Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

Erich M. Meixner 20Jahre VÖEST und StickstofFwerke In den Monaten Mai und Juni 1949 begann eine kleine Gruppe von Metallurgen, Ingenieuren und Facharbeitern im Hof des Linzer Stahlwerkes der VÖEST mit einem relativ kleinen kippbaren Konverter eine Reihe von Versuchen. Diese anfangs nur zum Wochenende mit bescheidenen Mitteln von einigen „Unentwegten" durchgeführ ten Improvisationen waren darauf aus gerichtet, auf ein glühend-flüssiges Roh eisenbad, das nur geringe Zugaben von Schrott enthielt, reinen Sauerstoff „auf zublasen" und auf diese Weise hochwerti gen Stahl rationeller als bisher zu er zeugen. „Was kann denn da schon herauskom men...", meinten damals so manche, und der Zweifel am Erfolg dieser Bemühungen schien nur allzu berechtigt, nachdem die in Norditalien und im Ruhrgebiet durch geführten Versuche, reinen Sauerstoff in Roheisenbäder „einzublasen", nicht zu brauchbaren Ergebnissen geführt hatten. Von den frühen erfolgversprechenden An fängen im Jahre 1949 bis zur Inbetrieb nahme des ersten Linzer „LD-Stahlwerkes" im Oktober 1952 war dann allerdings noch ein weiter Weg. Hunderte Versuche sind erforderlich gewesen, um neu auftretende Schwierigkeiten zu überwinden und bes sere Lösungen in unzähligen Einzelheiten zu finden. Als die „Lanze" — so nennen die Stahlwerker ihr Blasrohr — zum ersten Male 1952 in der neu errichteten großtech nischen Anlage reinen Sauerstoff auf geblasen hatte und damit den dröhnenden, feurig-rotglühenden Prozeß des „Stahl frischens", d. h. des weitgehenden Ent zuges von Kohlenstoff aus dem RoheisenSchrott-Gemenge, eingeleitet hatte, begann eine weltweite Entwicklung, die gleichsam zu einer Revolutionierung der Stahl herstellung führte. Nach der Inbetriebnahme des LD-Stahl werkes in Donawitz bei Leoben im Mai 1953 folgte schließlich im September 1959 der Anlauf des zweiten Linzer LD-Stahlwerkes, dessen neuester und modernster Tiegel im Dezember 1968 in Betrieb ge gangen ist. — Unterdessen konnten die ersten großen Auslandserfolge dieses Ver fahrens bereits in den Jahren 1954 bis 1956 in Kanada, in den USA sowie im Ruhrgebiet erarbeitet werden. Zum 1. Jänner 1970 gab es nicht weniger als insgesamt 148 laufend eingesetzte LDStahlwerke in 32 Staaten (siehe die bei gefügte Tabelle) mit 260,3 Millionen Jah restonnen Kapazität. Effektiv erzeugt wur den im Laufe des Jahres 1969 insgesamt 201 Millionen Tonnen LD-Stahl bei 85 Prozent Kapazitätsnutzung, das waren etwa 35 Prozent der gesamten Welt stahlerzeugung. Jede dritte Tonne der Welt stahlerzeugung (inklusive Oststaaten) wurde 1969 somit nach dem LD-Verfahren erzeugt. Die Zuwachsraten der LD-Produktionskapazitäten der letzten Jahre waren 1967 + 25,5 Prozent, 1968 + 35,4 Prozent und 1969 sogar + 40,7 Prozent. — Noch im Bau bzw. in Planung befanden sich am 1. Jänner 1970 weitere 57 Werke mit 102,3 Millionen Tonnen vorgesehener Jahres kapazität in 26 Staaten. Auf zahlreiche Sonderprobleme des Stahl frischens, z. B. auf die Varianten der Kohlenstoffoxydation, das Ausscheiden von Phosphor, Silizium, Schwefel, die Vermin derung der Stickstoffanreicherung sowie auf die Besonderheiten der Legierungen in diesem und in anderen Verfahren kann hier nicht näher eingegangen werden. Durch die vorstehend angeführten Ver gleichsdaten über die im Lizenzwege er folgte Verbreitung des LD- bzw. LinzDonawitz-Verfahrens in 32 Staaten er übrigen sich wohl alle Hinweise auf des sen Vorteile gegenüber anderen Verfahren in der besonders rationellen Erzeugung von hochwertigen Stahlsorten. In Österreich genügten bisher LD-Tiegel mit bis 60 Tonnen Kapazität je Füllung, um dem Bedarf für das Inland und die Exporte zu entsprechen. Im italienischen LD-Werk Taranto, in der Bundesrepublik Deutschland, in den USA und in der UdSSR gibt es bereits LD-Tiegel mit mehr als 300 Tonnen Kapazität, wobei im Werk Lipezk bei Moskau erstmals die Automa tion des LD-Prozesses weitgehend erreicht werden konnte. Im Industriebau der Linzer VÖEST sind mehr als 75 LD-Tiegel ge baut und von hier aus versendet worden. — Die meisten LD-Stahlwerke gibt es derzeit in Japan mit 30 Anlagen, 7 weitere befin den sich noch im Bau oder in Planung. In den USA sind es 29 mit 8 folgenden Wer ken, in der Bundesrepublik Deutschland sind 15 Werke in Betrieb, denen drei wei tere folgen gegenüber Frankreich mit acht Schöne Arbeit, guter Verdienst bei den SchmuckWarenerzeugern Oberösterreichs in Enns, Linz, Kremsmünster, Steyr und Wels Auskünfte: Gablonzer Genossenschaft,Enns,Ruf:(0 72 23)511,562,355

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