Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

unbedeutend ist auch der Einfluß der Massenmedien, also auch wiederum der Einfluß von „Vorbildern". Nicht zuletzt aber sind es die Eltern und in vielen Fällen auch die Schule, die dem Kind das Erlernen eines bestimmten Instru mentes empfehlen. In den letzten Jah ren wurde schon eine besondere Maß nahme des Oö. Musikschulwerkes spür bar; Es werden nämlich immer wieder die Musikschulleiter angewiesen, die Jugend vor Eintritt in die Musikschule auf ihre musikalische und charakterliche Eignung hin zu überprüfen und das Er gebnis mit den Eltern zu beraten. Schließlich sei auch erwähnt, daß häufig lokale Musikgemeinschaften die Jugend zum Erlernen bestimmter Instrumente anhalten. Dies geschieht besonders häufig durch die örtlichen Blasmusik kapellen. Wenn man die statistischen Unterlagen des Oö. Musikschulwerkes genauer studiert, so ist zu berichten, daß das Interesse für das Erlernen von Blech blasinstrumenten außerhalb der größe ren Städte viel intensiver ist. Die Ur sachen hierfür sind noch nicht genau festgestellt, doch dürften die modernen städtischen Wohnanlagen dafür nicht der alleinige Grund sein. Eine besondere Erscheinung aus den letzten Jahren darf schließlich nicht unerwähnt bleiben: Es steht nämlich fest, daß sich auch mehr und mehr Mädchen für Holz- und Blech blasinstrumente interessieren und diese Instrumentalfächer erlernen. Besondere Leistungen des Oö. Musik schulwerkes Obwohl nun die dem Oö. Musikschul werk angeschlossenen Musikschulen nicht dafür garantieren können, ob ihre Schüler später auch aktiv werden und ihr Können in den Dienst der örtlichen Musikgemeinschaften stellen, bzw. ob sie nach ihrem Abgang von der Musik schule weiterhin musizieren werden, zeigen immerhin Erhebungen in dieser Richtung, daß diese Breitenarbeit im Dienste der Musikerziehung reiche Früchte trägt. Sollte da und dort die Beziehung zum Instrument mit dem Austritt aus der Musikschule abbrechen, darf wohl angenommen werden, daß da mit nicht auch die einmal hergestellte Verbindung zur Musik verlorengeht. Vor etwa sieben Jahren hat das öö. Musikschulwerk eine erste gründliche Erhebung vorgenommen, die ein sehr erfreuliches Ergebnis zeigt: Bereits da mals wurde festgestellt, daß 390 ehe malige Musikschüler in Blasorchestern mitwirken. Diese Zahl hat sich sicherlich in den letzten Jahren wesentlich erhöht. Im gleichen Zeitabschnitt wurden 190 ehemalige Musikschüler gezählt, die als Instrumentalisten an Kirchenchören mit wirken. Auch diese Zahl dürfte sich erheblich erhöht haben. Ganz besonders erfreulich ist die Tatsache, daß in Laien orchestern, Spielgruppen und dgl. weit über 200 einstige Musikschüler tätig sind. Allein diese Zahlen sprechen für die Bedeutung und Notwendigkeit unserer Musikschulen. Eine Erhebung jüngeren Datums be weist, daß viele unserer Musikschüler in höhere Musiklehranstalten über treten und ihr Musikstudium fortsetzen. So haben sich mit Ende des Schuljahres 1966/67 insgesamt 26 Musikschüler für ein Weiterstudium entschlossen. Es darf in diesem Zusammenhang mit Genug tuung erwähnt werden, daß einige ehe malige Musikschüler bekannten öster reichischen Berufsorchestern, wie den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, dem österreichischen Rundfunkorchester, der Camerata Academica, dem Bruckner-Örchester usw., sowie als Lehrkräfte höheren Musik lehranstalten angehören. Einige unserer größeren Musikschulen führen — und auch das darf als beson dere Leistung angesehen werden — eigene Schüler-Örchester, so daß diese jungen Musiziergemeinschaften schon im Ensemble heran- und weitergebildet werden. Ein solches Kammerorchester der städtischen Musikschule Wels errang sogar bei einem internationalen JugendMusizierbewerb in Belgien 1967 den ersten Rang mit Auszeichnung. Als