Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

jetzt Bruckner-Orchester. Dabei ergaben sich meist Schwierigkeite in den Terminen. Müssen doch die überlasteten Musiker in erster Linie dem Theater zur Verfügung stehen und ihre eigenen Orchesterkonzerte bestreiten. Für das Wirken eines Liebhaberorchesters bildet der Linzer Konzertverein ein rühmenswertes Beispiel. Dieser Klang körper war 1919 gegründet worden. Nach 1945 nahm das Orchester allen Schwierigkeiten zum Trotz seine Tätigkeit neu auf, bestritt 1947 ein erstes Symphoniekonzert und seit her in jeder Saison drei Konzerte. Die Dirigenten waren Anton Konrath, Michael Hutterstrasser und Leopold Mayer, der das Orchester bis heute dirigiert. Die Programme des Konzertvereines bemühen sich um Werke, die von den Be rufsorchestern nicht gespielt werden mit Einschluß des zeit genössischen Schaffens. Jugendliche Solisten mit hervorragen dem Können haben Gelegenheit, sich dem Publikum vor zustellen. Feste unter freiem fdimmel sind undenkbar ohne Blasmusik, die in Österreich auf eine reiche Tradition zurückblicken kann. Oberösterreich führt auch in der Blasmusik durch die gute Organisation von weit mehr als 400 Kapellen mit vielen tausend Musikern. Vor 20 Jahren wurde der Bund der Blasmusikkapellen Oberösterreichs gegründet, der den Idealismus der blasenden Laienmusiker zusammenfaßt und fördert. Dieser Bund strebt die Verbreitung von OriginalKompositionen für Blasmusik, die Steigerung des Könnens der einzelnen Musiker und der Kapellen sowie die Ein kleidung in erneuerte Tracht an. Die Leiter werden in Kapellmeister-Kursen und die Nachwuchsbläser in eigenen Seminaren geschult. In Wertungsspielen messen die einzel nen Kapellen ihr Können und versuchen es ständig zu steigern. Als Landeskapellmeister wirkt ein erstklassiger Fachmann, der Leiter der Militärmusik Oberösterreich, Major Rudolf Zeman, der auch die großen Veranstaltungen des Blasmusikfestes 1969 im Linzer Stadion und auf dem fiauptplatz in Linz zu unüberbietbaren Erfolgen geführt hat. In ihren Eleimatorten lassen sich die Blasmusikkapellen immer wieder mit eigenen Platzkonzerten und anderen Veranstal tungen hören. Zu Spitzenkapellen zählen außer der genann ten Militärmusik Oberösterreichs die Betriebskapelle der Linzer Elektrizitäts- und Straßenbahngesellschaft, die Magistratskapelle (auch als Symphonieorchester im alljähr lichen Neujahrskonzert), die Kapellen der Polizei und der Gendarmerie und andere. Fortschrittsgläubige um jeden Preis wollen in Jazzbands jugendlicher Laienmusiker den zeitgemäßen Ersatz für die Kammermusikgruppen und Volksmusikgemeinschaften ver gangener Zeiten erblicken. Abgesehen von der geringen Zahl der Bands, können diese die Anforderungen des echten Jazz meist nicht erfüllen, der ja im Gegensatz zur Schlagermusik mit virtuosem Können improvisiert werden muß. Ver wischen schon die zünftigen Jazzmusiker die Grenzen, so landen ihre jungen Laien-Kollegen mit den Mängeln ihrer Technik meist in verflachtem Schlagerspiel. Die Konzerte der Laien-Chöre und -Orchester enden stets mit einem Defizit, auch wenn die Mitglieder umsonst musizie ren. Dann muß die öffentliche fland mit Subventionen den Idealismus der Konzertgeber anerkennen. Wer veranstaltet in Oberösterreich Konzerte? Die genannten und andere Aus führende in Eigenregie, wenige private Konzertunternehmer, der Brucknerbund und die Kulturämter der Städte, in Linz vor allem die Musikdirektion der Stadt. Dem Brucknerbund für Oberösterreich als Sektion der Internationalen Bruckner gesellschaft kommt mit seinen Ortsgruppen eine wichtige Rolle im Konzertleben Oberösterreichs zu. Er sorgt für würdige Wiedergaben der Werke Bruckners, und zwar un abhängig von den Kulturämtern, wenn er auch mit Sub ventionen öffentlicher Stellen, besonders des Landes, unter stützt wird. Denkwürdige Festkonzerte und Brucknertage waren dem Brucknerbund unter seinen Präsidenten Hofrat Dr. Hans Hierzenberger und Dr. Erwin