stehen das Bruckner-Konservatorium des Landes Oberöster reich und die Musikschule der Stadt Linz. Die an diesen An stalten erzogenen Schüler stellen sich regelmäßig der Öffent lichkeit in Veranstaltungen vor, die gelegentlich das Niveau guter Konzerte erreichen. Nicht wegzudenken aus dem Kon zertleben Oberösterreichs ist aber die Konzerttätigkeit der Lehrkräfte. Jede der beiden Anstalten hat ein gutes Streich quartett hervorgebracht, die Musikschule das Reutterer-PeerQuartett (bis zum Tode Prof. Reutterers 1969) und das Bruckner-Konservatorium das Arzt-Quartett. Aus dem Zu sammenschluß dieser zwei Streichquartette und der Ergän zung durch geeignete Lehrkräfte entstand 1952 das Linzer KammerDrehester, das in vielen Konzerten unter der Leitung von Robert Schollum, Michael Hutterstrasser, Lutz Teschendorff und Gastdirigenten, wie Paul Hindemith, erfolgreich war. Die Mitglieder des Kammerorchesters Linz, die im Bruckner-Konservatorium unterrichteten, wurden zusammen mit anderen Lehrkräften und Reifeschülern dieser Anstalt zum Kammerorchester des Bruckner-Konservatoriums zusam mengefaßt, das seit 1958 unter der Leitung des Konservato riumsdirektors Wilhelm Jerger in jedem Konzertwinter meist vier Konzerte und fallweise Aufnahmen im Rundfunk spielt. Helmut Eder hat 1960 den Kammerchor des Bruckner-Kon servatoriums gegründet, dessen Mitglieder sich zum großen Teil aus der Sologesangklasse Schulz zusammensetzen. Der dadurch bedingte einheitliche Stimmklang und die kundige Leitung bedingten rühmenswerte Erfolge von Konzerten in Linz und auswärts sowie im Rundfunk. In den Programmen haben der Chorleiter Prof. Eder und sein Nachfolger Erich Posch besonders für die zeitgenössische Musik eine Lanze gebrochen. Manche Lehrkräfte des Konservatoriums haben dem Wunsche ihres Direktors Jerger entsprochen, als Solisten in Erscheinung zu treten. Eine Gemeinschaft, entfernt ähnlich dem Kammerorchester des Bruckner-Konservatoriums, führt die Musikschule der Stadt Linz in ihrem Collegium musicum. Auf breiter Basis leitet Hans Bachl mit seinen Lehrkräften die Linzer Kinder zum Singen in der Kindersingschule der Stadt Linz an, die am Ende jedes Schuljahres mit einem großen Singschulkonzert vor die Öffentlichkeit tritt. Mit der Musikschule der Stadt ebenso verbunden ist der Mädchenchor unter Leitung von Eva Schmutz. Seine Ideale als Chorerzieher gibt Bachl an die Mitglieder der von ihm gegründeten Singund Spielgruppe oberösterreichischer Lehrer weiter, die aus eigenem zahlreiche Volkstumsabende und Konzerte veranstal tet hat. In Wels erzielt der Musikschuldirektor Karl Kögler mit seinem Kammerorchester beachtenswerte Leistungen. Die Musikerziehung hat also nicht nur die Ausbildung von Berufsmusikern, sondern auch von Laienmusikern zum Ziel. Gerade sie stellen den Teil des Publikums, der für Konzerte die größte Aufnahmebereitschaft mitbringt. Die Laienmusiker geben aus eigenem Konzerte, in denen sie jedoch die Leistun gen von Berufskünstlern nicht nachahmen sollen. In den fol genden Ausführungen sei die Tätigkeit der oberösterreichi schen Laiensänger und -musiker in einer Aufgliederung nach Gemeinschaften, die die Volksmusik pflegen, nach Kirchen chören, weltlichen Gesangvereinen, örchestervereinen, Blas musikkapellen und Jazzbands untersucht. Eine verantwortungsvolle Volksbildung sucht Volkslied und Volksmusik lebendig zu erhalten. Diese Bestrebungen gehen nun vielfach von den Städten aus. Die Verbundenheit der Landbevölkerung mit den Werten alter Volkskultur ist ja weitgehend geschwunden. Vorbildlich für die Pflege von Volkslied und Volkstanz nicht nur in Österreich, sondern im gesamten deutschen Kulturraum ist die Welser Rud gewor den. Ihr Gründer und Leiter, Hermann Derschmidt, läßt aber keineswegs bloß Volkslieder singen, von denen er selbst viele aufgezeichnet hat. Er führt seine Getreuen vielmehr auch zur Wiedergabe