Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

NEUE BÜCHER AUS DEM OBERÖSTERREICHISCHEN LANDESVERLAG In diese Besprechungsliste wurden die Neuerscheinungen 1969 aufgenommen, die auch für die Themenstellung der Zeitschrift „Oberösterreich" von aktueller Bedeutung sind. Im einzelnen handelt es sich um (Reihung nach dem Erscheinungstermin): Walter Luger: Stifte in Oberösterreich und in den angrenzen den Gebieten, mit 94 Abb.,davon 5 Farbbildern und 23 Zeich nungen. — Linz: Oö. Landesverlag 1969, 199 Seiten, Halb leinen, Ladenpreis öS 88.—. Ein handlicher Reiseführer zu 22 bestehenden und aufgeho benen Klöstern im Räume Oberösterreich mit der unmittel baren steirischen, niederösterreichischen und salzburgischen Nachbarschaft. Der Autor erweist in diesem Buch seine reiche Sachkenntnis als Historiker und Kunsthistoriker, schreibt an schaulich und allgemein verständlich, zeigt seine innere Ver bundenheit zum Thema. Vorangestellt sind kurze erläuternde Kapitel über den Rechtsbegriff des „Stiftes", zur oberöster reichischen Klosterlandschaft und über die historischen Ordens gemeinschaften der Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten, Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser. Wichtig für den Benützer sind Grundrißskizzen der wichtigsten Häuser, dankbar wird er die gute Bildauswahl zur Kenntnis nehmen. Norbert Hanrieder: Mühlviertler Mahrl und andere Mundartdichtungen. — Linz: Oö. Landesverlag 1969, 288 Seiten, Ganzleinen,Ladenpreis öS 85.—. Mit diesem Band setzt die Hanrieder-Gemeinde Putzleinsdorf die Neuausgabe des Werkes von Norbert Hanrieder fort. Für die Herausgabe zeichnen Ludwig Fuchs und Dr. Alois Sonn leitner verantwortlich. Reinhold Friedl trägt Vertonungen zu einigen Hanrieder-Gedichten bei, und Auguste Aigner-Kronheim schuf zur Illustration Holzschnitte von höchster bild nerischer Dichte. Im Vorwort entschuldigen sich die Heraus geber für manchen Eingriff in die Überlieferung dieses Priester dichters. Ihrer Bescheidenheit und Vorsicht kann widerspro chen werden. Sie zeigen ganz im Gegenteil beispielgebend, wie man mundartliche Dichtung erneuern kann. Hanrieders Werk wird in mustergültiger Weise dem heutigen Leser zugänglich gemacht. Man muß nicht mehr nach veralteten Ausgaben greifen. Norbert Hanrieder kann nun wieder gelesen werden. Seine köstliche und sehr bildhafte Phantasie schenkt uns ungetrübte Freude, wir erkennen ihre überzeitliche Gültigkeit. Der wissenschaftliche Apparat, den nun einmal Dialektdich tung in der Druckwiedergabe nötig hat, ist ausreichend und exakt. Unwillkürlich wird der Wunsch lebendig, daß auch Stelzhamers Werk eine so zeitgemäße Ausgabe erleben möge. Auch seine Verse möchten wir wieder einmal gerne als Dich terwort der Gegenwart lesen. Was nützt vergilbte Sprach wissenschaft, wenn der Dichter von ihr eingesargt wird. Kristian Sotriffer: Das Salzkammergut. Mit Beiträgen von Franz Carl Lipp und Karl Lukan. — Linz: Oö. Landesverlag 1969, 162 Seiten mit 172 Abb., Ganzleinen, Ladenpreis öS 198.-. Dieser Bildband ist herzerfreuend. In Text und Bild wird das Salzkammergut einladend und werbewirksam dargestellt. Die Autoren erweisen nicht nur Sachkenntnis, sie haben auch das Wesen der Landschaft und ihrer Menschen von innen heraus erfaßt. Die Kapitel lauten: Fürstliches Kleinod des Salzsie dens, Vom Leben im Kammergut, Ischl und Hallstatt als Beispiel, Der Mann im Salz, Im Bergwerk, Auf dem Weg zum Falkenstein, Franz Carl Lipp: Volksart und Brauch, Wald- und Jagdreviere, Karl Lukan: Berge und Bergsteiger, Geschichte und Kunst um ein Stift (Mondsee), Michael Pachers Altar werk, Meinrad Guggenbichler und Thomas Schwanthaler, Ma ler im Salzkammergut, Architektur und Landschaft, Heiliger Bezirk am See (Traunkirchen),Die Seen des Salzkammergutes. Viele Seiten dieser liebenswerten Landschaft werden gründlich ausgeleuchtet. Neben