sonders auf trockenem Kalkschutt und Moränenfluren gedeihen die besten Futter gräser der Almböden. Überall dort, wo auf dem Plateau Moräne die Fläche bedeckt und Dolinen auskleidet oder feingrusiger Hangund Zerfallschutt mit einer festen Gras narbe versehen ist, sind günstige Weide flächen. Daß nun der Mensch durch be sondere Maßnahmen der Düngung und Bearbeitung des Bodens diesen für den Be wuchs der Weide zu verbessern in der Lage ist, ist hinlänglich bekannt. Gletschereis kann,sofern es den Boden der Vegetations und Schuttdecke beraubt, karstfördernd, so fern es jedoch genügend Moräne ablagert, karsthemmend wirken. Vor rund 10.000 Jahren bedeckten die Gletscher des Daun stadiums die gesamte fJochfläche des Mas sivs und reichten mit ihren Zungen bis zur Schönberg Alpe, zur Krippenau-Alm und bis zur Tiergartenhütte. Mächtige Grund moränendecken und Füllungen der Dolinen des Plateaus am Stein bezeugen den ge waltigen Schutttransport. Fast immer be finden sich in der Moränenverkleidung der Dolinenränder Schuttquellen oder auf dem Dolinengrund kleine Seelein, die der Er richtung von Almweiden sehr förderlich waren. Die großen Dolinen im zentralen Dachsteinstock sind Kulturböden, die sich inselartig von der unfruchtbaren Karstland schaft der Umgebung abheben, wie etwa die Wiesalm, die Gjaidalm, das Hirzkar, das Wurzkar, die Zirmgrube und das Un tere Taubenkar. Der Ubergang der beweidungsfähigen Moräne (grün) zum toten Karst außerhalb (weiß) ist oft ganz unver mittelt und linear. Diese „Grün-WeißLinie" begrenzt scharf die Kulturoasen gegen den Karst. Auch die großen tektonischen Linien, die für das fließende Eis richtungweisend waren und von diesem erweitert und mit Moräne ausgekleidet wurden,sind bevorzugte Weidegassen. In der Dachsteinkalkzone des Plateaus und der Nordabdachung sowie an den Nord hängen des Gosaukammes gibt es auf oberösterreichischem Gebiet 23 Servitutsalmen, von denen heute nur mehr 3 be wirtschaftet sind. Es soll einer eigenen Arbeit vorbehalten sein, die Gründe der Almauflassung im Dachstein genauer auf zuzeigen. Daß die Bergflucht und damit der Personenmangel, der Bergbau und die In dustrie, der Fremdenverkehr, die zuneh mende Milchproduktion in Tallage, die Servitutsrechte, das Fehlen von Zufahrts straßen und Materialseilbahnen, der Was sermangel, die langen Anmarschwege, die Schafweide, die zunehmende Verkarstung sowie regionale Faktoren für die Auflas sung der Hochweiden bestimmend waren, ist allgemein bekannt. Abgesehen von den Almen, die von der Nordseite aus bestoßen wurden, sind jene von besonderem Interesse, die auf der Hochfläche des Plateaus am Stein liegen, jedoch von steiermärkischen Bauern aus dem Ennstal be fahren wurden. Das Urbarium der Herrschaft Wildenstein aus dem fahre 1700, fol, 675, sieht vor, daß die 6 auf oberösterreichischem Gebiet liegenden Hochalmen von 30 Bauern aus der Steiermark mit 281 Stück Groß- (Rind vieh) und 700 Stück Kleinvieh (Ziegen und Schafe) befahren werden durften. Dafür waren jährlich Abgaben zu leisten in Höhe von insgesamt 266 Pfund Alpungsproduk ten und zwar 112 Pfund Schmalz = Butter und 112 Pfund Schotten = Käse, die zu glei chen Anteilen an die kaiserliche Herrschaft Wildenstein und an die kaiserlichen Salzkammergutsarbeiter gereicht wurden sowie 21 Pfund Schmalz und