Steininger zu danken sowie in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Ortsgruppe Linz des Brucknerbundes unter seinem verstorbenen Ob mann und späteren Präsidenten Fritz Rauch, schließlich der Brucknerhausgemeinde. Dabei waren zu hören die Wiener Philharmoniker, die Wiener Symphoniker, das Städtische Symphonieorchester, das Städtische Symphonieorchester Aachen, die Niederösterreichischen Tonkünstler und das Orchester des Linzer Landestheaters, jetzt Brucknerorchester, der Sängerbund Frohsinn, der Linzer Domchor, der Domchor Aachen und erstklassige Solisten unter Ludwig Daxsperger, besonders oft unter Volkmar Andreae, ferner unter Manfred Willfort, Joseph Kronsteiner, Theodor B. Rehmann, Herbert von Karajan,Bruno Walter, Robert Wagner,Hans Swarowsky und Kurt Wöß. 1950 begann die „Brucknerhaus-Gemeinde" Gelder zu sammeln, um der Landeshauptstadt endlich einen würdigen Konzertsaal zu geben. Dieser selbständige Verein veranstaltete einige Konzerte, löste sich aber 1955 auf und übergab sein Vermögen von S 368.000.— dem Brucknerbund zur Aufbewahrung und widmungsmäßigen Verwendung. Der Stadt Linz und damit Oberösterreich fehlt ja ein geeigneter Konzertsaal. Für große Konzerte stehen nur der Festsaal des Vereinshauses und die Diesterweghalle zur Verfügung, die viele Mängel aufweisen, vor allem aber viel zu klein sind. Die Festkonzerte des Brucknerbundes waren praktisch alle ausverkauft, ebenso die großen Oratorienkonzerte der Linzer Chöre; viel mehr Musikfreunde, als die Säle fassen konnten, wollten zuhören. Die Symphoniekonzerte der Stadt müssen seit 1957/58 doppelt gespielt werden, was die Kosten bedeutend erhöht. Endlich wurde nach Beseitigung aller Schwierigkeiten heuer der Grundstein für das Brucknerhaus in Linz gelegt und zu bauen begonnen. Dieses Kulturzentrum soll nicht bloß als Konzerthaus dienen; es wird für das kulturelle Leben von Oberösterreich, ja von ganz Österreich Bedeutung gewinnen. Daher werden die Mittel für den Bau von der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich und vom Bund gemeinsam zur Verfügung gestellt. Im neuen Haus des Bruckner-Konservatoriums, dessen Roh bau bereits fertiggestellt wurde, wird ein weiterer Saal dem Konzertleben zur Verfügung stehen. Leider hat die Stadt gemeinde Linz ihren Rathausfestsaal für Konzerte gesperrt; das ist bedauerlich, weil die projektierten Säle erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen werden. Im Rathausfestsaal klingen Kammermusik und die Darbietungen von Solisten ausnehmend gut. Als Ersatz verwies der Magistrat auf den Redoutensaal und den Spiegelsaal daneben, in dem die Musikdirektion kleinere Konzerte veranstalten solle. Leider läßt die Akustik im Redoutensaal zu wünschen übrig. In Linz gilt das Veranstalten von Konzerten beinahe als Monopol der Musikdirektion der Stadt. Erster Musikdirektor war der Komponist Dr. Friedrich Reidinger. Nach ihm wurden die Veranstaltungen von Robert Schollum und der Konzert direktion Schröder betreut. 1954 übernahm der Pianist Doktor Gunter Radhuber die Leitung der Musikdirektion, dem 1963 die Gattin des bisherigen Linzer öpernchefs Kurt Wöß, Dr. Margareta Wöß, im Amte folgte. Die wichtigsten Ver anstaltungen der Musikdirektion sind örchesterkonzerte im Abonnement. Sie werden in der Regel vom Brucknerorchester Linz gespielt. Mit dem Bestand eines leistungsfähigen Be rufsorchesters steht und fällt das Konzert-, ja das Musik leben eines Landes. Wie überall, hält sich das Linzer örchester in erster Linie dem Theater für seine Opern- und Operetten aufführungen zur Verfügung. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gab man zunächst den Gedanken an ein Städti sches Symphonieorchester auf. In langen Verhandlungen zwi schen Stadt, Land, Theater, örchester und Gewerkschaft wur den 1960 die Dienste der Musiker im Theater und in den Konzerten der Musikdirektion völlig gleichgestellt, der Stand

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