die Leiter der Bezirksverbände Kassel und Wiesbaden als Landeshaupt mann bezeichnet. Auch hier handelt es sich jeweils um Bereiche der Selbstverwaltung auf Landesebene. So ist also diese in Öster reich gebräuchliche und tief verwurzelte Bezeichnung „Landeshauptmann" für den Regierungschef eines Bundeslandes durch aus nicht so singulär, wie es zunächst den Anschein haben mag. Trotz allem unterscheidet sich jedoch der österreichische Landeshauptmann nicht nur durch eine jahrhundertelange Tradition, durch ein in diesen Jahrhunderten fast ständige und gewichtige Dominanz im Leben der Länder, sondern auch noch da durch von ähnlichen Institutionen dieses Namens, daß er eben heute keineswegs auf autonome Belange eines Landes, die in der alten landständischen politischen Position ihre Wurzel haben, beschränkt ist, sondern zugleich sehr wesentliche staat liche Funktionen ausübt. Denn nach der derzeitigen verfassungsrechtlichen Lage steht der Landeshauptmann als Chef der Landesregierung an der Spitze eines Bun deslandes und wird jeweils vom Landtag gewählt, ist also das Caput der autonomen Landesverwaltung, zugleich aber Träger der mittelbaren Bundes-(Staats)verwaltung in seinem Bundesland. Er hat also heute eine Doppelfunktion als Repräsentant der auto nomen Verwaltung und der mittelbaren Bundesverwaltung, das heißt, jener Bereiche der Bundesverwaltung, zu deren Besorgung keine selbständigen Bundesbehörden be stellt sind. Nun ist das freilich nicht das Ergebnis einer sehr langen Entwicklung und nicht älter als die Republik Österreich. Ursprünglich — im Mittelalter — war der Landeshauptmann ein landesfürstlicher Beamter und der Repräsentant des Landes fürsten im Lande, seine Aufgaben waren demnach staatlicher Natur. Ihm gegenüber standen als Vertreter des „Landes" die Landstände, die Korporation der lokalen Grundobrigkeiten. Der Landeshauptmann blieb dieser Vertreter des Landesfürsten und seiner Interessen offiziell auch zu jener Zeit, da die Stände eine dominierende Stellung hatten, etwa zur Zeit der Refor mation und der beginnenden Gegenrefor mation, und als der Landeshauptmann meist aus dem Corpus der Landstände (vornehmlich aus dem Herrenstand) ge nommen wurde. Erst sehr spät — im 19. Jahrhundert nach einer 80jährigen Unterbrechung — wurde der Landeshaupt mann dann nach dem Februarpatent von 1861 lediglich Repräsentant der autonomen Verwaltung, während ihm als Vertreter des Kaisers im Lande der Statthalter gegen überstand. Erst als mit dem Ende der Monarchie der Landeshauptmann auch die Funktionen des Statthalters übernahm, er gab sich dann seine in der Bundesverfassung festgelegte Doppelfunktion. Die Entwick lung führte also vom Landeshauptmann als Vertreter des Landesfürsten — bis in die Zeit Josephs II. — schließlich in der Ära des beginnenden Konstitutionalismus zum Lan deshauptmann, der wohl vom Kaiser er nannt wurde, aber lediglich Vertreter der autonomen Verwaltung war und Chef des Landesausschusses, des Exekutivorganes des Landtages, gewesen ist. Die Linie führt dann weiter zum heutigen Landes hauptmann in seiner zweifachen Funktion. In öberösterreich geht das Amt des Landes hauptmanns in die Mitte des 13. Jahr hunderts zurück. Noch die heutige Amts bezeichnung, in der das Wort Hauptmann steckt, zeigt, daß ursprünglich dem Amte eine starke militärische Komponente zuge hörte. Die Bezeichnung „Hauptmann von Enns" (capitaneus anesi) findet sich erst mals im Jahre 1275, bereits ein Jahr später tritt in den Urkunden ein „Hauptmann von öberösterreich" (capitaneus austriae superioris) auf, im Jahre 1300 heißt dann Eberhard von Wallsee „Hauptmann ob der Enns". Neben dieser militärischen Aufgabe, die in dieser Amtsbezeichnung spezifisch zum Ausdruck kommt, hatte der Haupt mann ob der Enns, wie der Vertreter des Landesfürsten im Lande nunmehr seit der Mitte des 14. Jahrhunderts hieß, auch rich terliche Funktionen als Vorsitzender des Landrechtes und Aufgaben der Verwaltung, allerdings ausschließlich des Finanzwesens. Als oberste Richter des Landes erscheinen die späteren Landeshauptleute bereits in der Zeit der letzten Babenberger (Judex provinciae). Die militärischen Funktionen traten allerdings in der Neuzeit ganz in den Hintergrund. Die Bezeichnung „Landeshauptmann" („Lanndtshaubtmann ob der Enns") erscheint erst gegen Ende des Mittelalters, erstmals taucht sie im Jahre 1478 auf. Ständig blieb dieser Titel dann seit dem Ende der Ära Kaiser Maximilians 1. Gelegentlich wurde das hohe Amt nur durch einen Verweser der Landes hauptmannschaft verwaltet. Der Vertreter des Landeshauptmanns bei dessen Abwesenheit oder Verhinde rung war der Landesanwalt. Einmal wurde der Landeshauptmann, der ja der Vertreter des Landesfürsten war, von den Ständen ernannt. Es war dies in jener Zeit, da die oberösterreichischen Landstände Kaiser Ferdinand II. nicht als ihren Landesherrn anerkannten und sich als im Interregnum befindlich für berechtigt hielten, den Lan deshauptmann zu bestellen. Während der Verpfändung des Landes ob der Enns an den Herzog von Bayern (1620 bis 1628) wurde das Land im Namen des Wittels bachers von einem Statthalter verwaltet, der nach der Einlösung des Landes öster reichischer Landeshauptmann wurde. Das Amt des Landeshauptmannes, das de facto lange Zeit ein Janusgesicht hatte — der Landeshauptmann als Vertreter des Fürsten
