Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

unh in Die Stadt Steyr, in wirtschaftlicher Hinsicht weitum bekannt als Mittelpunkt des österreichischen Eisenwesens, wurde schon früh zeitig zu einem Kulturzentrum im Lande ob der Enns. Eine durch den Fernhandel mit Stahl und Eisen wohlhabend gewordene Bürgerschaft ließ schon im Mittelalter Bauwerke von unver gänglichem Wert aufführen und zeigte sich auch aufgeschlossen für Musik und Dichtung. Die älteste Pflegestätte dieser Künste war wohl die im 10. Jahrhundert erbaute Styraburg. Die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen mittelhoch deutschen Dichtungen „Biterolf und Dietleib" sowie „König Laurin" lassen vermuten, daß am Hofe der steirischen Otakare fahrende Spielleute musizierten. Während über die Musikpflege auf der Burg sichere Nachrichten fehlen, ist die kirchenmusikalische Betätigung aus Archivalien nachweisbar. Gottesdienststiftungen aus dem 14. und 15. Jahr hundert bezeugen, daß schon um diese Zeit die Stadtpfarrkirche mit einer Orgel ausgestattet war und die Leitung der Kirchen musik dem Stadtschulmeister oblag, der zum Chorgesa'ng Schüler ausbildete. In den folgenden Jahrhunderten erlebte dieser Zweig der Musik an dieser Kirche, in der 1779 Franz Xaver Chrismann eine neue Orgel erbaute, einen beachtlichen Aufschwung. Zur Aufführung gelangten Kompositionen von Orlando di Lasso, Jakob Regnart, Leonhard Paminger und Johann Josef Fux, später auch von Haydn und Mozart. Zum Chorpersonal zählten der Organist, ein oder zwei Diskantisten, ein Altist und ein Bassist, der meist als Regenschori die musikalischen Darbietungen leitete. An der Dominikanerkirche, in der Reformationszeit die Schul kirche der Protestanten, war von 1609 bis 1625 der berühmte Komponist, Organist und Orgelbauer Paul Peurl tätig. Den Chor gesang und die Instrumentalmusik in der Jesuitenkirche Sankt Michael bestritten Studenten und Seminaristen. Außerkirchliche Vokalmusik pflegten in der Zeit der Claubensspaltung die Meistersinger. Zu den wenigen Städten Österreichs, in denen dieser Kunstzweig eine gastliche Heimstätte fand, zählt in erster Linie Steyr. Hier dichtete Severin Kriegsauer, der be rühmteste Meistersinger Österreichs. Bei offiziellen Anlässen und Festlichkeiten der Bürgerschaft besorgte schon im 15. Jahrhundert die Musik der Stadtturnermeister mit seinen Gesellen. Seit dem 17. Jahrhundert betätigten sich immer häufiger bürgerliche und unbürgerliche Spielleute als Geiger und Pfeifer bei Zunftver sammlungen,Hochzeiten und Freitänzen. Eine neue Ära im Musikleben der Stadt Steyr begann in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Es wurde eine Bürger korpskapelle aufgestellt und der „Verein der Musikfreunde" gegründet (1838). Auf dem Gebiete der Hausmusik betätigte sich in hervorragender Weise Sylvester Baumgartner, Vizefaktor der Eisengewerkschaft. Franz Schubert, der in den Jahren 1819, 1823 und 1825 in Steyr weilte, widmete ihm das herrliche Forellen quintett. Größte Verdienste um die Verbreitung der Lieder Schuberts erwa'rb sich der Hofopernsänger Johann Michael Vogl, der am 10. August 1768 in Steyr das Licht der Welt erblickte. Er sang die unsterblichen Lieder in den Gesellschaftskreisen Wiens und in den Städten öberösterreichs und Salzburgs. In den Jahren 1843 bis 1845 und einige Jahrzehnte später kam der „Musikant Gottes" Anton Bruckner wiederholt nach Steyr. Von 1886 bis 1894 arbeitete er im Stadtpfarrhof zeitweilig an seinen grandiosen Schöpfungen, die Chorregent Franz Xaver Bayer in Steyr mustergültig zur Aufführung brachte. Bea'chtenswerte Leistungen kann die Stadt Steyr aber auch auf dem Gebiete der Schauspielkunst aufweisen. Wahrscheinlich wur den wie in anderen Städten auch in der Eisenstadt bereits im Spätmittelalter Bürgerspiele aufgeführt. Im 16. und 17. Jahr hundert erlangten die von evangelischen und katholischen Eateinschulrektoren verfaßten und inszenierten Schuldramen Berühmt heit. Nach Durchführung der Gegenreformation befaßten sich die Jesuiten mit schuldra'matischen Aufführungen. An ihrem 1632 ju ©tciir. SWit ftoljct ^eroilligMitg wirb t)eutc Sonntag« bcn ii. > 6 30. imrer tifr IDinf^ion (er ^atbarina «Hitffrtiii ^(11. (Sin gvopcö riifiovift^eö «St^aufplel in 5 »on (Sdjill«, ^errttiann in uns Uri Ulnd) üon JWuDcnj — — — — — Ußalter 5ür(i, i — — — — SBiIMm !£eU/ f — — — — Ätuoni, Cer ^frt > aud Uri — — — SBerni, Der 3^^ec \ — — — — JRuddI, bcr Jifrtifc' — — — — SirnolD öor. 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In der Folgezeit ver pachtete die Stadtgemeinde das barocke Gebäude, dessen Zu schauerraum und Bühne einige Male gründlich erneuert wurden, an Theaterunternehmer. In den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg wurden in dem ehrwürdigen Musentempel noch Vorstellungen gegeben, doch mußte man feststellen, daß die Einrichtung den modernen An forderungen nicht mehr genügte. Der Gemeinderat beschloß daher den Umbau des Volkskinos in der Industriehalle für Theateraüfführungen. Nach Plänen von Dipl.-Architekt Tobisch-Labotyn entstand ein technisch modernes Bühnenhaus, das im September 1958 feierlich eröffnet wurde und seither in jeder Spielsaison wöchentlich vom Landestheater Linz bespielt wird. Nicht übersehen dürfen wir schließlich die beachtlichen Leistungen der Dilettantenbühnen, die seit etwa hundert Jahren volks tümliche Schauspielkunst pflegen. Vorzügliche Darbietungen klas sischer Instrumental- und Vokalmusik verdankt Steyr den Musikund Gesängvereinen und den Kirchenchören. Die künstlerischen Bestrebungen dieser Körperschaften fördert in großzügiger Weise das im Februar 1946 errichtete städtische Kulturamt, so daß trotz Massenmedien und Sport im kulturellen Leben der alten Eisenstadt Musik und Theater eine hervorragende Rolle spielen. Dr. Josef öfner

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