Orchesters unter der Leitung von Prof. Wöß. Gern spielen führende Orchestermusiker Kammermusik. Aus besten Strei chern des Landestheater- und Brucknerorchesters setzte und setzt sich das „Linzer Streichquartett" zusammen, von dem nur der Primarius, Konzertmeister Vodosek, all die Jahre der gleiche geblieben ist, während seine Partner wechselten. An dere führende Musiker ließen sich in Kammermusik für Bläser hören. In jedem großen Konzert sollte ein Zeitgenosse zu Wort kommen. Vor hundert und zweihundert Jahren wäre es aus geschlossen gewesen, Programme nur mit Musik der Ver gangenheit zu bestreiten. Die Künstler führten selbstverständ lich nur Musik ihrer Zeit auf. In der Gegenwart aber vergißt man auf die Notwendigkeit, das Publikum zum Verständnis neuer Musik zu erziehen. Man kommt aus Bequemlichkeit der ablehnenden Haltung der Musikfreunde gegen neue Klänge entgegen. Als Ausgleich werden Musica-viva-Konzerte veranstaltet, meist bei freiem Eintritt, um die Säle wenigstens einigermaßen zu füllen. So hält es auch die Musikdirektion in Zusammenarbeit mit dem Künstlerbund MAERZ. In den Musica-viva-Konzerten fühlen sich die Zeit genossen gleichsam unter sich; sie nehmen keinerlei Rück sicht auf die Verständlichkeit ihrer Musik für ein größeres Publikum, experimentieren und suchen sich an Neuartigkeit zu überbieten. Wir haben nicht den Ehrgeiz, das größte Musikhaus zu sein, wir freuen uns, wenn wir das beliebteste sind; ADOLF WILLBURGER Das Musikhaus für Anspruchsvolle LINZ, Humboldtstraße 36, Telefon 51 658 Außer den Orchesterkonzerten und den Musica-viva-Abenden vermittelt die Musikdirektion der Stadt Linz Konzerte mit Kammermusik, großen Solisten von auswärts und heimi schen Künstlern. Die Konzerte wurden in den letzten Jahren zu Zyklen zusammengeschlossen. Nach Möglichkeit werden die Termine auf die ganze Saison verteilt. Allerdings sind in Linzer Konzerten auch schon unliebsame Ballungen, Über schneidungen in den Programmen und Terminen vorgekom men, die gewöhnlich durch anderweitige Verpflichtungen der Künstler bedingt waren. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Serenaden der sogenannten „Linzer Sommerwochen", die im Juli und August von der Musikdirektion gemeinsam mit dem Fremdenverkehrsverband im Arkadenhof des Linzer Land hauses, bei Regenwetter im Steinernen Saal des Linzer Land hauses, gegeben werden. Der Arkadenhof verfügt über eine gute, der Steinerne Saal über eine schlechte Akustik. Diese ungünstige Hörsamkeit könnte und sollte endlich verbessert werden, nicht nur der Serenaden, sondern auch vieler Kon zerte während des Konzertwinters zuliebe. Der edle äußere Rahmen des schönen Reinaissanceraumes würde eine solche Verbesserung rechtfertigen. Für die Jugend wird der größere Teil der Orchesterkonzerte wiederholt. Außerdem sind für die Jugend in Linz eigene Jugendkonzerte einschließlich Jazzkonzerte bestimmt, die das Jugendreferat des Magistrats in Zusammenarbeit mit der „Musikalischen Jugend" veranstaltet, schließlich ein eigenes Jugendabonnement, das Konzerte, Aufführungen im Theater, allenfalls auch andere Veranstaltungen umfaßt. Der Aufschwung des Linzer Konzertlebens kommt in Zahlen zum Ausdruck, die im Linzer Kulturhandbuch, Linz 1965, Band II, Seite 58, zu lesen sind. 1945/46 wurden von der Städtischen Musikdirektion 73 Konzerte mit 10.041 Besuchern, im Durchschnitt mit 137 Besuchern gegeben. (Damals nach dem Kriege hungerten die Musikfreunde nach Konzerten, die meist im „Rathausfestsaal", auch im Festsaal der Ursulinen, und in anderen Räumen stattfanden. In der Qualität des Gebotenen war man nicht wählerisch.) 1947/48 war mit 3640 Besuchern in 37 Konzerten ein Tiefstand erreicht. Dann stieg die Kurve mit verschiedenen Rückschlägen an, bis sich 1963/64 wieder eine Zahl von 73 Konzerten, aber mit 31.218 Besuchern, 428 im Durchschnitt, ergab. Karl Haiding: Märchen und Schwanke aus Oberösterreich. — Berlin: Walter de Gruyter 1969, XX, 233 Seiten, 11 Abb., Ganzleinen (Supplement zu Fabula Zeitschrift für Erzähl forschung, Reihe A: Texte, Band 8), Ladenpreis DM 48.—, öS 398.40. Märchen, Schwank und Sage zählen als Volksdichtung zur Sprachwissenschaft, seit dem Bestehen der Volkskunde sie delt ihre Erforschung in einer Randzone beider Disziplinen. Karl Haiding, Mitglied des traditionsreichen steiermärkischen Landesmuseums Joanneum, zeigt, wie glücklich diese Symbiose sich auswirken kann. Mit dem Rüstzeug des Germanisten und der Methodik des Volkskundlers spürt er den österreichischen „Märchenschätzen" und „Sagenschätzen" nach. Er macht österreichische Volksdichtung in der Wissen schaft gesellschaftsfähig und hat im vorliegenden Band vor allem Oberösterreich einen unschätzbaren Dienst erwiesen. In der Art alter, leider heute nur mehr wenig gefragter Feldforschung ist er mit einem Tonbandgerät über Land gezogen, hat sich in bäuerliche Stuben gesetzt und hat es verstanden, einfache Menschen zum Erzählen zu bringen. Die Ergebnisse übertrug er in die Schriftsprache — um sie allgemein verständlich zu machen —, ohne ihnen die Ur sprünglichkeit der Ersterzählung zu nehmen. So sammelte er und rettete vielleicht auch, was heute kaum mehr zu erfahren wäre. Diese 185 Geschichten aus Oberösterreich be stätigen, wie sehr das Märchen ein literarisches Gut darstellt, das aus den Tiefen der Geschichte und des europäischen Volksgutes zu uns emporsteigt, wenn wir gewillt sind, ihm nachzuspüren. Hier sei eine kritische Randbemerkung ein gefügt. Oberösterreich konnte bisher als „märchenleer" gelten, weil eben bis dato keine Aufzeichnungen erfolgt sind. Das Märchen gibt es jedoch überall in Europa. Warum sollte es um Oberösterreich einen weiten Bogen gemacht haben? So mit gibt es auch keine nationalen Märchen, sondern es besteht ein Märchengut, das sich geheimnisvoll über alle Grenzen hinwegsetzt. Dies wird jedem bewußt, wer sich nur einmal Giambattista Basiles Pentameron aus dem 16. Jahrhundert vorgenommen hat. Wie viele „deutsche" Märchenmotive fin den wir doch bei diesem Neapolitaner! So können also auch Oberösterreichs Märchen nur als Varianten eines literarischen Gemeingutes angesehen werden, das unendlich groß ist und von dessen Ursprung wir nur Ahnungen haben können. Dem Sammler sind wir jedoch dankbar, daß er nun unser Land als eine sehr variantenreiche Märchenlandschaft herausgestellt hat. Schule und Landeskunde sind ihm zu gleichen Teilen verpflichtet. O. W.
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