und zugleich Mitglied der Landstände kam zur Zeit der großen staatlichen Reformperiode unter Maria Theresia ins Wanken. Schon als die „Repräsentation und Kammer", eine staatliche Verwaltungs behörde, 1749 in Oberösterreich eingerich tet wurde, da wurde deren Chef Graf Franz Reinhold von Andlern nicht Landes hauptmann, sondern Präsident genannt; erst nach 6 Jahren kehrte man zum Titel Landeshauptmann zurück. Als dann Kaiser Joseph II. 1783 eine eigene Landesregierung in Linz errichtete, hörte die alte Landes hauptmannschaft auf zu bestehen. Graf Christoph Wilhelm von Thürheim war der letzte Landeshauptmann alter Art und bis 1786 der erste Präsident der Landes regierung. In der folgenden Epoche des Josephinischen und Franziszeischen Beamtenstaates, als der Begriff „Land", dem so viel von Eigen ständigkeit und altem Brauch anhaftet, immer mehr zugunsten des Begriffes „Provinz" als eines bloßen Verwaltungs bezirkes des Staates zurücktrat, gab es in Oberösterreich keinen Landeshauptmann. Der Präsident der Landesregierung war zu gleich Präsident der Landstände. Die Situation hatte sich gegenüber dem alten Staat dualistischer Art, in der die Stände gewichtig neben dem Fürsten standen, um gekehrt: Nicht mehr ein Mitglied des Herrenstandes wurde Landeshauptmann, sondern ein Präsident der Regierung, der nicht unbedingt aus dem Lande stammen mußte, wurde auch Haupt der weitgehend entmachteten Stände. Von 1783, dem Be ginn der Neuordnung in Oberösterreich, gab es bis 1848 insgesamt 9 Präsidenten der obderennsischen Regierung: Sie seien hier kurz angeführt: Christoph Wilhelm von Thürheim 1783 bis 1786 (vorher Landeshauptmann), Heinrich Graf von Rottenhahn 1787 bis 1790, August Graf von Auersperg (1791 bis 1805), Johann Freiherr von Hackelberg zu Landau 1806 bis 1810, Graf Christian Aicholt 1810 bis 1815 (bis 1812 nur provisorisch), Bernhard Freiherr von Hingenau 1815 bis 1827, Alois Graf Ugarte 1827 bis 1834, Rudolf Fürst Kinsky 1834 bis 1836, Philipp Freiherr von Skrbenski 1836 bis 1848. In der Übergangsphase nach der Revolution von 1848 war — seit Dezember 1848 — bis zur Neuordnung der gesamten Verwaltungs organisation Dr. Alois Fischer Landeschef von Oberösterreich. Mit Wirksamkeit vom 1. 1. 1850 wurde für Oberösterreich das Amt eines k. k. Statthalters als Chef der politischen Verwaltung geschaffen. Die Reihe der Statthalter — der erste war wie der Dr. Fischer — reicht dann bis ans Ende der Monarchie. Auch sie seien des Interes ses halber hier kurz angeführt: Dr. Alois Fischer 1850 bis 1851, Eduard Freiherr von Bach 1851 bis 1863, Franz Freiherr von Spie gelfeld 1863 bis 1867, Eduard Graf Taaffe 1867, Karl Graf Hohenwart 1868 bis 1871, Sigmund Freiherr von Konrad — Eybesfeld 1871 bis 1872, Otto Freiherr von Widenfeld 1872 bis 1877, Bohuslav Ritter von Widmann 1877 bis 1879, Felix Freiherr von Pino 1879 bis 1881, Philipp Freiherr von Weber-Ebenhof 1881 bis 1889, Franz Graf Merveldt 1889 bis 1890, Viktor Freiherr von Puthon 1890 bis 1892, Arthur Graf Bylandt-Rheidt 1902 bis 1904, Erasmus Freiherr von Handel 1905 bis 1916, Rudolf Graf Meran 1917, Erasmus Freiherr von Handel 1917 bis 1918 (im oö. Amtskalender von 1919 wird er noch als „Statthalter — beurlaubt" angeführt). Schon die Namen dieser k. k. Statthalter zeigen, daß diese hohen kaiserlichen Beamten meist nicht dem Land entstammten, welches sie auch nicht vertraten, sondern lediglich verwalte ten als die Vertreter der monarchischen Gewalt, daß sie nichts mit dem Land ver band als der Dienst, den sie ihrem kaiser lichen Herrn als Landesfürsten des Erz herzogtums Österreich ob der Enns leisteten. Der Name und das Amt eines Landes hauptmannes traten erst wieder ins Leben, als nach der neoabsolutistischen Ära, welche auf die Revolutionszeit von 1848 gefolgt war, unter dem Druck des Zeitgeistes und vor allem der militärischen Niederlage Österreichs im Kriege von 1859, Österreich eine neue Verfassung erhielt. Das soge nannte Februarpatent von 1861, welches — wie Josef Redlich es fomulierte — eine Art Scheinkonstitutionalismus in Österreich installierte, enthielt Landesordnungen für die einzelnen Länder der Monarchie, dar unter auch für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns. Diese Landesordnung von 1861 ist eines der wichtigsten Dokumente zur neueren Verfassungsgeschichte des Landes öberösterreich, weil sie bis zum Ende der Monarchie — in gewissem Sinne sogar darüber hinaus — die Grundlage der oberösterreichischen Landesverfassung bil dete. Die Landesordnung des Februarpaten tes schuf einen oberösterreichischen Land tag mit Gesetzgebungsrecht in Landesange legenheiten, der sich — gewählt nach dem Kurienwahlrecht — aus insgesamt 50 Mit gliedern (eine Virilstimme des Bischofs von Linz, 49 gewählte Abgeordnete: 10 vom Großgrundbesitzer, 17 der Städte und Industrialorte, 3 der Handels- und Gewerbekammer, 19 Abgeordnete der Landgemeinden) zusammensetzte. Im einzelnen gab es im Laufe der Zeit dann noch Änderungen; die wichtigste war die im Zuge der Demokratisierung im Jahre 1909 geschaffene allgemeine Wählerklasse, wodurch man dem allgemeinen Wahlrecht näher kam. Der Landtag hatte seit der letzten Wahl in der Monarchie im Jahre 1909 69 Mandate. Der Landeshauptmann, den es nunmehr nach 80jähriger Unterbrechung in öber österreich wieder gab, war nicht mehr, wie in der vortheresianischen bzw. vorjosefini schen Zeit der Vertreter des Landesfürsten im Lande, das war vielmehr der kaiserlich königliche Statthalter. Er hatte auch keiner lei gerichtliche Funktionen. Der neue Landeshauptmann wurde vom Kaiser aus der Reihe der Landtagsmitglieder ernannt, hatte als wichtigste Funktion die Leitung des Landtages, dessen Beschlüsse er unter bestimmten Voraussetzungen auch sistieren konnte, er führte im Landesausschuß, dem verwaltenden und ausführenden Organ der Landesvertretung, den Vorsitz. Da der Landtag nicht nur das Gesetzgebungsrecht in Landesangelegenheiten als Aufgabe hatte, sondern unter anderem auch ins besondere die Verwaltung des alten ständi schen und des sonstigen Vermögens des Landes, so mußte der Landeshauptmann als Vorsitzender des Landesausschusses, welcher „die gewöhnlichen Verwaltungs geschäfte des Landesvermögens, der Landesfonde und Anstalten" besorgte, de facto auch die Verwaltung der engeren Landesangelegenheiten führen. Die Ände rungen gegenüber dem Landeshauptmann älterer Ärt traten auch äußerlich in Erscheinung. Früher hatte der Landes hauptmann als Vertreter des Landesfürsten im landesfürstlichen Schloß