Linzer Schutzengell Apotheke Gäste bestimmte auch die bauliche Ent wicklung des Ortes. Der ab etwa 1850 in Mode gekommene „Ischler Stil" der falsch verstandenen, ländlich sein wollenden „Schweizer Häuser" mit ihren mit Laub sägearbeiten überladenen Holzbalkons ver breitete sich von Ischl ausgehend im ganzen Salzkammergut. Mit dem Tode Kaiser Franz Josefs im Jahre 1916 war Ischls Rolle als Hofbad zu Ende. Von da an spiegelte sich die Verbürger lichung des öffentlichen Lebens hier stärker als in der Großstadt wider. Es blieb trotz dem sommerlicher Treffpunkt der Welt der Musik und des Theaters. Auf der Ischler Sole, den beiden Salzbergschwefelquellen und dem Salzberg-Schlamm als Rückstand der Auslaugung des salzführenden Hasel gebirges aufbauend, entwickelte sich der Kurort zum Sitz vielseitiger kurmäßiger Behandlungen chronischer Leiden. Im Vor dergrund stehen die Erkrankungen der Luftwege, der Verdauungsorgane, die vege tativen Dystönien, die Frauenleiden, Er krankungen der Nerven und des Bewe gungsapparates. In dem 1932 nach Plänen von Prof. Clemens Holzmeister erbauten Kurmittelhaus werden zusätzlich zu Bädern, Kabinen- und Apparateinhalationen, Be handlungen in pneumatischen Über- und Unterdruckkammern, Dampf-, Heißluftund Soleschwimmbäder, Unterwasser therapie, Schlammbäder und Schlamm packungen geboten. Die modernen Entwicklungen im Sinne einer Ganzheitstherapie spiegeln sich in dem 1968 fertiggestellten Zubau für Dar bietung von Kneippbehandlungen und dem 1969 begonnen Bau eines Solehallenbades. All diese Anlagen festigen gemeinsam mit der traditionsreichen Trinkhalle und dem nach einem Brande 1966 äußerlich wieder in den Formen der Gründerzeit, innen aber modern ausgebauten Kurhaus Ischls Stel lung als kurmäßiges und geselliges Zen trum des Salzkammergutes. Die günstige Verkehrslage schuf zugleich die Voraussetzungen für einen regen som merlichen Passantenverkehr, der das Bild der Stadt mitbestimmt. Ischl erfüllt heute auch die Stellung eines Einkaufszentrums für viele Fremdenverkehrsorte des Salz kammergutes. Ischls Fremdenverkehrswirtschaft bot im Sommer 1969 insgesamt 4499 Gästebetten an, davon 2157 in Hotels und Gasthöfen, 1610 bei Privatvermietern und 732 in Kurund Erholungsheimen. Im Fremdenverkehrsjahr 1968/69 wurden 43.078 Gäste mit 419.807 Ubernachtungen gezählt. Damit steht Ischl nach Zahl der Gäste und Ubernachtungen mit an der Spitze der Fremdenverkehrsorte Oberösterreichs. Noch immer ist Ischls Fremdenverkehr — ver glichen mit dem der westlichen Bundes länder — stark vom Besuch der Inländer und vor allem von den Gästen aus Wien geprägt. Von den 43.078 Besuchern des letzten Jahres waren 27.626, d. s. 64 Pro zent, Österreicher, darunter vorwiegend Wiener. Unter den 15.452 Ausländern, die ein Viertel aller Ubernachtungen des Heil bades stellten, standen die Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland und aus West berlin an erster Stelle. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 9,7 Tagen zeigt, wie sehr Ischl nicht nur Heilbad, sondern mehr noch touristisches Zentrum des Salzkam mergutes ist. Auch die Inanspruchnahme von 0,43 Kurmittel je Aufenthaltstag der Gäste läßt erkennen, daß der Heilbade betrieb seine Bedeutung stark mit sonsti gen Fremdenverkehrsfaktoren teilen muß. Wesentlich jünger ist der Heilbadecharak ter von Bad Goisern, obwohl schon der Botaniker und Mediziner Josef Anton Schuhes 1809 begeistert vom lebhaften Treiben in dem von waldgrünen Bergen umschlossenen wohlhabenden Ort berich tete, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder naturbegeisterten Städtern eine sommerliche Bleibe bot. Zum Heilbad wurde die Siedlung von Holzknechten,
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