Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

Ernst Huber Das Musikschulwesen in Oberösterreich „Musikland" Oberösterreich Das in seiner Landschaft topographisch so unterschiedliche Land Oberösterreich besitzt eine im Volk wurzelnde Musika lität. Nicht von ungefähr stand hier die Wiege bedeutender schöpferischer und nachschaffender Musiker, und in diesem Oberösterreich gibt es auch jetzt noch jene Musizierfreudigkeit, die einst von der Ebene im Herzen des Landes bis zu den Grenzen gegen Böhmen, zum Inn und zu den hochgelegenen Almen in hoher Blüte war. Die vielfältigen Tanz musikformen, allein schon in den Ab arten der „Landler" aufzählbar, von denen man sagt, daß aus ihren Weisen der weltbekannte Wiener Walzer her vorgegangen sei, aber auch die vielen Singweisen und jenes Volksmusikantentum, das die Tradition älplerischer Volksinstrumente bis in die Gegenwart mittrug, bildeten auf lange Sicht das musikalische Fundament, dessen Hoch kultur sich in der Landeshauptstadt bis zur Gegenwart konzentriert. Ländliches Musizierbrauchtum, Feste und Feiern mit klingender Musik und Gesang be leben auch heutzutage dieses Land. Aus dieser Situation entstand in Linz schon um die Mitte des vorigen Jahr hunderts die erste Musikschule des Landes, das heutige „Bruckner-Konser vatorium des Landes Oberösterreich". Auch die städtische Musikschule in Linz kann auf eine reiche Vergangenheit hinweisen, desgleichen die Musikschu len in Wels und Steyr und letztlich auch jene von Bad Ischl, die dem Vernehmen nach sogar mit kaiserlichem Patent um die Jahrhundertwende errichtet worden sein soll. In den übrigen Landesteilen waren durchwegs Kirchenmusiker Träger der musikalischen Ausbildung, ebenso die vielen einstigen Musikeleven der k. k. Militärmusikkapellen, die nach der Heimkehr vom Militärdienst den reichen Schatz erworbenen Musikwissens und -könnens an die Jugend ihrer Heimat weiterreichten. Ebenso waren es viele Schulmeister und Lehrer, die aus reinem Idealismus und aus Liebe zur Musik Generationen in die Instrumentalmusik einführten. Noch heute zehren wir von diesen Leistungen einer zwar einfachen, aber für damals immerhin sehr wirkungsvollen Erzie hungsarbeit. Die Entwicklung des Oö. Musikscbulwerkes Da es, wie schon angedeutet, außerhalb der größeren Städte nur an der örtlichen Initiative lag, die musikalische Ausbil dung der Jugend zu besorgen, wurde 1938 in Oberösterreich in den größeren Kulturzentren der Versuch unternom men, sogenannte „Musikschulen für Jugend und Volk" zu gründen. Sie waren als unterste Musikausbildungs stätten gedacht und ihr Besuch sollte allen Bevölkerungsschichten ermöglicht werden. Es blieb zwar mehr oder min der bei einer politischen Bindung des kulturellen Lebens, doch wurden damit die einer vereinsmäßigen Initiative nicht möglichen organisatorischen Vor aussetzungen geschaffen, die eigentlich auch jetzt noch die formale Grundlage des Musikschulwesens in Oberösterreich bilden. Bald gefährdete der zweite Weltkrieg diese junge Kultureinrichtung. Der wiederholte Wechsel der Musiklehrer durch Einberufung zum Kriegsdienst, schließlich auch jener vieler Musik schüler führte dazu, daß diese 26 „Musikschulen für Jugend und Volk" noch vor Kriegsende ihre Tätigkeit ein stellen mußten. Im Herbst 1945 entsann man sich da und dort dieser Kultureinrichtungen und noch im gleichen Jahr öffneten einige ehemalige Musikschulen wieder ihre Pforten, unter anderen die Musikschulen der Städte Eferding und Grieskirchen. Bald nahmen sich sowohl die Kultur abteilung des Amtes der oö. Landes regierung als auch das neugegründete Oö. Volksbildungswerk des wieder erstandenen Musikschulwesens an und die ersten Förderungsmaßnahmen des Landes setzten ein. Es wurde ein eigener ehrenamtlicher Beratungsdienst einge führt, der vor allem jenen Gemeinden zugute kam, die in den folgenden Jahren Musikschulen ins Leben riefen. In diesen ersten Jahren des Aufbaus der Musikschulen in Oberösterreich gab es zwar keine besondere organisatori sche und auch keine musikpädagogische Einheit in der Führung dieser Anstalten; trotzdem können diese Jahre aus der Geschichte einer eigentlich jungen Kul tureinrichtung nicht weggedacht werden. Denn im Grunde genommen ist es dem ehrlichen Wollen der wenigen Musik schulleiter und dem Verständnis der Kulturstellen des Landes zu danken, daß der Grundstein für das Oö. Musik schulwerk anläßlich der 6. Jahrestagung des OÖ.Volksbildungswerkes auf Schloß Ort am 29. August 1952 gelegt werden konnte, und zwar als eigene Arbeits gemeinschaft des Öö. Volksbildungs werkes. Hierbei galt es insbesondere die Ein heitlichkeit im Aufbau und in den Auf gabenbereichen der Volksmusikschulen festzulegen, ferner die volksbildne rischen Bestrebungen im Rahmen der Musikschulen in- und außerhalb des Musikunterrichtes auszuwerten, ent sprechende Förderungsmaßnahmen, wie fachliche Beratung der Leiter und Leh rer, Vereinheitlichung administrativer Belange,zu erwirken usw. Mit einer an die Kulturstellen des Lan des gerichteten Resolution, in der unter anderem der Verfasser als gewählter ehrenamtlicher Sprecher empfohlen wurde, schlug die Geburtsstunde des Oö. Musikschulwerkes. Fast wie ein Zufall mutet es heute an, daß noch im gleichen Jahr auch die junge Arbeitsgemeinschaft der Musik erzieher Österreichs (AGMÖ) eine Bundeskommission für das Musikschul wesen gründete, in die als Vertreter der oberösterreichischen Musikschulen eben falls der Verfasser entsandt wurde. Der organisatorische Aufbau des Oö. Musikschulwerkes Mit Ausnahme des Bruckner-Konser vatoriums des Landes öberösterreich sowie der Musikschulen von Linz und Steyr schlössen sich alle übrigen damals bestehenden Musikschulen dieser neuen Arbeitsgemeinschaft an. Bei einer ersten Tagung der Musik schulleiter vom 6. bis 10. Juni 1953 auf Schloß Tollet wurden die grund legenden Ziele des öö. Musikschul werkes erarbeitet. Vor allem fand die Gründung einer eigenen Landeskom mission auch bei den Kulturstellen des Landes vollste Unterstützung, so daß diese am 24. Mai 1954 ins Leben ge rufen werden konnte. Damit schufen sich die Musikschulen öberösterreichs die Möglichkeit der pädagogischen Überwachung des Musik unterrichts durch den zuständigen Fach inspektor für Musikerziehung, ein Vor-

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