zu Linz residiert, der Landeshauptmann des Fe bruarpatents nahm jedoch seine Residenz im Landhaus, dem Sitz der alten Land stände. Aus dem Vertreter des Landes fürsten war der Repräsentant der Landes selbstverwaltung geworden, deren Objekt ja noch immer auch das sogenannte Domestikale, das ist das ehemals ständische Vermögen, bildete. Allerdings war er — und das ist ein sehr wesentlicher Unter schied — als Vorsitzender eines vom Volk gewählten Landtages nicht nur Vertreter des Landes, sondern auch des Volkes. Es war also im Lande — Landeshauptmann und Statthalter — ein Dualismus neuer Art eingeführt, der freilich im Kern noch immer etwas vom alten fürstlich-ständi schen Dualismus in sich trug. Eine große Bruchlinie bildete für das Amt des Landeshauptmannes das Ende der Österreich-ungarischen Monarchie. Die Länder, uralte, historisch gewachsene autonome Körper, hatten den Unter gang der Monarchie überdauert und bilde ten gleichsam die Grundsteine für das Werden des neuen, republikanischen Österreich. Bis zum Wirksamwerden der Bundesverfassung von 1920 galt für öber österreich das Landesgesetz betreffend die Grundzüge der Landesverfassung, welches eine provisorische Landesversammlung am 18. März 1919 beschlossen hatte. Schon hier — so wie später nach den Bestimmun gen der Bundesverfassung — wurde der Landeshauptmann nunmehr von einem auf Grund des allgemeinen gleichen direkten und geheimen Verhältniswahlrechtes (ohne Unterschied des Geschlechtes) gewählten Landtag mit relativer Mehrheit gewählt. Das ist ein großer Unterschied gegenüber dem alten, vom Kaiser ernannten Landes hauptmann. Daß dieser Landeshauptmann
in der Republik gleichsam die Funktion des Landeshauptmannes im Sinne des Februarpatents und die Aufgaben des ehe maligen k. k. Statthalters in sich vereinigte und so neben den Aufgaben der Landes verwaltung auch staatliche Funktionen im Bereich der mittelbaren Bundesverwaltung ausübte, wurde bereits erwähnt. Im Geiste der Demokratie wurde dann seit Beginn der Republik bis heute der Landeshaupt mann immer vom Landtag gewählt. Eine Unterbrechung gab es nur in der national sozialistischen Zeit und in den ersten Mo naten unmittelbar nach dem zweiten Welt krieg. Der Landeshauptmann der national sozialistischen Ära kam auf revolutionärem Weg zu seinem Amt, hieß aber bis zum Jahre 1940 noch immer Landeshauptmann von Oberösterreich (Oberdonau), erst dann Reichsstatthalter. Nach der kurzen Unter brechung von vier Jahren erstand 1945 wie der Amt und Bezeichnung des Landes hauptmannes. Allerdings wurden die bei den ersten Landeshauptleute der frühen Nachkriegszeit noch nicht gewählt, son dern von der amerikanischen Militärregie rung von Oberösterreich bestellt. Erst als durch die am 25. November 1945 erfolgte Wahl eines oberösterreichischen Landtages wieder demokratische Verhältnisse ge schaffen worden waren, konnte der Land tag am 13. Dezember 1945 neuerlich einen Landeshauptmann von Oberösterreich wählen. Nun ist der Landeshauptmann von Ober österreich nicht nur eine Institution, son dern jeweils ein Mensch, der mit seinem Wesen dieses Amt erfüllt, der in seinem Denken jeweils die politischen, gesellschaft lichen Zustände und Tendenzen seiner Zeit widerspiegelt. Daher steht der Mensch gleichgewichtig neben dem Amt, das er zu verwalten hat, das er je nach der Kraft seiner Persönlichkeit prägt und ihm Form und Geist verleiht. Insgesamt gab es von 1861 bis heute 11 verschiedene Inhaber des Amtes eines Landeshauptmannes von Oberösterreich. Sieben aus dieser Reihe der oberösterreichischen Landeshauptleute wurden vom Kaiser ernannt, wobei einer von diesen auch vom ersten Landtag der Republik gewählt wurde. Zwei weitere Landeshauptleute wurden vom Landtag gewählt, zweimal wurde ein Landeshaupt mann von einer Besatzungsmacht bestellt, einmal kam ein Landeshauptmann auf revolutionäre Weise zu seinem Amt. Da zur Zeit der Monarchie das Kurien wahlrecht galt, war der Landeshauptmann, der dem Landtag angehörte, zunächst nicht als Vertreter einer Gesinnungsgruppe an zusehen, sondern als Vertreter jener Kurie, in die er gewählt wurde. Es ist nun be zeichnend, daß von den sieben vom Mon archen ernannten oberösterreichischen Landeshauptleuten vier der Kurie des Großgrundbesitzes angehörten, nur einer der Kurie der Städte und Industrialorte, zwei der Kurie der Landgemeinden, wäh rend die Kurie der Handels- und Gewerbe kammer sowie die allgemeine Kurie nie mals einen Landeshauptmann stellten. Trotz dieses Kurienwahlsystems spiegelt aber der Landtag und geben daher auch die Landeshauptleute die politische Ent wicklung wider, gingen doch die politischen Fronten unter Umständen sogar quer durch die Kurien. Wenn zur Zeit, da der Liberalismus im Lande eine ganz große Rolle spielte, an fangs noch der Abt von Schlägl Dominik Lebschy Landeshauptmann von Ober österreich war, so kam mit Moritz Eigner doch der Liberalismus für mehr als 16 Jahre zum Zuge. Aber Dr. Moritz Eigner war der einzige Liberale, der in der ganzen Ära seit dem Februarpatent das Amt des Landeshauptmanns in Oberösterreich inne hatte. Zur Zeit der Monarchie gehörten alle übrigen Landeshauptleute dem katho lisch-konservativen Lager an beziehungs weise die beiden letzten Landeshauptleute der Monarchie der christlich-sozialen Partei (Dr. Alfred Ebenhoch und Johann Nepomuk Hauser). In der Zeit der Ersten und Zweiten Republik stellt mit Ausnahme der nationalsozialistischen Ära und der ersten Phase der amerikanischen Militärregierung stets die christlich-soziale Partei bezie hungsweise dann die österreichische Volks partei den Landeshauptmann. Von Interesse ist auch die soziale Her kunft der oberösterreichischen Landeshaupt leute: zwei entstammten dem Adel, es wa ren dies Graf Julius von Falkenhayn und Michael Freiherr von Kast, drei gehörten dem geistlichen Stande an, wovon zwei (Abt Dominik Lebschy und Abt Leonhard Achleuthner) Prälaten ehemals landständi