zeitgenössischer Chöre, zu barocker und passender zeitgenössischer Musik, die sie auf mannig fachen Instrumenten spielen. In erster Linie beschäftigt sich die Welser Rud für sich selbst mit Musik. Doch konnte es nicht ausbleiben, daß die Rud ihre vorbildliche Tätigkeit ebenso in öffentlichen Konzerten als Muster hinstellte. Vier mal errang die Gemeinschaft beim Bundesjugendsingen den Preis des Unterrichtsministeriums für den besten Jugendchor Österreichs, so daß diese Auszeichnung endgültig an sie ging. Die Kirchenchöre wirken nicht nur zur Ehre Gottes, sondern erfüllen auch eine nicht zu unterschätzende Erziehungsauf gabe zur guten Musik. Die Literatur verlagert sich langsam von wertloser Gebrauchskirchenmusik zu den Werken alter Meister a cappella, der Wiener Klassiker mit Orchester, auch moderner Komponisten, soweit sie auf das Können der Laiensänger Rücksicht nehmen. Bezahlte Berufsmusiker, in Linz Mitglieder des Brucknerorchesters, unterstützen meist die Chöre bei ihren Aufführungen. Leider stehen die Musiker für Proben nicht zur Verfügung, so daß sie bei den Auf führungen „vom Blatt" spielen. Kirchenmusik mit Instru menten wirkt daher in Österreich immer improvisiert, im scharfen Gegensatz zu der zum Teil ungesunden Präzision der Konservenmusik von Schallplatten, im Rundfunk und Fern sehen. Viele oberösterreichische Kirchenchöre geben in Kon zerten Zeugnis von ihrer Leistungsfähigkeit, vor allem der Linzer Domchor. Die vom Domkapellmeister geleiteten Auf führungen boten unter anderem denkwürdige Wiedergaben der beiden Teile des Oratoriums „Maria" von Joseph Kron steiner, des Requiems von Verdi, des „Vespro" von Monteverdi, des Oratoriums „Augustinus" und des „TE DEUM von Franz Xaver Müller, sowie von A-cappella-Chören. Wie der Linzer Domchor an der Spitze der katholischen Kirchen musik, steht die Evangelische Kantorei an der Spitze der evangelischen Kirchenchöre. Erich Posch hat die Gemein schaft zu einem ausgeglichenen Klang erzogen. Der Kantorei sind Wiedergaben der Johannes-Passionen von Heinrich Schütz und Leonhard Lechner sowie drei Aufführungen der Johannes-Passion von Bach im Abstand von je zwei Jahren, der Hohen Messe von Bach und gehaltvolle geistliche Abend musiken in der Martin-Luther-Kirche und an anderen Orten zu danken. Von den weltlichen Gesangvereinen seien in der notwendigen Beschränkung die Linzer Singakademie und der Bruckner chor Linz erwähnt. „Singakademie" nennt sich seit 1960 der „Sängerbund Frohsinn", ehemals „Liedertafel Frohsinn", in welcher Gemeinschaft Anton Bruckner als Mitglied und Chormeister gewirkt hat. Dieser Verein wurde nach dem zweiten Weltkrieg von Robert Schollum, Helmut Eder, Kurt Wöß und Gerhard Geist geleitet und bot die Missa solemnis von Beethoven,„Carmina burana" von örff, die „Matthäus - Passion, „Ein deutsches Requiem" von Brahms, ein Konzert mit Chor- und Orchesterwerken von Hindemith unter Leitung des Komponisten, „Davidde penitente" von Mozart und an dere große Werke in Linz und anderen Städten. Der Bruckner chor ist nach dem zweiten Weltkrieg aus dem 1908 gegründe ten Christlich-deutschen Gesangverein hervorgegangen. Durch gelungene große Oratorien-Aufführungen hat sich der Brucknerchor unter Ludwig Daxsperger, zuletzt unter Johann Krebs, ausgezeichnet, unter anderem durch Wiedergaben der Messen in f-Moll und d-Moll sowie des „TE DEUM" von Bruckner, des „Deutschen Requiem" von Brahms, der „Schöpfung" und der „Jahreszeiten" von Haydn, des „Re quiem" von Verdi, durch die Erstaufführung des „TE DEUM" von Zoltan Kodäly und durch Aufführungen von Werken der neueren Tonkunst. Die Oratorien-Aufführungen unterstützen mit wenigen Ausnahmen das Landestheaterorchester Linz, Neubarocker Konzertsaal im 1898 von Hermann Krackowizer und Ignaz Scheck erbauten Kaufmännischen Vereinshaus. — Auf nahme: Hubmann
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