Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

p ^' J/.L( ü.C 12 r /'t-ti •kK ~- >.»■ ^■PiK , ■'C ^ v^^rcrAM.n-.Ks=t. o , fitX'i i- C- /'L'''t'fA 4.1'l Erinnerungsfoto an die Volkssdiauspielerin Hansl Niese (1875—1934) Namen aufgeführt: Halm mit „Seite 105", Wedekind (Der Kammersänger), Bahr (Die gelbe Nachtigall), Shaw (Frau Warrens Gewerbe), Ibsen (Nora). Scheinbar um die Situation aufzulockern, erschienen daneben so wunderbar naive Titel wie „Wenn der Auerhahn balzt" oder „Alt-Heidelberg" und derlei. Diese Stücke brachten sicher eine Auffrischung der Laune und durften aus diesem Grunde wahrscheinlich in kei nem Theaterprogramm geringgeachtet werden. Auf dem Gebiet der Operette gewann Franz Lehär immer mehr Bedeutung, aber auch die Namen Oscar Strauß, Eisler, Kaiman, Heuberger waren bereits so sehr in das Programm eingegangen, daß weder zwei Kriege noch sonstige Schwierig keiten die Operette aus ihrer Stellung in Ischl vertreiben konnten. Eine ziemlich lückenlose Tradition führt bis zu den alljährlichen Operettenwochen im Bad Ischl unserer Zeit. Etwas zögernder verlief die Theatergeschichte in Gmunden, der zwar größeren, dafür aber nicht durch kaiserliche An wesenheit ausgezeichneten Stadt. Obwohl auch Gmunden als Badeort bekannt war — Christine Hebbel suchte schon 1855 hier Heilung in den Solebädern — und obwohl die Stadt be reits 1862 das Kurstatut erhalten hatte, verliefen die Bemü hungen um ein Sommertheater lange erfolglos. Erst im Jahre 1871 erwarb der eben von Ischl abgegangene Theaterdirektor Kotzki einen Teil des Platzes, auf dem ehemals der Salzkeller stand, und erbaute darauf nach den Plänen von Ing. Franz Schuppler das Theatergebäude, das bis heute im wesentlichen unverändert geblieben ist. Die Eröffnungsvorstellung ging mit einer Aufführung „Die schöne Galathee" von Franz von Suppe über die Bühne und wurde in der einheimischen Presse überschwenglich gelobt. Im besonderen wurde die Ensembleleistung der Truppe immer wieder hervorgehoben. Die Theaterverhältnisse selbst müssen ähnlich wie in Ischl gewesen sein, denn auch hier erfreute sich ein sentimentales Theaterstück, „Die Pfarrersköchin" von O. F. Berg, eines durchgreifenden Erfolges. Leider sagen uns die Namen, die in der Zeitung besonders herausgestrichen wurden, nichts mehr, denn im Gegensatz zu Ischl war Gmun den eine gemütlichere Sommerbühne mit wenig „berechtigten" Hoffnungen auf große Engagements, was auch die ganze Atmosphäre sicherlich weniger spekulativ machte. Genau so wie in Ischl war das Wetter ein entscheidender Faktor beim Gmundner Theater. So heißt es in einer Eintra gung im „Gmundner Wochenblatt" vom 8. Juli 1872: „ . . . die normale Ungunst der Witterung in der abgelaufenen Woche hat uns eine Reihe theatralischer Vorstellungen zuwege ge bracht . . ." und in einer anderen Notiz wird über das heiße Wetter geklagt, das es einem nicht leicht mache, das Theater zu besuchen, und tadelnd wird sogar vermerkt, daß manche Besucher noch vor Schluß das Gebäude verlassen haben. Die Rückschau, die bei Saisonschluß dann in der Zeitung gehalten wurde, nennt eine Zahl von 72 Vorstellungen und als Beweis für die Beliebtheit des Theaters wird angeführt „. . . daß, obwohl in letzter Zeit alle Abend Vorstellungen stattfanden, das Haus doch gut besetzt und manchmal über füllt war . . .". Mit Schillers Wort vom Mimen, dem die Nach welt keine Kränze flicht, entläßt der Chronist das verdiente Ensemble in das Winter-Engagement nach Laibach. Natürlich fühlte man sich auch in Gmunden verpflichtet, das Publikum mit erfolgreichen Operettendarbietungen zu er freuen. Genauso wie in Ischl wurde dabei die Kurkapelle für die Orchesterarbeit herangezogen. So erfolgten unter anderem schöne und von der Zeitung sehr gewürdigte Aufführungen von „Die schöne Helena" und „Blaubart" von Jaques Offen bach und „Leichte Cavallerie" von Suppe. Bei den Sprech stücken durfte der „Pfarrer von Kirchfeld" nicht fehlen und „Die Grille" von Birch-Pfeiffer war sogar eine lokale Ver pflichtung, da die ehemalige Wiener Schauspielerin Friederike Goßmann nun als Gräfin Prokesch-Osten in Gmunden wohnte. Sie war eine berühmte Interpretin der „Grille" und wurde im Scherz selbst so genannt. Als „Grille" steht sie auch in dem leider verlorengegangenen Gästebuch der Villa La Röche in Gmunden, die Carl La Röche, der bekannte Schauspieler, der ebenso im Ischler Sommertheater aufgetreten war, viele Jahre bewohnte. In diesem Hause gingen die namhaftesten Künstler ein und aus. Neben höchst bemerkenswerten Eintragungen, so von Friedrich Hebbel, Zerline Gabillon, Heinrich Anschütz, Fanny Elßler und anderen, steht ein köstliches Gedicht des Schauspielerfreundes Fritz Beckmann: „Nur in Gmunden kann gesunden, wer hier ein Asyl gefunden. — Wird man öfters auch geschunden, will die Arbeit nicht mehr munden, läßt man uns gleich armen Hunden von der Kette los, der runden, gibt uns Freiheit unumwunden — doch gezählt sind bald die Stunden!

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