scher oberösterreichischer Stifte wa ren, einer, Johann Nepomuk Hauser, Welt priester (päpstlicher Hausprälat). Alle übri gen waren Laien beziehungsweise bürger lichen Standes: darunter fünf Juristen (Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Moritz Eigner, Dr. Alfred Ebenhoch, der sich ledig lich als Hausbesitzer bezeichnete, Doktor Josef Schlegel, Richter, Dr. Heinrich Gleißner, Kammeramtsdirektor, Dr. Adolf Eigl, Beamter der Landesregierung) und ein Arbeiter (August Eigruber). Einer von ihnen, Dr. Moritz Ritter von Eigner, wurde durch Verleihung des Leopoldsordens in den erblichen Ritterstand während seiner Amts zeit als Landeshauptmann erhoben. Ihrer landsmannschaftlichen Herkunft nach waren die oberösterreichischen Landes hauptleute nur zu einem Bruchteil Landes kinder (4). Zwei von ihnen (Lebschy, Fal kenhayn) waren in Wien geboren, zwei (Dr. Moritz Eigner und Dr. Adolf Eigl) stammten aus Niederösterreich, Ebenhoch war Vorarlberger, Kast und Schlegel stammten aus Böhmen. Die höchste staatliche Funktion unter den oberösterreichischen Landeshauptleuten er reichte Landeshauptmann Hauser, der in der Übergangsphase von der Monarchie zur Republik als einer der drei gleich berechtigten Präsidenten der provisorischen Nationalversammlung kraft dieses Amtes zugleich mit Dr. Dinghofer und Seitz auch einer der drei Präsidenten des deutsch österreichischen Staatsrates gewesen ist. In der Zeit Kaiser Franz Josephs avancierten drei oberösterreichische Landeshauptleute, Graf Falkenhayn, Baron Kast und Doktor Ebenhoch zum Ackerbauminister der k. k. Regierung, zur Zeit der Republik wurde in der Regierung Dollfuß, 1933, Dr. Heinrich Gleißner Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium. Landeshaupt mann Dr. Josef Schlegel erreichte das hohe Staatsamt eines Präsidenten des Rech nungshofes. In der Volksvertretung der Monarchie, im Abgeordnetenhaus des Reichsrates, saßen als Abgeordnete Doktor Eigner, Graf Falkenhayn, Johann N. Hauser und Dr. Josef Schlegel; zu Mitgliedern des Herrenhauses wurden Dr. Eigner und Abt Achleuthner ernannt. Der provisori schen Nationalversammlung gehörten Johann Nepomuk Hauser und Dr. Josef Schlegel an, während lediglich Landes hauptmann Hauser Abgeordneter zum Nationalrat war. Ein Landeshauptmann Oberösterreichs, Dr. Heinrich Gleißner, kandidierte bei einer Bundespräsidenten wahl. Nach dieser Einführung seien kurze biographische Skizzen angefügt, aus denen die wichtigsten Lebensdaten der 11 Landes hauptleute seit 1861 entnommen werden können. 1. Dominik Lebschy 1861 bis 1868 Anton Lebschy ist der Sohn eines bei einem bekannten Wiener Rechtsanwalt beschäftigten Sollizitators. Er wurde am 22. Oktober 1799 in Wien geboren, absol vierte dort das akademische Gymnasium und trat am 21. September 1820 in das Prämonstratenserstift Schlägl ein, wo er den Klosternamen Dominik erhielt. Nach den theologischen Studien in Linz und Wien wurde er am 22. August 1825 zum Priester geweiht. Nach kurzer Tätigkeit als Erzieher bei der Familie der Grafen Thür heim und als Novizenmeister im Stift wurde er 1829 Professor in Linz und 1834 am Lyzeum in Salzburg. Bei der am 4. April 1838 unter der Leitung des Bischofs Gregor Thomas Ziegler von Linz erfolgten Abtwahl im Stifte Schlägl wurde er zum Abt des Stiftes gewählt. Er hat sich um den Wiederaufbau des 1850 durch einen Brand betroffenen Stiftes, um die inkorporierten Pfarreien sowie die Erneue rung der klösterlichen Zucht große Ver dienste erworben. Als nach der Revolution von 1848 das politische Leben in Ober österreich beträchtlichen Änderungen unter lag, entstand auch das sogenannte Ver einigte Landeskollegium, eine Weiterent wicklung des alten ständischen Verordneten-Kollegiums, welches die landständische Verwaltung führte. Am Ende des Jahres
1848 trat Abt Dominik von Schlägl als Präsident an die Spitze dieses Vereinigten Landeskollegiums. Als solchem oblag es ihm, 1854 an der Spitze einer ständischen Deputation die Braut Kaiser Franz Josephs, die Prinzessin Elisabeth Herzogin in Bayern, an der Landesgrenze zu empfangen und nach Linz und Wien zu geleiten. Als durch das Februarpatent 1861 die Verfas sung des Landes eine neue Grundlage er hielt und der am 3. März 1861 erste ge wählte oberösterreichische Landtag am 6. April im Redoutensaal des landständi schen Kasinos zusammentrat, führte Abt Lebschy, den am 31. März 1861 der Kaiser zum Landeshauptmann ernannt hatte, den Vorsitz. Lebschy blieb bis zum Jahre 1868 Landeshauptmann von Oberösterreich. Am 15. Mai 1868 legte er sein Amt aus Alters gründen nieder. Er starb am 1. Juli 1884 in Schlägl. Wichtigste Literatur: L. PröII, Geschichte des Prämonstratenserstiftes Schlägl (1877). J. Loh ninger, Oberösterreichs Werdegang (1917). E. Ulli, Dominik Lebschy (ungedr. Diss. Wien). F. Krackowitzer — F. Berger, Biographisches Lexikon des Landes Österreich ob der Enns (1931). Landeshauptmann Dominik Beamten geboren, absolvierte seine Lebschy. Zeitgenössisches Gymnasialstudien in Wien, studierte die 7 Rechte an der Wiener Universität, wo er Bildarchiv der Osterreichi- . ,, , i , , j r) u,. sehen Nationalbibliothek ™ Jahre 1847 das Doktorat der Rechte erwarb. Schon 1844 kam er als Rechts praktikant an das Stadt- und Landrecht nach Linz. Im Jahre 1854 suchte er, als er es im Staatsdienst bis zum StaatsanwaltSubstitut gebracht hatte, um eine Advoka tur an, die ihm mit dem Sitz in Linz verliehen wurde, wo er dann als Hofund Gerichtsadvokat wirkte. Eigner hat sich bald der Politik gewidmet als Exponent „jener liberalen Deutsch-Österreicher, welche den Verfassungsstaat in Österreich aufgerichtet und lebensfähig gemacht haben" (Nicoladoni). 1861 kam er in den Linzer Gemeinderat, dem er durch 15 Jahre angehörte. Im gleichen Jahre wurde er in den ersten oberösterreichischen Landtag als Vertreter der Stadt Linz gewählt, in dem er dann durch 30 Jahre als Abgeordneter wirkte. Sein Zeitgenosse Nicoladoni rühmte an ihm einen „scharfen un parteiischen Blick für alle Verwaltungs angelegenheiten", eine sachliche, wirksame Redeweise und besondere Umgänglichkeit auch mit dem politischen Gegner. Im Jahre 1868 wurde Eigner Landeshauptmann von Öberösterreich. Er hatte mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1871, als die Kon servativen vorübergehend vorstießen, die ses Amt bis 1884 inne. Er war kurz auch Mitglied des Abgeordnetenhauses und Landeshauptmann Doktor Moritz Ritter von Eigner. Porträt von Rudolf Wernicke im Linzer Landhaus. Aufnahme: Studio Römer. 2. Dr. Moritz Ritter von Eigner Landeshauptmann von 1868 bis September 1871 und vom Dezember 1871 bis 1884 Landeshauptmann Dr. Eigner wurde am 7. November 1822 in Retz in Niederöster reich als Sohn eines grundherrschaftlichen
