Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

■ I Brucknerhaus, Querschnitt. Der Baukörper wird durch ein zurückgesetztes Sockelgeschoß frei über das Niveau der Dammkrone gehoben. Die in der Zeichnung links gelegenen Foyers öffnen das Haus gegen die Donau. Die rechts gelegenen Räume nehmen den Verwal tungstrakt sowie Künstler- und Garderobenräume auf. In der Mitte der Querschnitt durch den großen Konzertsaal. Brucknerbund. Menschliche Rührung, Kunstbegeisterung, Musikfreude hatten sie zusammengeführt. Nun galt es zu arbeiten. Bald erfolgte die Konstituie rung und die Proklamierung dieses neuen Vereines, der sich Bedeutendes vornahm. Bei Senatsrat Dr. Hanns Kreczi, der sich von Anfang an sehr um diese Bemühungen annahm, konstitu ierte sich der Ausschuß, zu dessen Ob mann Gerhard Schröder gewählt wurde und der auch zugleich den Geschäfts führenden bildete. Die vier größten Buchdruckereien von Linz spendeten die ersten für den Anfang benötigten Druckarbeiten, Plakate, Flugschriften usw., die die Bevölkerung auf die Grün dung aufmerksam machen sollten. Zu dem sollten Spendenscheine, Spenderur kunden und Gründungsurkunden den spendefreudigen Oberösterreichern diese ihre reichlichst erwarteten Spenden dan kend bestätigen. In der Tat war die Begeisterung sehr groß. Neben vielen namhaften Beträgen gingen auch die Erklärungen ein, dem Brucknerhausbau bedeutende Materialspenden zu wid men, so Zement, Ziegel, Installations material. Die Brucknerhausgemeinde konnte viele Freunde werben. Ein Arti kel in der vom Brucknerbund heraus gegebenen Zeitschrift ,Brucknerland' (Redaktion Fritz Rauch, Gestaltung Toni Hofer) brachte in Heft 10/11 eine Über sicht über das Wirken der Brucknerhaus gemeinde." Der Schweizer Bruckner-Dirigent Dok tor Volkmar Andreae dirigierte am 16. März 1950 das erste Brucknerhaus konzert. In diesem Jahr veranstaltete die Brucknerhausgemeinde auch einen gro ßen Blumenkorso in Linz. Tausende Menschen, welche die Straßen säumten, durch die der Festzug den Weg zum Hauptplatz nahm, wurden auf das Brucknerhaus aufmerksam. Eine Bau steinaktion in ganz Oberösterreich — mit 50.000 Briefen wurden 800.000 Bau steine versandt — brachte rund 300.000 S ein, eine Linzer Haussammlung 40.000 Schilling. Das zweite Brucknerhauskon zert stand unter der Devise; „Karajan dirigiert die Wiener Symphoniker in Linz für das Brucknerhaus!" Es fand am 5. Februar 1951 im Turnsaal der Diesterwegschule statt und ist denkwürdig geworden durch den schrillen Pfiff einer Lokomotive auf dem nahen Industrie geleise, der mitten im Adagio der VIII. Symphonie Bruckners den aufrüt telnden Kontrapunkt zur Linzer Kon zertsaalmisere setzte. Auch im Ausland wurde für das Brucknerhaus die Trom mel gerührt. In den USA stellte sich Bruno Walter, der damit sein Verspre chen von 1936 einlöste, an die Spitze der Werbekampagne. Während des zweiten Blumenkorsos in Linz am 10. Juni 1951 konzertierten in ganz Oberösterreich an die 250 Kapellen für die Brucknerhaus-Idee. Ermutigt durch die Erfolge vor allem der Bausteinaktion und der Brucknerhauskonzerte trat die Brucknerhausgemeinde am 27. März 1951 an die Stadt mit der Bitte um Widmung eines Grundstückes heran. Es war an eine Verbauung der Nordwest ecke des Bahnhofplatzes gedacht, an einen mächtigen Baukörper als Platz abschluß mit vorgelagerter Grünanlage. Da nur ein kleines Stück der erforderli chen Grundfläche im Eigentum der Stadt, der übrige Teil jedoch im Besitz der Bundesbahn (Eferdinger Lokalbahn) war, mußte die Stadt ablehnen. So groß die Begeisterung anfangs war — die Spendenfreudigkeit erlahmte später zusehends, als es nicht gelang, ein kon kretes Bauprojekt vorzulegen, ja nicht einmal einen Bauplatz zu sichern. Manche zogen sich enttäuscht zurück*. Das Protokoll der letzten Ausschußsit zung am 3. Juni 1954 vermeldet wört lich: „Die letzte Ausschußsitzung der Brucknerhausgemeinde fand am 13. Juli 1953 statt; seit dieser Zeit haben sich keine nennenswerten Ereignisse be geben." Als Schröder die Obmannstelle niedergelegt hatte, beschloß die Haupt versammlung am 3. Dezember 1954 die Auflösung der Brucknerhausgemeinde und die Überführung ihres Vermögens (368.000 S) in die Ortsgruppe des Brucknerbundes „unter Bedachtnahme auf die Statuten der Brucknerhaus gemeinde". Im Punkt 2 der Statuten der Brucknerhausgemeinde ist der Vereins zweck umrissen: Bau sowie Erhaltung einer dem Genius Anton Bruckner sowie der Landeshauptstadt seines Heimatlan des Oberösterreich würdigen Weihe stätte, und die Errichtung sowie Füh rung der erforderlichen Räumlichkeiten und Betriebe. Ein wahrhaft umfassendes Programm, das die Möglichkeiten eines Vereines überfordern mußte! Allmäh lich setzte sich die Erkenntnis durch, daß nur die öffentliche Hand imstande sein werde, das Brucknerhaus zu er bauen. Der Kampf um das Brucknerhaus Im Jahre 1956 ergriff das Land Ober österreich die Initiative und schlug einen Ideenwettbewerb für ein Linzer Konzert haus auf dem Bahnhofplatz vor. Wie beim seinerzeitigen Volksgartengebäude Das Schloßum- und -ausbauprojekt Clemens Holzmeisters, das auch einen großen Konzertsaal für 3000 Personen vorsah, wurde im Sommer 1953 auch an die Brucknerhausgemeinde herangetra gen, fand aber hier kein Interesse.

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