Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

Instrumentengruppe für den Landlertanz in den volkskundlichen Schausammlungen des Linzer Schloßmuseums musik und Linz durch die „Linzer Geiger" und „Linzer Tanz" vorgearbeitet. „Linzer Geiger" nannten sich am Beginn des 19. Jahrhunderts nicht bloß erbgesessene Spielmannsfamilien in der oberöster reichischen Hauptstadt wie die Strizln, Schwab, Groiß oder Geßl, sondern ebenso kleine, ob ihres meisterhaften Geigen spieles geschätzte Musikergruppen in den Wiener Vororten. Schrammel schreibt: „In den 1820er Jahren waren in Wien kleine Musikkapellen, meist zwei Personen, Zither und Violine, oder auch zwei Geigen und Baßgeige, sogenannte „Linzer Geiger", zu hören. Sie produzierten sich abends in kleinen Wirtshäusern." Schon diese Besetzung erweist die „Linzer Geiger" als richtige Landlageiger. Singt und sagt doch ein alter Vierzeiler über die Landlamusik: „Zwoa Geign und a Baßgeign in d'Haut eini gnua!" Linzer Spielleute kürzten einst den Fahrgästen auf Ruderschiffen und Flößen die lange, durch Nebel und Wind oft noch verzögerte Donaureise bis Wien, wurden dann nicht selten in den Weindörfern um den Kahlenund Leopoldsberg seßhaft und hatten ihren Lieblingssitz im uralten, 1904 abgebroche nen Gasthof „Zur Stadt Linz" der Wiener Roßau. Die Wiener Volksmusiker über nahmen anfänglich die bescheidene Beset zung der „Linzer Geiger" und bauten sie später zur heutigen „Schrammelmusik" aus. Auch durch ihre Weisen, die „Linzer Tanz", nahmen die „Linzer Geiger" Einfluß auf den Wiener Walzer. Schon 1792 kündigte der in Wien seßhaft gewordene „berühmte oberösterreichische Landlageiger Leopold Metz" das Erscheinen des 3. Teiles seiner „Ländlerischen Tänze, gesetzt für 2 Geigen und Baßgeige" an. Er fand also offenbar zahlreiche Abnehmer. Die auf dem oberösterreichischen Landler aufbauenden „Linzer Tanz" waren durch zwei Menschenalter in den Weindörfern der Wiener Umgebung große Mode. So gab Michael Pammer 1821 „12 Linzer Tanz für eine Spieluhr", Hanns Schrammel noch 1888 „Alte Linzer Tanz von Oberhenk", einem bekannten Volksmusiker aus Oberöster reich, heraus. Und Josef Lanner, der sich in Pammers Kapelle die ersten Sporen verdient hatte, legte seinen Walzern den Bau der „Linzer Tanz" zugrunde. In der Grund stimmung seiner Walzerweisen klingt aller dings bereits die echt wienerische Mischung von jauchzender Lebenslust und leiser Weh mut an, die dann Vater Strauß und seine Söhne durch ihre Melodien und Harmonien zu Weltgeltung erhoben. Die musikalischen Möglichkeiten des Land lers wurden auch von oberösterreichischen Tonsetzern geschickt genützt. Die Brüder 1 I f. pllkfMA-::.' "i vr • ■ t ■ ■ «.".yJL >• iMM :-Mit Anton Pius und Hermann Vergeiner ent wickelten ihr Lied- wie Chorschaffen aus der „hoamatlichen Weis". Franz Neuhofer, Josef Reiter, Hans Schnopfhagen, Eduard Zöhrer und manch andere schöpften immer wieder aus der gleichen, schier unversieg baren Quelle. Anton Bruckner, selber einst Landlergeiger, verklärte in den Scherzis seiner Sinfonien das schlichte Erbe unbe kannter Spielleute zu ewiger Geltung und höchster Kunst. Jede Würdigung des Landlers bliebe frei lich stümperhaftes Stückwerk, ginge sie nicht auch auf den begleitenden Gesang ein. Bilden doch gerade in diesem Falle die musischen Künste Tanz, Musik, Dichtung, eine seltene, aus der Wurzel des Rhythmus sprießende Einheit. Die vierzeiligen „Gstanzln" oder „Tanzin" entsprechen im Bau völlig den Landlaweisen. Ebenso ver hält es sich mit den Jodlern, die „Weisen" genannt werden. Die achtzeiligen „Landlalieder" oder „Doppeltanz" hin gegen erfordern besondere Beachtung. Der Bau ihrer Verse zeigt eine seltsame Ver wandtschaft mit der Strophe des Kürenbergers, des Nibelungen- und Gudrunlie des. Die Gliederung des Inhaltes hingegen — der längere, erzählende Teil wird durch einen kurzen Schlager beendet — läßt an alte Zaubersprüche und kindliche Auszähl verse denken. Die Fünfstimmigkeit ihres Gesanges schließlich bleibt im oberöster reichischen Volkslied ohne Gegenstück.

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