wurde 1892 in das Herrenhaus berufen. Durch die Verleihung des Leopoldsordens wurde er in den erblichen Ritterstand (1873) erhoben. Sein politisches Ideal war ein zentralistisch regiertes, liberales Öster reich unter deutscher Führung. Als Landes hauptmann hatte er die liberalen Schul gesetze gegen den leidenschaftlichen Wider stand des Klerus unter der Führung des Bischofs Franz Josef Rudigier durchzu führen. Eigner erwarb sich auch große Verdienste um die Organisation der Lan desverwaltung und um den Kurort Bad Hall. Ferdinand Krackowitzer, der ihn noch persönlich kannte, charakterisierte ihn: „Von großen Kenntnissen, klar und klug". Landeshauptmann Dr. Eigner ist am 25. März 1900 in Linz gestorben. Wichtigste Literatur: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Hrsgg. von A. Bettel heim V (1903), S. 82. Krackowitzer-Berger, Biograph. Lexikon (1931). österr. Biogr. Lexikon I (1957). 3. Julius Graf Falkenhayn Landeshauptmann von September bis Dezember 1871 Graf Falkenhayn, ein hochkonservativer Politiker und nur drei Monate lang Lan deshauptmann von Oberösterreich, ist am 20. Februar 1829 in Wien geboren worden. Er schlug die militärische Laufbahn ein, in der er es bis zum Major brachte. Später gründete er in Bad Ischl eine Papierfabrik, die bald wieder zu existieren aufhörte. Die oberösterreichische Landtagsmatrik ver zeichnet ihn als Gutsbesitzer in St. Wolf gang. Dem oberösterreichischen Landtag gehörte er als Vertreter des Großgrund besitzes in der zweiten (1867 bis 1869) und in der vierten Wahlperiode (1871) an. Am 11. September 1871 ernannte ihn der Kaiser zum Landeshauptmann von Ober österreich. Da die Wahlperiode nur bis 18. Dezember 1871 dauerte, war seine Landeshauptmannschaft lediglich ein Inter mezzo. 1879 wurde Falkenhayn Ackerbau minister im Ministerium des Grafen Taaffe, der ihn wohl von Linz aus, wo er 1867 Statthalter war, kannte. Falkenhayn hatte das Ackerbauministerium während der ganzen Regierungszeit des Grafen Taaffe und auch noch im Ministerium Windischgraetz bis 1895 inne. Alois Freiherr von Czedik, der Falkenhayn persönlich kannte, nannte ihn einen „stillen Mann, der es vorzog, nicht in den Vordergrund zu tre ten". Gerade deshalb sei er das uner schütterliche Mitglied des Kabinetts ge wesen, geblieben und als lebendiges In ventar auch in das nächstfolgende Mini sterium übergegangen. Falkenhayn wirkte dann auch noch als konservativer Politiker im Abgeordnetenhaus, wo er während des Ministeriums Badeni durch die sogenannte „Lex Falkenhayn" bekannt wurde. Falken hayn galt als Fachmann auf finanzwissen schaftlichem Gebiet und hat gelegentlich auch zur Feder gegriffen. So schrieb er Landeshauptmann Julius Graf Falkenhayn. Zeitge nössische Miniatur. — Auf nahme: Bildarchiv der österr. Nationalbibliothek 1876 „Materielle Studien über das öster reichische Budget", im Jahre 1879 „1868 bis 1877. Das Jahrzehnt des ersten Aus gleichs". Er starb in Wien am 12. 1. 1899. Wichtigste Literatur: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Hrg. von A. Bettel heim IV (1900), S. 191. A. Freiherr von Czedik, Geschichte der k. k. österreichischen Ministerien 1861 bis 1916,1 (1917). österr. Biogr. Lexikon 1 (1957). 4. Leonhard Achleuthner Landeshauptmann von 1884 bis 1897 Mit Leonhard Achleuthner erhielt neuer dings ein Abt eines alten landständischen Stiftes die Würde eines Landeshaupt mannes von Oberösterreich. Leonhard Achleuthner war bäuerlicher Abkunft. Er ist am 10. 1. 1826 am Jungbauerngut in Helmberg bei Kremsmünster geboren, be suchte das Gymnasium des Stiftes und trat 1845 dort in den Benediktinerorden ein. Nach theologischen Studien in Linz wurde er 1850 zum Priester geweiht. Anschließend studierte er an der Wiener Universität klassische Philologie, war dann 1853 bis 1881 Professor am Stiftsgymnasium, 1877 bis 1881 stand er dem Gymnasium als Direktor vor. Zum Abt wurde er am 28. September 1881 gewählt. Im Jahre 1884 (3. September) wurde er in den oberösterreichischen Landtag als Vertreter des Großgrundbesitzes gewählt und am 10. September 1884 vom Kaiser zum Lan deshauptmann ernannt. Er hatte durch zwei Wahlperioden bis 1897 dieses Amt inne, welches er — wie Ferdinand Kracko witzer in seinen Erinnerungen sagt — „mit Würde" bekleidete. Im Jahre 1887 wurde er auf Lebenszeit in das Herrenhaus be rufen. Abt Achleuthner — eine energische und stattliche Erscheinung — hat sich um das Stift Kremsmünster, wo er unter anderem das noch heute verwendete Gymnasial gebäude errichten ließ, und um dessen Pfarreien große Verdienste erworben. Er war ein glänzender Lateiner, betreute lange Jahre das Stiftsarchiv und hat sich auch wissenschaftlich betätigt. Unter anderem sei seine anläßlich des 1100jährigen Stifts jubiläums erschienene Publikation „Das älteste Urbarium des Stiftes Kremsmün ster" genannt. Seine Arbeit „Taidinge des Stiftes Kremsmünster und der Herrschaften Pernstein und Scharnstein" erschien in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften. Seine dickleibigen hinterlassenen philologischen Manuskripte zeigen ihn als gewissenhaften Lehrer, der seine Schüler mächtig beeindruckte.
