DER LINZER KASPERE Als Linzer Kasperl bin und als gar saubrer Held leb überall bekannt — fast wie das falsche Geld. Schauim Hanswurstgewände ich gleich aus wie ein Bauer: Der bin ich,liebe Leute,und obendrein ein schlauer! Steht mir denn nicht vortrefflich der spitze Jogelhut, Die Narrenkrös,der Fürleib,so rogel wie mein Blut, Die gelben Hosenröhren,die Schuh mit roten Sohlen? Die Nase rot und blau,und Augen wie zwei Kohlen So glutend heiß von Feuer,so schwarzim tiefen Weh, So lustig ungeheuer,wenn ich sie halb verdreh: So knödelfest,bescheiden,doch ohne jedes Zieren Tu ich der Welt,den Linzern,mich heut noch präsentieren. Wer aber noch nicht glaubt, wie herrlich schön ich bin. Der mach sich auf und laufe schnell in's Museum hin. Dort ruh',wie die Prinzessin,in einem Schrein von Glase Ich quietschvergnügt und warte,bis daß der Engel blase; Bis daß die Donner rollen am Auferstehungstag, Kannich mirüberlegen,wasich dannspielundsag. Was waren das einmal,denk ich zurück, für Zeiten, Als man noch starb und lebte für Spaß und Lustbarkeiten! Vor meiner Bude trat sich,trotz Polizeiverbot, Zweimal am Tag und öfter das Publikum schier tot. War ich nicht gleich zur Stelle,so schrie es sich fast heiser. Und wurde,wenn ich kam,nichtim geringsten leiser. Bisich mitrauherStimme,wieausdem Kellertief, „Seid's alle da?",„perlicke"und „hoppla,hoppla"rief. Dann fing ich an zu spielen. In vielen Schelmenstreichen W'V \i Schlug ich mich mit dem Teufel und auch mit meinesgleichen. Ich gab mich oft als Bauer,als Bader,als Galan, In tausend Masken kroch ich als wie ein Scharlatan. Ich lebte,litt und liebte und siegte unverdrossen. Und liebte um so lieber,je mehr die Tränen flössen. Erlagich armerTeufelzuletztauchoftdemDurst, So blieb ich doch zeitlebens ein Kasperl und Hanswurst. Was war das für ein Leben!Ein Kugeln und ein Balgen! Am Fadenkreuze häng ich jetzt wie an einem Galgen. Hereinspaziert,ihr Leute,nicht drängen. Mann für Mann, Und schaut euch im Museum den Linzer Kasperl an. Franz Karl Lipp
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