Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

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Theaterzettel aus der guten alten Zeit: Festvorstellung in Ischl und Benefizvorstellung im Stadttheater Gmunden war dementsprechend: die paar Wochen oder Monate der so genannten Saison weckten ihre Lebensgeister^ sie genossen als Zuschauer das Leben und Treiben der „Herrschaften", imi tierten sie zeitweilig wohl auch und versanken dann, wenn die Pracht zu Ende war, wieder in ihre alten, stillen Gewohnheiten. Mit dem Einzug der kaiserlichen Familie in Ischl begann sich also die Abgeschiedenheit des Salzkammergutes zu wan deln. Plötzlich, sozusagen von einem Tag auf den anderen, sah sich Ischl vor die Notwendigkeit gestellt, für eine ganze Reihe von fremden Gästen Quartiere und Zeitvertreib zu schaffen. War das eine schon schwierig genug — die ersten Gäste muß ten mit einfachen Räumlichkeiten und noch einfacheren Ver hältnissen vorliebnehmen —, so war das andere ebenfalls eine nicht ganz leicht zu meisternde Sache. Ausflüge wurden zwar umsichtig arrangiert, auch Esel und Sänften standen für diesen Zweck zur Verfügung, aber dazu brauchte es einen gütigen Wettergott, der dem Salzkammergut nur zu gern den Rücken kehrte. Um aber den Gästen doch ein befriedigtes Gemüt zu bescheren, das nach Ansicht Dr. Wirers, des „Vaters von Bad Ischl", für einen Kurerfolg erforderlich sei, entschloß man sich, in dem seit Jahren während des Winters als Theater saal verwendeten Dachboden des Lukas-Krall-Hauses (heute Gemeindeamt, Pfarrgasse) auch für die Fremden Aufführun gen zu wagen. Das Repertoire jener Zeit ist zwar für Ischl nicht ganz verbürgt, dürfte sich aber nicht sehr vom Gmund ner Wintertheater jener Zeit unterschieden haben. Beide Theater besorgte der aus Steyr stammende Direktor einer Schauspielgruppe Sigmund Josef Bratsch (1823—1826). Nach Gmundner Überlieferung umfaßte der Spielplan Bratsch 65 Titel, worunter sich bemerkenswerterweise sogar „Die Ahnfrau" von Grillparzer befand, auch „Toni" von Theodor Körner und das Schauspiel „Ferdinand II." von der bekannten Caroline Pichler, die Humboldt die „Madame Stael von Wien" nannte. Außerdem finden sich zwei Schikaneder-Stücke im Repertoire, und zwar „Hans Dollinger" und „Tiroler Wastl". Natürlich durfte Kotzebue nicht fehlen, der allein mit 12 Ti teln (Schauspiel und Komödien) vertreten war, der Rest be stand aus den damals üblichen sentimentalen Stücken, zum Beispiel „Die Schwestern von Prag", „Dr. Kramperl", „Die Teufelsmühle" und ähnliches. Aus dem Jahr 1826, noch unter derselben Direktion, ist eine Aufführung „Alina oder Ischl in einem anderen Weltteil" als Debüt einer Primadonna Fräulein Schäffer verbürgt, worin Dr. Wirer als Entdecker Ischls ge feiert wurde — eine Ehrung, die den um Ischl sehr verdienten Mann aufrichtig freute. Es mag sein, daß diese Ehrung einiges zu Wirers Entschluß beitrug, die bestehende Misere — der als Theater verwendete Dachboden war nicht nur zu klein, sondern auch feuergefähr det — mit einem Schlag zu beenden. Wirer erwarb das so genannte Enser Hafnerhaus Nr. 151 samt Garten und schenkte diesen Komplex der Gemeinde Ischl zur Erbauung eines Thea ters — wobei er auch noch ein Drittel der Baukosten, nämlich 3000 Gulden, in bar zulegte. Die restlichen Mittel wurden durch Bauaktien innerhalb der Ischler Bevölkerung auf gebracht. Das Gebäude wurde nach den Plänen des Salinen architekten Edangler im herrschenden Empirestil erbaut. Die feierliche Eröffnung des neuen Theaters erfolgte bereits am 28. April 1827 mit einer Dilettantenvorstellung „Der blinde Gärtner" von Kotzebue. Bis zum Jahr 1848 blieb das Theater im Besitz der Aktiengemeinschaft, dann ging es in die Obsorge der Gemeinde Ischl über. Die Reihe der Theaterdirektoren in Ischl ist — entsprechend dem frühen Beginn des sommerlichen Theaterbetriebes — ziemlich umfangreich; die Chronik nennt 22 Direktionen von 1823 bis 1935; die einzelnen Perioden sind naturgemäß un-

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