Landeshauptmann Leon hard Achleuthner. Porträt im Benediktinerstift Krems münster. — Aufnahme: E. Widder Krackowitzer, als Landesarchivar später Untergebener des Landeshauptmanns Ach leuthner, war Schüler des jungen Profes- Landeshauptmann Michael sors am Stiftsgymnasium und vermerkte Li'eiherr von Kast. Zeit- ■•i. j- . , ^ , genossisches Porträt. — Uber diesen: „ein schöner, junger Gelehr- Aufnahme: Bildarchiv der ter. . . ein ganz ausgezeichneter, aber Österr. Nationalbibliothek strenger Lehrer". Abt Achleuthner hatte viel vom Selbstbewul3tsein der Kremstal bauern an sich und er war ein „Prälat" in jenem Sinne eines Fürsten, wie es der Abt von Kremsmünster in der landständischen Zeit als Inhaber einer mächtigen Grundherrschaft und als Primas des oberösterreichischen Prälatenstandes tatsächlich ja einst gewesen ist. Landes hauptmann Achleuthner starb in Krems münster am 15. Februar 1905. Wichtigste Literatur: Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexikon (1931). österr. Biogr. Lexikon 1 (1957). Altmann Kellner, Proteßbuch des Stiftes Kremsmünster (1969). nes Vaters, der in Oberösterreich Guts besitzer war, verließ er als Ministerialsekretär 1895 den Staatsdienst und wid mete sich der Verwaltung seines Besitzes in Oberösterreich (Sierning und Ebelsberg). Am 28. Mai 1895 wurde er als Vertreter des Großgrundbesitzes in den oberöster reichischen Landtag gewählt und gehörte seit 17. 6. 1895 dem Landesausschuß als Mitglied an. Am 17. 1. 1897 wurde er vom Kaiser zum Landeshauptmann von Oberösterreich ernannt. Mit allerhöchster Entschließung vom 7. 3. 1898 wurde Kast vom Kaiser zum Ackerbauminister im Kabinett des Fürsten Franz Thun ernannt und am 6. Mai 1898 vom Amte eines Landeshauptmannes enthoben. Mit dem Kabinett Thun schied auch er am 7. Okto ber 1899 aus der Regierung aus. Im Jahre 1902 wurde er noch einmal in den ober österreichischen Landtag gewählt. Baron Kast, ein liebenswürdiger Kavalier, führte ähnlich wie Graf Falkenhayn als k. k. Ackerbauminister ein stilles Dasein. Der Sprachenstreit dominierte damals, und da sein Ministerium nicht beteiligt war, trat er während seiner Ministerschaft kaum „aus der beschaulichen Rolle" heraus. Wichtigste Literatur: Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexikon (1931). Czedik, Geschichte der k. k. Ministerien 2 (1917). Jahrbuch des Ver eines katholischer Edelleute in Österreich 1933. 5. Michael Freiherr von Kast Landeshauptmann von 1897 bis 1898 Baron Kast wurde am 15. Oktober 1859 auf Schloß Nedelischt bei Königgrätz in Böhmen geboren. Er machte seine Gymna sialstudien an den Benediktinergymnasien zu Kremsmünster und Seitenstetten und oblag an der Universität Graz dem Jusstudium. Er trat dann 1884 in den Dienst der k. k. Statthalterei in Linz und wurde im Jahre 1889 als Beamter in das Handels ministerium versetzt. Nach dem Tode sei-
Landeshauptmann Dr. Al fred Ebenhoch. Porträt von Rudolf Wernicke im Linzer Landhaus. — Aufnahme: Studio Römer Ministerium Beck berufen, dem er ein Jahr lang angehörte. Ebenhochs politische Be deutung liegt vor allem darin, daß er im Jahre 1907 nach der Einführung des all gemeinen Wahlrechtes die Vereinigung der Katholisch-Konservativen mit der jungen christlich-sozialen Partei Dr. Karl Luegers zuwege brachte. Er steht somit als Pate gleichsam an der Wiege des modernen österreichischen Parteienstaates. Landes hauptmann Ebenhoch war auch maßgeblich an den Beratungen über die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Österreich beteiligt und stand nach der Niederlage der Christlich-Sozialen im Jahre 1911 an der Spitze des christlich-sozialen Par lamentsclubs. Er war nicht nur als politi scher Schriftsteller, sondern auch dichterisch — als Dramatiker — tätig und schuf unter anderem die historischen Schauspiele „Anno 9", „Queretaro" und „Johann Philipp Palm". Ebenhoch ist im Alter von erst 57 Jahren am 30. Jänner 1912 in Wien gestorben. Wichtigste Literatur; Linzer Volksblatt 1912, Nr. 24 bis 27. Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexi kon (1931). A. Freiherr von Czedik, Geschichte der k. k. österreichischen Ministerien 1861 bis 1916, 3 (1920). E. Straßmayr, Zu Ebenhochs 100. Geburtstag, Linzer Volksblatt 1955, Num mer 115. Staatslexikon, hrsg. von H. Sacher I (1926). österr. Biogr. Lexikon 1 (1957). 6. Dr. Alfred Ebenhoch Landeshauptmann von 1898 bis 1907 Landeshauptmann Dr. Ebenhoch wurde als Sohn eines Spediteurs am 18. Mai 1855 in Bregenz geboren. Seine Gymnasial studien machte er an der Stella Matutina der Jesuiten in Feldkirch und in Brixen. Das Studium der Rechte absolvierte er an der Innsbucker Universität und schloß es 1881 mit dem juridischen Doktorat ab. Im Jahre 1878 hatte er als Freiwilliger des 3. Tiroler Kaiserjägerregiments die Okkupation der Herzegowina mitgemacht. Im Jahre 1884 kam er als Rechtsanwalts anwärter in die Kanzlei des Dr. Andreas Naschberger nach Linz, seines aus Brixlegg in Tirol stammenden Landsmannes, der politisch in der Reihe der Katholisch-Kon servativen in Überösterreich (als Gemeinde rat in Linz und Abgeordneter des Land tags) tätig war. Ebenhoch hat sich mit einem gewissen Feuereifer in das politische Leben gestürzt und ist schon bald als poli tischer Schriftsteller mit starker Betonung der sozialen Komponente im Geiste Vogel sangs hervorgetreten. Erwähnt seien „Sie ben Vorträge über die soziale Frage" (1887), „Fragen und Antworten an den Bauernstand" (1887), „Der Sozialdemo krat" (1888) und „Wanderungen durch die Gesellschaftspolitik" (1896). Schon mit 34 Jahren (im Jahre 1888) wurde er als Vertreter des Mühlviertels in den Reichs rat gewählt, ein Jahr später folgte (8. August 1889) seine Wahl in den ober österreichischen Landtag als Vertreter der Landgemeinden. Ebenhoch war dann bis in die zehnte Wahlperiode (1908) Mitglied des oberösterreichischen Landtages. Im Jahre 1897 trat er in den Landesausschuß ein und nach der Berufung des Baron Kast in die Wiener Regierung, wurde Ebenhoch am 6. Mai 1898 zum Landeshauptmann ernannt. Vor seiner Ernennung war er von 1891 bis 1898 Präsident des Katho lischen Volksvereins von Oberösterreich, der mächtigen Organisation des politischen Katholizismus im Lande. Es war, als hätte nunmehr, da der große Gegner des ober österreichischen Liberalismus, der Vorarl berger Franz Josef Rudigier, Bischof von Linz, Ende des Jahres 1885 die Augen für immer geschlossen hatte, ein Landsmann des großen Bischofs als Laie den Kampf im Land ob der Lnns gegen