Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

von Lombardo-Venetien und späteren un glücklichen Kaiser von Mexiko; aber es ist der neuen wie der verjährten Abneigung gegen Stifter in Italien allem Anschein nach entgangen, daß in der Figur von Alessandro Manzoni ein ähnlicher Zwiespalt zu beobachten ist. Was bei Stifter nämlich das Eintauchen in den habsburgischen My thos, das ist bei Manzoni (1785 bis 1873) das rückhaltlose, sein ganzes Werk bestim mende Bekenntnis zur konservativen katho lischen Hierarchie. Manzoni wäre mit sei nem weltberühmten und als nationales ita lienisches Befreiungs-Evangelium aufgefaß ten Roman „I Promessi Sposi" („Die Ver lobten") sehr wohl mit Stifter und seinem gleichfalls für ein Volksganzes stehenden „Witiko", zu vergleichen. Auch der Rückbezug zum historischen Roman Walter Scotts wäre zu prüfen. Aber verbindlich für die neue italienische Stifter-Kritik schreibt nur die erste Übersetzerin aus Stif ters Werk, die Germanistin Lavinia Maz-; zucchetti, von diesem Element, dieser zu rückhaltenden und geistig schamhaften Kunst, „die wir Italiener manzonianisch nennen möchten". Manzoni war kein Titaniker im Sinne Magris', er vermied bewußt jede abgründige Psychologie, und auch er flocht um eine fast kalendereinfältige Lie besgeschichte, von getrennten und wieder vereinigten Verlobten, ein Kultur- und Sit tengemälde größten Stils aus der Zeit von 1628 bis 1630. Unabhängig von einer teils sehr scharfsich tigen, teils in kritische Extreme verfallenden Stifter-Kritik hat Italien in diesem Jahr hundert auch eine höchst unvoreingenom mene Betrachtungsweise, abseits vorgepräg ter Klischees hervorgebracht. Hier sind be sonders hervorzuheben die Germanisten Mario Pensa, der die Metaphysik der Ding lichkeit bei Stifter hervorhebt („Das Ding ist die ästhetische Person der Welt Stif ters."); und Sergio Lupi, der den Menschen und Künstler Stifter genauer untersuchte und den Prozeß der dichterischen Intuition damit in Verbindung brachte. Die Beschäftigung mit Adalbert Stifter und seinem Werk bleibt trotz verdienstvoller Forschungs- und Übersetzungsaktivitäten, wie Marino Freschi, Rom, in seinem Über blick über „Die italienische Stifter-Kritik" erst vor zwei Jahren festgestellt hat, Sache einer zahlenmäßig stark beschränkten lite rarischen Elite. Dennoch wären gerade auch in Italien die Weichen gestellt für eine Stifter-Rezeption, die ein breiteres literarisches Publikum er fassen könnte. Nicht nur Rodolfo Renier forderte schon 1906, „Erzählungen Stifters als didaktische Texte" für die italienische Jugendliteratur zu übernehmen. Ladislao Mittner nahm eine ganze Generation spä ter diese Anregung wieder auf und besorgte eine gut kommentierte Ausgabe des „Wald steigs". Gegenwärtig ist eine ganze Reihe guter italienischer Übersetzungen greifbar. Zitiert seien folgende: Adajihöepm I[l7tfm0me/p K i y o \ w\ m CTAI'AH nE»IAT6 1.JCAÄBBA B VOVIX aÖT Fyro SßapHCT poc eÄHHCTBeuHHM cfaiHOM y oTua, rjiyöoKoro CTapHKa, b npouuiOM jiHxoro pyÖaKH, KOTopbifi Boesaji eme so BpeMena JlayAOHa h EBPeHHH H TO>Ke HocHJi HMH OaÖT Fyro. B Ty nopy ceä bohh ciacx^iHBo cnacca ot xypeuKHX caöejit H nuK, HO yme b npeKJioHHbix roÄax 6biJi njieneH gahoh OHCHb KpacHBofi AeBHuefi; h3 sxoro nAena yfixH He nojKeAaA, nosxoMy xeHHACH Ha Heft h yaes ee b CBoe noMecxbe BbicoKO b ropbi, TAG y HHx poAHACH MaAeHbKHÄ Oafix Fyro. FIocAe sxoro cxapHK HpoHCHA eme MHoro Aex, xax hxo Bce ero xoBapniHH h ApysbH H Aance AioÖHMaH hm }KeHa, xoxh ßbiAa ropasAO moaoäc ero, OKOHHHAH CBOH seMHbie AHH, SHaqHxcAbHO ero onepeAHB. B oxAHHHe ox MHorHx o(J)HH,epoB ero BpeMenn, oh npHoÖpcA xaKHe oöuiHpHbie nosHaHHH b Hayxax h noAHXHKe, KaxHe xoAbKO ßblAH XOFAa B03M0HCHbI. A XaK KBK CbIHa OH yHHA H BOCHHxbieaA caM, cmnasi, qxo hhkxo sxoro ne CACAaex xaK xopoiuo, KaK oH, TO Bce ero noanaHHa nepeuiAH h k MaAbHHKy. PaayMeexcH, qeAOBEK yqenoro cocaobhh, Koxopoe sa 3xh roAbi b CBOMX SHauHHX uiarHyAO abacko snepeA. 6biA 6bi aah Fyro EyAa AyquiHM HacxaBHHKOM, uejKeAH cxapbiß Oanx. Ho BMCcxe Links oben: Adalbert Stifter: Witiko,tschechische Ausgabe,Prag 1953. — Links unten: Spanische Ausgabe von „Der Hochwald", Barcelona 1946. — Rechts: „Das alte Siegel", russische Über setzung in der Sammlung:„Die österreichische Novelle des 19. Jahrhunderts", Moskau 1959

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