Severine Apostolo Noricorum." Heute lie gen die Gebeine in der Kirche zu FrattaMaggiore, wo erst 1945 die Reliquien nach einem Kirchenbrand durch schwarzhäutige Besatzungssoldaten aus dem brennenden Gotteshaus geborgen wurden. Auf dem Weg über das bekannte Severin-Heiligtum von St. Jakob zu Heiligenstadt in Wien kehrten Reliquien in die St.-Laurenz-Kirche von Lorch zurück, wo sie am 25. Oktober 1969 der Titularerzbischof von Lauriacum in das Altargrab versenkte. St. Laurenz ist auch ein einzigartiges Denk mal der Frühgeschichte des Christentums in Bayern, denn von der Taufe des Bayern herzogs in der Pfalz zu Lauriacha, als welche die noch intakte Römerfeste diente, bis zur Verwüstung der „urbs Bayuariorum" fungiert die Basilika als erste Mutter kirche Bayerns-". Karls des Großen dreitägige Büß- und Bet feiern vor dem großen Awarenkrieg 791 stempeln Lorch zur mystischen Wallfahrt der Karolingerzeit. Davon gibt die ergra bene doppelapsidale Kirchenanlage beredtes Zeugnis-L Wer will es dem großen Pilgrim des Nibe lungenliedes verargen, daß er sich nicht Bischof von Passau, sondern von Lorch nennen lassen wollte--? Die Kraft der Ereignisse und Persönlich keiten dieses Raumes überstrahlt Jahrhun derte und erhält der St.-Laurenz-Kirche den Rang der Hauptkirche von Enns, obwohl diese „Stadt am Berg" mehr als einen Kilometer südlich von Lorch in wehrhafter Pracht erstand und genau tausend Jahre nach Lauriacum im Jahre 1212 das baben bergische Stadtrecht erhielt. Wenn heute die Stadtpfarrkirche von EnnsSt. Laurenz in neuem Glanz der alten Basilika erstanden ist, so verkündet sie, daß der Mythos von Lorch in ihr nichts von seiner Kraft verloren hat. Die Wissen schaft hat den Mythos nicht zerstört, son dern nur Ursprünge, Beweggründe und Verflechtungen menschlichen Handelns und historischen Geschehens erhellt. Der Mythos lebt weiter. Er ist weder rational noch soziologisch, sondern nur psychologisch zu ergründen und zu ver stehen. Jede Tendenz, den Mythos zu eliminieren oder zu verleugnen, kann nach C. G. Jung nur eine Verarmung, ja eine Zerstörung des Menschen und seiner Seele bewirken. Diese Erkenntnis gilt auch für das Verständnis des Themas: „Lorch — ein Mythos". Anmerkungen: 'Pius Schmieder: Lorch und Ens. (XI. bis XVI. Jahrhundert.) Mus. Jahr.-Ber. XXX. Linz 1871, Sonderdruck, S. 5. - Lothar Eckhart: Die archäologische Vergan genheit der Kaplaneikirche St. Laurentius zu Lorch-Enns in Oberösterreich. — Ein erster Überblick über die Grabungsergebnisse 1960 bis 1966. Christliche Kunstblätter 3/1967. Links: Römischer Reliefstein, liegend eingemauert in die Nordmauer der frühchristlichen Basilika. Skulptur aus einem heidnischen Grabdenkmal. Oben: Römische Schale aus Terra sigillata mit Zirkusmotiven, gefunden im Friedhof Enns-Lorch. Unten: Nordmauer des römischen Stadttempels und der frühchristlichen Basilika von Lauriacum in der Unterkirche
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