Liberalismus und Deutschnationalismus fortzuführen im Zeichen einer neuen politischen Entwick lung. Es konnte der vordrängenden katho lischen Intelligenz keinen Abbruch tun, daß die liberalen Gegner diese als „Bauerndok toren" lächerlich zu machen versuchten. Ebenhoch war bis zum Jahre 1907 Landes hauptmann. Wenn man ihm nachsagte, er habe das Amt des Landeshauptmannes dem Volk nahegebracht und ihm eine Populari tät und Bedeutung verliehen, die es vorher nicht hatte, so ist damit sehr Wesentliches ausgesagt über das Herauswachsen dieses Amtes aus den Resten des alten ständisch feudalen Staatsdenkens. Am 9. November 1907 wurde er als Ackerbauminister in das 7. Johann Nepomuk Hauser Landeshauptmann von 1908 bis 1927 Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser gehört zweifellos zu den bedeutend sten Persönlichkeiten in der Galerie der oberösterreichischen Landeshauptleute. Er war nach den Äbten Lebschy und Achleuthner der dritte Geistliche, der das höchste politische Amt des Landes innehatte. Den noch unterschied sich seine Landeshaupt mannschaft doch schon weitgehend von der seiner beiden geistlichen Vorgänger. Zu nächst nicht in verfassungsmäßiger Hin sicht — zur Zeit der Monarchie —, aber dem Geiste nach. Denn Lebschy und Achleuthner waren als Vertreter des Groß grundbesitzes zu ihrer hohen politischen Funktion gekommen, das heißt, daß noch in der Tiefe altständisches Denken bei ihrer Berufung mit im Spiele war. Als Hauser Landeshauptmann wurde, da hatte zwar noch immer das Kurienwahlrecht Geltung und es gab noch nicht die all gemeine Wählerkurie. Dennoch ist es ein Zeichen der allmählich einsetzenden Demo kratisierung, daß Kaiser Franz Joseph nach der Berufung Lbenhochs in die Wiener Regierung neuerdings einen Vertreter der Landgemeinden zum Landeshauptmann ernannte. Damit hatte dieser gleichsam eine breitere Basis im Sinne demokratischen Denkens als seine geistlichen Vorgänger im Landhaus. Wenn man geneigt ist. Hauser einen echten Oberösterreicher zu nennen, so denkt man doch daran, daß
sein Großvater väterlicherseits aus dem Passauischen kam und er selbst in Kopfing am 24. März 1866 geboren ist, also im Innviertel, das ja erst 50 Jahre vorher end gültig zu Österreich gekommen ist. Hauser, Sohn des Kirchenwirts in Kopfing, ist je doch sehr bald nach seiner Geburt mit seinen Eltern nach Natternbach, also ins alte Land ob der Enns, übersiedelt und dort aufgewachsen. Nach der Absolvierung der Gymnasialstudien bei den Jesuiten am Freinberg und des Theologiestudiums am Linzer Priesterseminar wurde Hauser 1889 zum Priester geweiht, wirkte kurz in der Seelsorge und war dann (1891) Sekretär des oberösterreichischen Volkskredits, jenes Geldinstitutes, das im engen Kontakt mit der politischen Landesorganisation der Katholisch-Konservativen, dem Katho lischen Volksverein, stand. Hauser ging sehr früh in die Politik und hatte bald eine führende Rolle im Volksverein. Bereits am 14. Juni 1899 wurde er in den Landtag gewählt und kam Ende des Jahres 1902 als Mitglied in den Landesausschuß. Nach Ebenhochs Abgang nach Wien wurde Hauser am 4. Mai 1908 vom Kaiser zum Landeshauptmann ernannt. Der „Land kaplan", wie die liberale Presse damals verächtlich meinte, war Landeshauptmann geworden. Seine Amtszeit gliedert sich durch den Zusammenbruch der Monarchie deutlich in zwei Perioden und umfaßte ins gesamt fast zwei Jahrzehnte. Dem vom Kaiser ernannten Landeshauptmann Hauser folgte in der jungen Republik der nach den Landtagswahlen vom 18. Mai 1919 in der ersten Sitzung des Landtages per acclamationem gewählte republikanische Landeshauptmann Hauser im Amte. Vorher schon gab es Provisorien: Bereits am 2. November 1918 hatte Hauser im Auf trag des deutsch-österreichischen Staats rates die Führung der provisorischen Lan desregierung in Oberösterreich übernom men, und die am 18. November 1918 erst mals zusammengetretene Landesversamm lung hatte ihn schon zum Landeshaupt mann gewählt. — Die Wahlrechtsänderung von 1909, welche die allgemeine Wähler kurie und den Einzug der Sozialdemokra ten in den Landtag brachte, fällt in die erste Zeit Hausers als Landeshauptmann. Man hat sein Wirken für das Straßen wesen Oberösterreichs, für die Moderni sierung des Verkehrs (Omnibuslinien), für die Landwirtschaft, für den Fremdenver kehr und für die Kuranstalten des Landes in Bad Hall und Bad Ischl besonders betont. Hauser sah — seiner geistigen Herkunft aus dem 19. Jahrhundert entsprechend — seinen Gegner in erster Linie immer bei den Liberalen, keineswegs sosehr bei den Sozialdemokraten. Er war eine energische, kampfesfreudige Natur, ein blendender Redner, ein Mann aus dem Volke, der stets lebendigen Kontakt zum Volk hielt, ein durchaus populärer Mann — ein Mann demokratischen Denkens, ein Gegner der Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser. — Auf nahme: Bildarchiv der österr. Nationalbibliothek f Aufstellung von Wehrverbänden im Lande. Neben seiner Schärfe in der politischen Auseinandersetzung wird seine Noblesse gegenüber den Andersdenkenden und sein sprühender Humor besonders erwähnt. Der Volkswitz, der den Landeshauptmann mit dem Bauerngeselchten verglich, das außen schwarz, innen aber rot sei, deutete auf Hausers demokratisches Wesen. Hauser war ein Gegner des staatlichen Zentralis mus und überzeugter Föderalist, ein, wie man sagte,„ungekrönter König" von Ober österreich. Mit Recht hat man von ihm gesagt: „Ganz Herr, aber leutselig mit allen glänzenden Eigenschaften einer Füh rernatur"(Langoth). Hausers politische Bedeutung ging weit über sein Land hinaus. Er hatte schon in der Monarchie dem Abgeordnetenhaus an gehört, war letzter Präsident der Delega tionen und nahm in den Krisentagen im Oktober-November 1918 als Führer der christlich-sozialen Partei an den großen Entscheidungen wesentlich teil. Hauser hat sich damals für die republikanische Staats form entschieden. Als einer der drei Präsi denten der Nationalversammlung und Mit glied des deutsch-österreichischen Staats rates stand er mit an der Spitze der jungen Republik. Noch bis 1927 gehörte er dem Nationalrat an. Hauser — seit 1913 auch päpstlicher Hausprälat — stand wegen seiner Entscheidung für die Republik bis unmittelbar vor seinem Tod in einem gewissen Gegensatz zu Bischof Dr. Johan nes Maria Gföllner. Landeshauptmann Hauser starb am 8. Februar 1927 und wurde in der Äbtegruft des Stiftes Wilhering beigesetzt. Sein langjähriger Stellver treter in der oberösterreichischen Landes regierung und politischer Gegner, der Großdeutsche Franz Langoth, nannte ihn einen „seltenen Menschen, der ein echter Volksmann, ein kluger politischer Kopf ge wesen ist". Wichtigste Literatur: Linzer Volksblatt 1927, Nr. 30 bis 36. Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexikon (1931). österr. Biogr. Lexikon 2 (1959). F. Langoth, Kampf um Österreich (1951). F. Honeder, Johann Nepomuk Hauser, 1866 bis 1927. Jahresberichte des bischöflichen Gym nasiums Kollegium Petrinum 1967/68 und 1968/69. 8. Dr. Josef Schlegel Landeshauptmann von 1927 bis 1934 Dr. Josef Schlegel war einer jener jungen katholischen Akademiker, von denen der Deutsch-Nationale Dr. C. Beurle sagte, sie seien von den „Klerikalen" ins Land ge rufen worden, um die Intelligenz zu ge-