außergewöhnliche Leistung, die einer großen organisatorischen Vorar beit bedarf, sind die sogenannten „Gemeinschaftskonzerte" anzuführen, die das Oö. Musikschulwerk angeregt und im Jahre 1963 erstmals verwirk licht hat. Bei diesen Veranstaltungen werden die besten Instrumentalschüler aus den angeschlossenen Musikschulen zu großen Klangkörpern zusammenge zogen. Die musikerzieherische Vorarbeit beginnt beim einzelnen Instrumental lehrer, so daß es möglich wird, mit zwei bis drei Gesamtproben auch große Werke aufzuführen. Das erste Gemeinschafts konzert fand in Linz statt, und bereits 1964 folgte ein weiteres in Bad Ischl. Die Landeskommission entschloß sich so dann, im Hinblick auf musikerzie herische Gründe solche Gemeinschafts konzerte nur mehr jedes zweite Jahr durchzuführen. Es folgte daher 1966 das große Gemeinschaftskonzert in Ried im Innkreis, wozu erstmals zur Mit wirkung auch Schüler der Musik schuleinrichtungen aus dem Burgen land, Salzburg und Niederösterreich in der Absicht eingeladen wurden, um aus solchen Versuchen entsprechende Er fahrungen für ein künftiges Bundesjugendmusizieren analog dem Bundes jugendsingen zu gewinnen. Außerdem wurde der Gedanke solcher Gemein schaftskonzerte an die Musikschulein richtungen der erwähnten Bundes länder weitergetragen. Gegenwärtig ist daher alle vier Jahre eine Musikschul einrichtung eines dieser Bundesländer Träger einer solchen Großveranstaltung. So folgte nach Ried i. I. 1967 ein Gemeinschaftskonzert in Eisenstadt, 1968 eines in Salzburg, und am 1. Juni 1969 war Niederösterreich in St. Pöl ten an der Reihe. Im Jahre 1970 findet ein Gemeinschaftskonzert der vier Bundesländer wieder in öberösterreich statt. Die Qualität solcher Veran staltungen mag schon daraus erkannt werden, daß der österreichische Rund funk stets einen Teil dieser Programme ausstrahlte. Nicht unerwähnt dürfen die jährlich gegen Schulschluß stattfindenden Musik schul-Abschlußveranstaltungen bleiben, die durchwegs niveaumäßig sehr be achtlich sind und nicht nur den Eltern, sondern auch der Öffentlichkeit den Er folg der Jahresarbeit zeigen. Alle unsere Anstalten führen solche Abschlußveran staltungen durch, die größeren sogar mehrere. Hierbei hat meist ein Groß teil der Musikschüler erstmals die Chance, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Daß einige unserer Musik schulen auch ihre Spielgruppen für die einstige Rundfunksendereihe „Kinder spielen für Kinder" zur Verfügung stellten, sei hier ergänzend erwähnt. Die schon mehrere Jahre hindurch ver wirklichte Anregung des öö. Musik schulwerkes, sogenannte Aufstiegs prüfungen gegen Ende des Schuljahres durchzuführen, findet nun nach und nach nicht nur im eigenen Land,sondern auch bei den Musikschuleinrichtungen benachbarter Bundesländer Interesse. Im Sinne der von der Landeskommis sion erstellten Richtlinien soll — gegen wärtig durchwegs auf freiwilliger Basis — jeder Musikschüler innerhalb eines Zeitraumes von sechs bis neun Jahren drei Leistungsstufen bewältigen. Jede dieser Leistungsstufen wird mit einer Prüfung beendet, für die jeweils fünf Pflichtstücke vorgeschrieben sind und für die auch ein entsprechendes Wissen auf dem Gebiet der Musikkunde ver langt wird. Das instrumentale Können wird außerdem in Form einer (leich teren) Blattleseübung geprüft. Diese Aufstiegsprüfungen werden von einer Kommission abgenommen, deren Vorsitz der Fachinspektor für Musik erziehung oder ein von ihm beauftragter erfahrener Musikerzieher führt, der ferner der örtliche Musikschulleiter und die jeweilige Lehrkraft des Schülers angehören. Allein mit Ende des Schul jahres 1968/69 fanden an 17 unserer Musikschulen solche Aufstiegsprüfun gen statt, zu denen 335 Instrumental schüler antraten. 321 haben die Prüfung

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