ebensoviel Schotten an jenen „so diese Dienstbarkeit über das hohe Gebürg nach Hallstatt herüber bringt" und „nach altem Herkommen an die Viertlleut, die kaiserlichen Forstjäger, an die wildensteinischen Guts- und hallstätterlichen Amtsdiener und an des Orts interessierte Parteien." zu Beginn der dreißiger Jahre dieses Jahr hunderts hatten die Schladminger Bauern die 3 letzten Almen, die Schönbühel-, Maisenberg- und Hierzkaralm, aufgelassen. Während des zweiten Weltkrieges war dieses Gebiet einschließlich der Weideflä chen Deutsches Eigentum und von 1945 bis 1949 unter Verwaltung der Besatzungs macht. Erst im Jahre 1949 ging dieses zum Teil für militärische Zwecke adaptierte Ge biet wieder in den Besitz des österreichi schen Staates über. Als Eigentümer der Almen ist namentlich in den Almbüchern der Agrarbezirksbehörden der österreichi sche Staatsforst ausgewiesen. Sechsund zwanzig Mitglieder der Weidegenossen schaft öbertraun hatten im Jahre 1950 einen Pachtvertrag mit den österreichischen Bundesforsten abgeschlossen und die Be rechtigung erhalten, gegen Bezahlung des Pachtschillings mit 60 Stück Rindern auf die Gjaidalm auftreiben zu dürfen. Im SomÜbersichtstabelle der „Sdiladminger Almen" Almen 1700 Bauern AImenl793 Schennbichl4 36 100 und Hierzchkar 4 36 6 2 3 24 2 — — Geiaidt Alm Gjaid- und (Gjaid-Alm, 8 77 150 Taubenkar 1739 m) Schönbichl (Schönbühel- 4 36 100 und Hierzchl Alm,1897 m) Moderegg (Modereck- 3 24 75 Moderegg Alm,2002 m) Maißenberg (Maisenberg- 7 68 150 Maisenberg Alm,1848 m) Lang-Khar (Langkar- 3 24 75 Langkar Alm,1955 m) Lacken (Lackenmoos- 5 52 150 Lacken Hütten, 2000 m) Rinder Hütten Ställe Käser 8798 3 1 6 Almen, Summe 30 281 700 6 Almen, Summe 7665 2 1 2 16 1 1 1 6465 2 1 30 267 27 10 4 (Die Aimnamen und Höhenkoten in Klammer sind der AV-Karte 1:25.000 aus dem Jahre 1958 entnommen.) Das Jahr 1793 läßt nur eine geringfügige Abnahme der aufgetriebenen Rinder gegen über 1700 feststellen. E. Koller (1968) be richtet, daß im Jahre 1805 die Schlad minger Bauern 363 Rinder und 1416 Stück Kleinvieh auftrieben. Sofern sich diese Zahlen auf die angeführten 6 Almen be ziehen, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Höhepunkt der Bestoßung erreicht. Die Rechte der Schladminger Bauern wurden durch ein Erkenntnis der K. K. Grundlasten Ablösungs- und Regulierungskommission im Jahre 1869 gelöscht und den Bauern die Weide gegen Entrichtung eines Weide zinses an das Forstamt Goisern pachtweise überlassen. Erst nach Eröffnung des Artil lerieschießplatzes auf dem Plateau am Stein mer 1966 wurden 7 Milchkühe und 24 Kalbinnen aufgetrieben, zwei Jahre spä ter 18 Kühe und 20 Kalbinnen. Die Milch wird an die Gaststätten in der Gjaidalm und an Touristen abverkauft und bei Schlechtwetter Butter gerührt. Der Ertrag ist sehr gut und die Milch so fett, daß für 1 kg Butter nur 15 Liter Milch ver rührt werden müssen, entgegen 27 Liter Milch auf der Koppenwinkelalm in Tallage. Viele Triebwege wurden angelegt und Gas sen geschwendet, um damit das Vieh zu den Weideinseln des rund 4000 ha großen Weidegebietes im Bereich der alten, aufge lassenen Almen Hirzkar, Schönbichl und Maisenberg zu leiten. Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie es um die oberösterreichischen
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