Winnen, daß heißt, diese dem Liberalismus zu entreißen. Schlegel, der am 29. Dezem ber 1869 in Schönlinde im nördlichen Böh men als Sohn eines Bürgerschuldirektors geboren war, besuchte das Staatsgymna sium in Leitmeritz, studierte Rechtswissen schaften in Wien — mit kurzem Abstecher nach Bonn — und promovierte 1893 zum Dr. juris. Er ist sehr früh (1893) als Rechtspraktikant an das Landesgericht Linz gekommen, wirkte dann bei den Bezirks gerichten Urfahr, Leonfelden und Perg und wurde schließlich Oberlandesgerichtsrat und Senatsvorsitzender beim Linzer Lan desgericht. Seine politische Laufbahn setzte außerordentlich bald ein. Als 32jähriger wurde er im Jahre 1901 in den Reichsrat gewählt als Vertreter des Mühlviertels, ein Jahr später, am 27. Oktober 1903, zog er als Abgeordneter des Landgemeinde wahlbezirkes Grein in den oberösterreichi schen Landtag ein. 1909 wurde er Mitglied des Landesausschusses, 1919 vom Landtag zum Landeshauptmann-Stellvertreter ge wählt. Bis zu Hausers Tod läuft Schlegels politische Karriere parallel zu der seines drei Jahre älteren Weggenossen. Nach Hausers Tod wählte ihn der oberöster reichische Landtag am 23. Februar 1927 einstimmig zum Landeshauptmann von Oberösterreich. Schlegel war nicht wie sein Weggefährte und Vorgänger Hauser der Typus des Volksmannes und Volksführers, er hatte nicht die persönliche Ausstrahlung des populären Prälaten, er war vielmehr eine strenge, sachliche Natur von ruhigem Wesen, beamtenhaft korrekt und fleißig. Franz Langoth, jahrelang Schlegels Kollege in der Landesregierung, nannte ihn eine Arbeitsbiene, klug und weise und von hoher Intelligenz, einen Landeshauptmann, der selbst sein bester Beamter sei. Obwohl Schlegel seit jungen Jahren in der Politik wirkte, blieb etwas von seinem Beruf zeit lebens an ihm haften, das Standesethos des Richters prägte stark Schlegels Per sönlichkeit. Landeshauptmann Schlegel ge hörte dem Abgeordnetenhaus des Reichs rates bis zum Ende der Monarchie an und war auch Mitglied der Delegationen, wo er für den Ausbau der Kriegsmarine be sonders eintrat. Im Reichsrat wirkte er für die Einführung des allgemeinen Wahl rechtes. Auch der provisorischen National versammlung gehörte er mit Hauser an fangs an. In der Landespolitik wird sein Wirken für den Ausbau der Wasserkräfte (Partenstein) und des Wolfsegg-Trauntaler-Kohlenbergbaues besonders betont und auch stets eine Leistung für die Ord nung des Landeshaushalts unterstrichen. Er wird als der sparsame Hausvater des Landes Oberösterreich bezeichnet. Schlegel war streng demokratischer Gesinnung im Geiste der alten Christlich-Sozialen. Es fiel ihm schwer, dem Zeitgeist zu folgen, der Anfang der 30er Jahre auch in Österreich nach autoritärer Führung verlangte. So stand er im scharfen Gegensatz zum Füh rer der Heimwehr, Fürst Ernst Rüdiger t: % «Hill Landeshauptmann Dr. Jo sef Schlegel. Porträt von Rudolf Wernicke im Linzer Landhaus. — Aufnahme: Studio Römer Starhemberg, und geriet immer mehr auch in Spannung zum neuen autoritären Kurs der Regierung des Bundeskanzlers Dollfuß. Hatte er 1933 schon selbst die Absicht gehabt, sein Amt als Landeshauptmann zur Verfügung zu stellen, wobei ihn Bun despräsident Wilhelm Miklas zurückhielt, so mußte er nach den Februarereignissen des Jahres 1934 unter dem Druck der Heim wehr und der Wiener Regierung am 17. Februar 1934 als Landeshauptmann zurücktreten. Schlegel zog sich ins Privat leben zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er 1947 Präsident des Rechnungs hofes, ein Amt, das er bis 1953 innehatte. Es war eine späte Genugtuung für den christlichen Demokraten Schlegel, daß die zweite, wiederum demokratische Republik Österreich ihn 78jährig in eines der höch sten Staatsämter berief, welches sie zu vergeben hatte. Am 27. April 1955 ist Landeshauptmann Schlegel in Linz im Alter von 86 Jahren gestorben. Wichtigste Literatur: Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexikon (1931). Biogr. Lexikon von Oberösterreich, Bd. 8. Linzer Volksblatt 1955, Nr. 101, und Eduard Straßmayr, Nachruf im Jahrbuch des Oö. Musealvereines, Bd. 101 (1956). H. Gamsjäger, Dr. Josef Schlegel, Landeshauptmann von Oberösterreich, Öster reich in Geschichte und Literatur 13 (1969). 9. Dr. Dr. h. c. Heinrich Gleißner Landeshauptmann von 1934 bis 1938 und seit 1945 Mit Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleiß ner wurde erstmals das Amt des Landes hauptmanns mit einem Beamten einer modernen Berufsvertretung besetzt. Poli tisch wurzelt der 9. Landeshauptmann seit 1861 aber noch im alten katholischen Volksverein von öberösterreich, in dessen Führungsgremium er 1926 gewählt wurde. Freilich steht er bereits 7 Jahre später als Landesleiter an der Spitze der Vaterländi schen Front Oberösterreichs, jener politi schen Organisation, welche in der Krisen ära der dreißiger Jahre als überparteiliche Sammlung der regierungstreuen Öster reicher geschaffen worden war. Das heißt zweierlei: Die tiefe Verankerung im alten christlich-sozialen und katholisch-konserva tiven Boden der Zeit Ebenhochs und Hausers und die Teilhabe an dem Versuch, mit neuen Mitteln berufsständischautoritärer Art der lebensbedrohlichen Krise des alten Parteienstaates und der Republik Österreich Herr zu werden. Hein rich Philipp Gleißner ist gebürtiger öberösterreicher. Am 26. Jänner 1893 wurde er in Linz als Sohn eines Werkmeisters der Krauß-Lokomotivfabrik geboren, besuchte in Linz das Staatsgymnasium und studierte von 1912 bis 1914 Jura an der deutschen Karlsuniversität in Prag. Sein Studium wurde durch den ersten Weltkrieg unter brochen, an dem Heinrich Gleißner als Oberleutnant des Tiroler Kaiserschützen-
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