Der größte Holzverbraucher Österreichs Lenzing wird ein europäischer Großproduzent .»iial Die Chemiefaser Lenzing Aktiengesellschaft gehört schon seit Jahrzehnten zu den größten Chemiefaserwerken Europas und Ist durch ihren hohen Export (mehr als zwei Drittel der in Lenzing erzeugten Chemiefasern und Verpackungsfolien werden expor tiert) einer der wichtigsten Devisenbringer Österreichs. Fast den gesamten Bedarf an zellulosischen Chemiefasern bezieht die österreichische Textilindustrie aus Lenzing — im Jahre 1968 wa'ren es zirka 22.000 Tonnen —, und ein Großteil der Zellglas folien, die von der heimischen Verpackungswirtschaft jährlich verbraucht werden, sind Lenzinger Provenienz. Durch die Entstehung der Austria Faserwerke Ges. m. b. H., eine Gemeinschaftsgründung der Farbwerke Hoechst AG und der Ghemiefaser Lenzing AG, befindet sich ein weiteres Chemie faserwerk in Lenzing, das jährlich rund 4400 Tonnen Polyester fasern der Marke TREVIRA erzeugt und in knapp einem Jahr mit doppelter Kapazität produzieren wird. Nachdem im Sommer dieses Jahres die Chemiefaser Lenzing AG alle Aktien der Lenzinger Zellulose- und Papierfabrik aufgekauft hat, ist eine völlige Verschmelzung der beiden Werke vorgesehen. Diese Fusion bedeutet, daß in Lenzing einer der stärksten Vis kosefaserkomplexe Europas entsteht, so daß in Zukunft in den Lenzinger Werken eine Produktion von Buchenstamm bis zum Faserballen beziehungsweise zur Folienrolle kontinuierlich erfolgt. Die Chemiefaser Lenzing AG ist durch die Vereinigung der beiden Unternehmen heute auch der größte Holzverbraucher Österreichs. Rund 550.000 Räummeter Buchenfaserholz für Ghemiefaserzellstoff und 120.000 Raummeter Fichtenfaserholz für Papierzellstoff werden in Lenzing jährlich verbraucht. Dazu kommen noch 60.000 Raummeter Sägerundholz, die in dem viert größten Sägewerk Österreichs, das der Lenzinger Zellulose- und Papierfabrik angeschlossen ist, zu Schnittholz verarbeitet werden. Ein beträchtlicher Teil des Schnittholzes geht ebenfalls in den Export. Aus den insgesamt 670.000 Raummeter Faserholz werden rund 90.000 Tonnen Zellstoff pro Jahr gewonnen. Lenzing hat derzeit eine Kapazität von zirka 70.000 Jahrestonnen Viskosespinnfasern. Dazu kommt eine Jahresproduktion von rund 3500 Tonnen Viskosezellglasfolien. Ferner werden in Lenzing jährlich mehr als 18.000 Tonnen hochwertige Papiere erzeugt, die zu 60 Prozent in den Export gehen. Neben den Viskoseverpackungsfolien werden seit einigen Jahren auch synthetische Folien hergestellt. Das Unternehmen beab sichtigt, in nächster Zeit auch synthetische Chemiefasern, vor allem Polyacrylfasern, ferner hochgekräuselte Endlosfäden aus Polypropylen für Teppichgärne herzustellen. Da die Chemiefaser Lenzing AG ihre Maschinen im wesentlichen selber herstellt, verfügt sie über große Erfahrungen im Maschinen bau und hat in den letzten Jahren die Gelegenheit dazu benützt, den Maschinenbau für Lieferungen von Maschinen an andere Firmen entsprechend auszubauen. Bei diesen Bemühungen wurden auch einige Verfahren für die Herstellung synthetischer Spalt fasern entwickelt. Die Lenzinger Werke, die durch die Fusion der beiden Unter nehmen insgesamt 3300 Menschen beschäftigen, sind für den Raum von Vöcklabruck und den Wohlstand der Bevölkerung dieses Gebietes von großer Bedeutung. — Da es sich in Lenzing um chemische Betriebe handelt, ist man bestrebt, alles mögliche zur Reinerhaltung des Wassers und der Luft zu tun. So wurde bereits im Jahre 1963 ein eigenes „Lenzinger MagnesiumbisulfitRückgewinnungs-Verfahren" entwickelt (Patentnummer 253.348, entwickelt von Doktor Rüdiger Hornke), nach welchem die Sulfit ablaugen, die bei der Produktion von Zellstoff anfallen und aus Holzresten und Chemikalien bestehen, bis zu 95 Prozent erfaßt werden, so daß in den letzten Jahren eine weitgehende Ver besserung der Wasser- und Luftreinheit erreicht werden konnte. Wenn man bedenkt, daß von den vielen Hunderten Sulfitfabriken auf der ganzen Welt bis heute nur zirka 20 nach dieser Ver fahrensart arbeiten, kann man den Erfolg, der hinsichtlich Ver besserung der Wasser- und Luftreinheit in Lenzing erreicht wurde, richtig ermessen. Durch ERP-Kredite soll in nächster Zeit das Lenzinger Rückgewinnungsverfahren noch weiter verbessert werden, und man hofft, nach Abschluß des Projektes 98 Prozent der schädigenden Sulfitablaugen zu erfassen und damit ein Höchst maß an Wasser- und Luftreinheit im Räume Lenzing zu erzielen. Das Unternehmen wird in den nächsten Jahren auch bedeutende Investitionen vornehmen, die der weiteren Modernisierung und der technischen Integration der nun vereinten Lenzinger Werke dienen sollen.
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