Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

Sommerseminar Schlierbach, R. O. Wiemer; „Ermittlung gegen Unbekannt" „Landabonnement" im Oö. Volksbildungswerk an und zäh len dadurch zu einem sicheren Publikum des Landestheaters. Kluge Spielleiter haben den guten Brauch, die traditionelle Theaterjause nach der letzten Aufführung etwas bescheidener zu gestalten und dafür die ganze Spielerschar zu einer inter essanten Aufführung ins Landestheater einzuladen, wo sie viele Anregungen erhält, die der nächsten Aufführung zugute kommen. Diese günstige Konstellation zur Landesbühne verdanken wir in Oberösterreich Professor Bernd Lürgen, der durch viele Jahre als Chefdramaturg in Linz wirkte. Er ist jener der Lek toren, der am meisten für Spielberatung und Regieführung zur Verfügung steht und nach Wunsch helfend bei der Ge staltung an Ort und Stelle einspringt. Sein besonderes Hobby ist die Pflege des Spieles an den Höheren Schulen. Dem Lektorenkreis gehören fast durchwegs erfahrene Spiel leiter und Fachleute an: P. Nivard Frey, Wolfgang Dobesberger, Bernd Lürgen, P. Otto Leisner, Hans Lenzenweger, Franz Libisch, Helmut Ortner, Margarete Casagrande, Dr. Katharina Dobler und Franz Vogl. Er ist Leiter der Beratungsstelle für Fest, Feier und Spiel beim Oö. Volksbildungswerk und beein flußt seit seiner Anwesenheit in Oberösterreich, früher im Alleingang, jetzt in Verbindung mit dem Verein, das Spiel geschehen im Lande wesentlich und positiv. Die Lektoren ha ben neben dem Lektorat noch die Aufgabe, mit dem Obmann die Angelegenheiten des Vereines zu beraten, die Anfragen der Spielleiter zu beantworten, ihnen bei der Lösung ihrer Probleme behilflich zu sein und soweit als möglich die Auf führungen der Spielgruppen zu besuchen. Und alles dies aus Liebe zum Theater — ehrenamtlich. In jüngster Zeit wurde dieser Kreis erweitert, so daß sich wenigstens in jedem Bezirk ein Fachmann befindet, der mit den Spielgruppen engeren Kontakt halten kann. Sie haben es dabei mit den unterschiedlichsten Gruppen zu tun. Greifen wir aus dieser Vielfalt einige heraus: Die vielleicht bekanntesten sind die Frankenburger, die sich mit Recht „Würfelspielgemeinde" nennen, denn bei 400 Mit wirkenden — mehr als 300 stehen auf der Bühne — wird das Spiel zum Mittelpunkt des dörflichen Lebens, zumindest von Mai bis August jedes zweiten Jahres, wenn zweimal wöchent lich geprobt wird, damit jeder wieder ganz in „seine Rolle" hineinwachse. Und dann erleben die Zuschauer erschüttert die dramatische Handlung — das Würfelspiel auf dem Haushamerfeld, das sich 1625 in bitterer Wahrheit abgespielt hat, unter freiem Himmel auf einer idealen Bühnenlandschaft, in der die Massenszenen großartig zur Wirkung kommen. Die Brü der Rudolf und Franz Neudorfer, ersterer als langjähriger Spielleiter, der andere als Textbearbeiter, haben sich viele Verdienste um dieses Großschauspiel erworben, das zur Erin nerung an die Leiden der Unterdrückung und des Religions zwanges im Dreißigjährigen Krieg und zur Warnung für unsere Zeit mit allem Nachdruck und dem vollen Einsatz der Spieler imponierend gestaltet wird. Oder die Spielgemeinschaft „Mondseer Jedermann", die ihren Jedermann — eine Übersetzung des Salzburger Spieles ins Bäuerliche durch Franz Löser — seit 1922 schon an die 350mal auf der gut angelegten Freilichtbühne im Karlsgarten zur Erbauung der Besucherscharen wirkungsvoll aufführte. Die schauspielerischen Leistungen der 150 Mitwirkenden werden höchsten Ansprüchen gerecht und können neben den Salz burger Aufführungen ehrenvoll bestehen, wie Max Reinhardt zweimal bewundernd feststellte. Im Juli und August steht ganz Mondsee im Zeichen des Jedermannspiels, und sein Ruhm wächst mit jedem Jahr. Ambitioniert, Großschauspiele erfolgreich auf die Bühne ihrer riesigen Festspielhalle zu bringen, zeigt sich die Spielgemein schaft Mettmach. Sie wendet sich hauptsächlich repräsentati ven Stücken zu. Einem Gelöbnis zufolge will sie alle zehn mä Sommerseminar Schlierbach, Thornton Wilder „Glückliche Reise"

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