Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

. . •SS»'' - -.-..^. , f \ Inn ^.: ■■ f; \ —. """'.■; .V ""■> ' WW' m§ §m% ^ Ä ta ifn Er ist nicht so vielfältig, kontrast- und ge dankenreich wie dieser, was allerdings auch damit zusammenhängt, daß er nicht mehr in seinem Originalzusfand erhalten ist. Auch hat er seine Fassung verloren. Seine Rettung verdankt er wohl der Fürsorge Adalbert Stifters. Dem Pacher-Altar gegen über hat er aber auch seine Vorzüge: er ist einheitlicher (nur geschnitzt, wenigstens seiner heutigen Zusammenstellung nach) und setzt Pachers spröder Härte, Unnah barkeit und Hoheit, Gelöstheit, Beseeltheit und Menschlichkeit entgegen. Er ist ein Hauptwerk der „letzten Gotik" (Oettinger), aber auch die künstlerische Aussage eines Donauländers und nicht eines Tirolers. Glücklich ein Land, das gleich zwei so über ragende Beispiele altdeutscher Schnitzaltäre in seinen Grenzen birgt und darüber hinaus noch auf Hallstatt und Gampern verweisen könnte. Dazu kommt noch als vermutlicher Rest eines größeren Altares die Gregor Erhart zugeschriebene Schutzmantelmutter gottes in Frauenstein bei Klaus a. d. Phyrnbahn. Das wohl im Auftrag Kaiser Maximilians I. um 1515 entstandene Werk mischt dem altdeutschen Konzert auch noch das behäbig-sonore Register des Schwäbi schen bei. 6. Der Altdorfer-Altar in St. Florian (vor 1518). Nicht genug damit besitzt Oberösterreich im Sebastiansaltar Albrecht Altdorfers zu St. Florian auch noch ein Hauptwerk der sogenannten „Donau schule". Zwar ist der Altar, den man sich wie Pachers St. Wolfganger- und Salzbur ger-Altar als Doppelflügelaltar vorzustellen hat, nur in seinen gemalten Teilen erhalten, während das Schnitzwerk (Altaraufbau, St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift, Blick aus dem 2. Stock des Treppenhauses gegen den Marmorsaal Schrein, Innenflügelreliefs) verlorengegan gen ist. So schwer auch der Verlust der Gesamtgestalt des letzten in der Reihe der großen spätgotischen Wandelaltäre und seiner geschnitzten Ausstattung, die mög licherweise Hans Leinberger geschaffen hat, wiegt, die erhaltenen gemalten Tafeln reichen aus, um den Rang dieses Werkes zu erkennen und die Leistung Altdorfers rich tig einzuschätzen. Er ist das umfangreichste und bedeutendste Werk Altdorfers (Win zinger) und damit wohl auch der „Donau schule", mit der der bayerisch-österreichi sche Stamm im Wetterleuchten des Über gangs vom Mittelalter zur Neuzeit seinen Sonderbeitrag zur deutschen, in einem Werk wie dem Sebastiansaltar aber auch zur europäischen Kunst geleistet hat. Das geheimnisvolle Aufglühen der Farben aus dem Dunkel der Nacht verbunden mit ihrer oft merkwürdigen Kühle wird zum Gleichnis der Thematik vom Leiden und Sterben Unseres Herrn und des heiligen Sebastian und zeigt, wie sehr sich die geistigen Anschauungen zu Beginn des 16. Jahrhundert in diese Richtung verscho ben haben. 7. Das Augustiner-Chorherrenstift Sankt Florian (17. und 18. Jahrhundert). Aus der Drangsal und den Erschütterungen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts stieg all mählich wieder neues Leben, neue Zuver sicht und neue Schaffensfreude empor. Nirgends tritt diese neue Haltung im klösterlichen Bereich unseres Landes so selbstsicher, kraftvoll und gestaltungs mächtig zu Tage wie in St. Florian. Noch während des Dreißigjährigen Krieges ent steht der Neubau des Konvents. Nach dem Sieg über die Türken vor Wien hebt unter der Leitung des austro-italienischen Bau meisters Carlantonio Carlone 1686 der Neubau der Kirche an. Nach Carlones Plänen wird dann das Geviert um den Prälatenhof in Angriff genommen. Der Architekt trifft vor seinem Tode 1708 auch noch die Entscheidung, die architektoni schen Hauptakzente pavillonartig in die Mitte der Trakte einzufügen. Seinem Nach folger Jakob Prandtauer bleibt aber genü gend Spielraum zur Verfeinerung und Ver vollkommnung des baulichen Gefüges. Mit ein paar genialen Eingriffen formt er das Treppenhaus zum schönsten Beispiel dieser Gattung im deutschen Klosterbau um. Im Marmorsaal gelingt ihm ein Bau, bei dem Innenraum und Außenerscheinung in be sonders glücklicher Weise zusammenklin gen. Mit dem Bibliothekstrakt findet das Riesenunternehmen 1755, lang nach Prandtauers Tod (1726) und abweichend von dessen Plänen, seinen Abschluß. Die überragende Bedeutung des Stiftes liegt in der künstlerischen Qualität seiner Architek-

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