bekannten Tatsachen, die in einem Buch dieser Art zu wiederholen sind, werden viele unbekannte Schönheiten gehoben, Dinge erzählt, die sogar dem Einheimi schen Neues bringen oder zumindest zur Auffrischung von Vergessenem anregen. Als Beispiel sei der Weg über den Falkenstein angeführt, oder die zusammenfassende Darstel lung der Salzkammergut-Seen mit 54 Seen-Namen. Vieles wird aufgegriffen, was in unserer Zeitschrift bereits gebracht worden ist. Es kommt nun weiteren Leserkreisen zugute. Der Volkskundler Dr. Lipp und der Bergsteiger Lukan teilen ihre ganze Begeisterung mit. Ihre Beiträge besitzen dokumenta rische Bedeutung. Die Bilder sind zu den einzelnen Kapitel geordnet und bringen ebenfalls eine gute Mischung von Stan dardansichten mit neuen Einblicken. Ein einziger Wunsch bleibt für eine Neuauflage offen: auch der gotische Flügelaltar von Hallstatt könnte monographisch herausgestellt werden. Sonst aber: ein „refieriges" (ordent liches) Buch. Max Kislinger: Bauernherrlichkeit. Alte bäuerliche Kunst. — Linz: Oö. Landesverlag 1969, 371 Seiten, davon 48 ganzsei tige Farbtafeln, 8 zweifärbige Zeichnungen, 83 ganzseitige einfärbige Federzeichnungen,Ganzleinen,Ladenpreis öS 380.—. Die „Alte Bauernherrlichkeit", erschienen 1957, sowie der Ergänzungsband „Alte bäuerliche Kunst" aus dem Jahre 1963 sind seit längerem vergriffen, und der Verlag entschloß sich, angeregt durch vielfache Nachfrage, zu einer Neuauflage, in der beide Publikationen zusammengefaßt sind. Dieses Werk bietet nun eine angenehme Gesamtschau des Volkskundlers, Malers und Zeichners Max Kislinger. Das Liebenswerte in seiner Kunst und der Fleiß einer lebenslangen Sammeltätig keit kommen gut zur Geltung. Die textliche Bearbeitung be sorgte Dr. Helene Grünn, unterstützt von der Gattin des Künstlers V. Kislinger. Dr. Franz Lipp gab diesem neuen Kislinger-Buch wieder seine Patronanz mit dem einleitenden Kapitel „Volkskunst und Wesensart der Oberösterreicher". Text und Bild sind aufeinander abgestimmt. Zunächst wird der Leser eingeführt und informiert. Es wird ihm bäuerliches Leben und die Volkskunst in Oberösterreich im ganzen Um fang dargestellt. Der textlichen Einführung entsprechend, fol gen Farbtafeln, zweifärbige Abbildungen und schließlich in besonderer Reichhaltigkeit Federzeichnungen. Die Bildbeschrei bungen sind sachlich, dennoch sehr lesenswert. Max Kislinger hat in der Volkskunde einen eigenen Stil ge schaffen. Uber die bloße Dokumentation hinausgehend, ge lingt ihm eine künstlerische Verdichtung des Materials, die Eigenwert besitzt. In jedem Bild finden wir eine Komposition, wie eben ein liebevoller Sammler seine Gegenstände ordnet, sie damit in eine ganz neue und selbständige Sicht rückt. Neuerlich wird uns durch dieses Werk die Großartigkeit ver gangener Volkskunst in unserem Lande bewußt gemacht. Wir erfahren von einem Lebensstil, dem neben der Funktion auch noch die Schönheit der Dinge wichtig war. Im Vordergrund steht das Haus mit seiner Lage in der Land schaft, seinen Formen und seiner unmittelbaren Umgebung, wobei vor allem die Zäune eine wichtige Rolle spielen. Von außen gelangt der Beschauer in die vielfältigen Innenräume, weiter in die Wirtschaftsräume. Sehr bald fallen Möbel, Haus rat, Geschirr und Arbeitsgerät ins Auge. Neben der Darstel lung des Ganzen findet das Detail bei Max Kislinger immer wieder liebevolle Beachtung. Die Tracht bildet das nächste wesentliche Kapitel, und schließlich folgen Sitte und Brauch mit der bunten Welt der Volksfrömmigkeit. Dieses Werk kann zur Standardliteratur der oberösterreichi schen Landeskunde gezählt werden. Es macht die Volkskultur des Landes so anschaulich, daß nicht nur der Liebhaber, son dern jeder Leser — auch der sehr gegenwartsbetonte — daraus einen hohen Gewinn ziehen kann. Dr. O. W.

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