Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

Franz Pisecky Die Großwasserstraße Donau und Oberösterreich Oberösterreich umfaßt flächenmäßig etwa ein Achtzigstel des Einzugsgebietes der Donau und hat mit 117 Kilometer bzw. einschließlich der nur an einem Ufer von oberösterreichischem Gebiet begleiteten Strecken zirka 150 Kilometer Anteil an der gesamten für die Großschiffahrt befahr baren Donau von 2379 Kilometer Länge. Dies ist knapp ein Zwanzigstel. Dennoch ist die oberösterreichische Landeshaupt stadt mit etwa 4,5 Millionen Jahrestonnen nicht nur der größte Umschlagplatz an der österreichischen und der gesamten oberen Donau, sondern sie war Ende der fünfziger Jahre längere Zeit sogar der größte Do nauhafen überhaupt. Der Güterverkehr auf der gesamten schiffbaren Stromlänge er reichte 1968, dem von der Donaukommis sion in Budapest letztausgewiesenen Jahr, mit gut 49 Millionen Tonnen die sieben fache Menge des in der Zwischenkriegszeit verzeichneten Jahresvolumens. Zirka 20,4 Millionen Tonnen hievon entfielen auf den grenzüberschreitenden internationalen Ver kehr. Hieran war Gesamtösterreich mit etwa 6,6 Millionen Tonnen bzw. einem Drittel beteiligt, Oberösterreich mit nahezu 4 Mil lionen Tonnen bzw. nahezu einem Fünf tel. Der Anteil der Linzer Häfen am öster reichischen Donauumschlag betrug 58 Pro zent, ein Hundertsatz, der sich im letzten Jahr sogar noch etwas erhöht hat. Keine andere Region am Strom ist wirt schaftlich in seiner Entwicklung, seinen gegenwärtigen Gegebenheiten und auch seinen Zukunftsaussichten so stark der Dynamik des Donauverkehrs verbunden wie das Land zwischen Inn und Lnns. Diese lagebedingten Komponenten der ver kehrsgeographischen Vorteile eines Kreu zungsfeldes uralter Nord-Süd-Handels wege mit der West-Ost-Transversale der Donau und den ihrer Talsenke folgenden Straßenzügen lassen sich bis in die Zeit der keltischen Besiedlung und der Römer herrschaft zurückverfolgen. Es ist auch gleichsam symptomatisch, daß sich die älteste Urkunde, die Oberösterreich als eine Landes-Individualität erkennen läßt, die Raffelstettener Zollordnung aus dem frühen zehnten Jahrhundert, mit dem Do nauhandel befaßt. Der kurzen Zeitspanne, in der Linz am Ende des 15. Jahrhunderts als Fluchtort für Friedrich III. kaiserliche Residenz war, ver dankt es die Errichtung der ersten Donau brücke (Brückenbrief durch dessen Enkel Maximilian I. im Jahre 1497). Eineinhalb Jahrhunderte vorher hatte sich schon der luxemburgische Kaiser Karl IV. mit dem Plan befaßt, das Stromsystem der Elbe und Moldau mit dem Wasserweg der Donau zu verbinden, wobei sich der Linzer Raum als Mündungsbereich anbot. Seine wenn auch sehr bescheidene erste Reali sierung fand dieses Projekt durch den Schwarzenbergschen Schwemmkanal zur Holzbeförderung von der Moldau in die Große Mühl (erbaut von 1789 bis 1822). Inzwischen hatte jedoch Josef Walcher einen für Schiffe benützbaren Donau-Mol dau-Kanal durch den von Linz-Urfahr nach Norden führenden Haselgraben geplant. Dies gab sodann den Anstoß zum Bau der ersten europäischen Überlandbahn Gmunden—Linz—Budweis (erbaut 1826 bis 1836). Linz war Verwaltungszentrum des Landes und damit gewissermaßen Beamten- und Garnisonsstadt, wirtschaftlich war es aber als Handelsplatz an der Donau gewachsen. Und diese Basis war auch für die Expansion und die industriellen Gründungen im 19. Jahrhundert entscheidend. Der älteste eisenverarbeitende Großbetrieb der ober österreichischen Landeshauptstadt ist die 1840 von Ignaz Mayer gegründete Schiffs werft, die erste Werft an der Donau, auf der nach englischen Vorbildern eiserne Güterkähne für die damals noch junge Dampfschiffahrt gebaut wurden. Wenige Jahre zuvor, am 17. Septem ber 1837, hatte mit der „Maria Anna" das erste DDSG-Schiff die oberösterreichische Landeshauptstadt erreicht, bei der einen Monat später, von Regensburg herabkom mend, der erste Dampfer „Ludwig" der „Königlichen Bayrisch-Württembergischen Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft" an legte, mit der seitens der DDSG ein An schlußlinienverkehr Wien—Linz—Passau— Regensburg—Ulm eingerichtet wurde. Die Voraussetzung hiefür war eine Ent schärfung der Stromschnellen im Greiner Struden, in welchem zwar schon seit der Kaiserin Maria Theresia Sprengungen durchgeführt worden waren, die aber für die Passage eines Dampfschiffes nicht ge nügt hatten. Noch lange Zeit blieb jedoch der Struden das größte Hindernis an der oberen Donau, das auch von der Dampf schiffahrt seine Opfer forderte und bei der Bergfahrt bis in die siebziger Jahre den zusätzlichen Vorspann von Pferden oder Ochsen verlangte. Sowohl im Struden wie Wilhelm Rausch hMdel ANDER DONAU Neuerscheinung 1970: Wilhelm Rausch „Handel an der Donau" Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter. 324 Seiten, mit 4 Farbbildern und 17 Schwarzweiß-Abbildungen, 36 Textabbildungen, 2 Faltplänen, Ganzleinen, farbiger Schutzumschlag, Format 17 X 24 cm, S 360.—. Das Werk behandelt die Ursprünge und Anfänge der beiden für den Donauraum so wichtigen und gegen Ende des Mittelalters zu internationaler Bedeutung aufstrebenden Linzer Märkte. Verlag J. Wimmer,Linz,Promenade 23.

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