Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

Zielsetzung im Spiel, der sich vor allem der zweite Theater erhalter, die Landeshauptstadt Linz, mit Blickrichtung auf die Zeit nach Fertigstellung des Brucknerhauses verschrieben hat: der weitere quantitative und qualitative Auf- und Ausbau des Orchesters zu einem Klangkörper mit der Ausstrahlung und Einsatzkraft anderer vergleichbarer österreichischer Orchester. Mit diesem Ausbau wird eine bedeutende Ver breiterung der künstlerischen Produktion des Orchesters auf dem Konzertsektor in Stadt und Land und vielleicht über die Landesgrenzen hinaus möglich, in unmittelbarer Folge davon der Schwerpunkt des Managements hinüber zur Musik direktion der Stadt Linz verlegt. Damit scheint für die Stadt Linz die Frage spruchreif geworden zu sein, nach einem bereits vorliegenden Plan die Übernahme des Bruckner orchesters in die Diensthoheit der Stadt mit allen rechtlichen und finanziellen Folgen bei gleichzeitiger Aufgabe der Mit erhalterschaft am Landestheater anzustreben. Das Bruckner orchester aber würde als Personalsubvention der Stadt Linz dem Theater für die notwendigen Theaterdienste unentgelt lich zur Verfügung gestellt werden. Die Prüfung dieses Planes und der Auswirkungen seiner Realisierung wird Aufgabe der beteiligten Stellen und der betroffenen Institutionen sein. Der entscheidende Punkt wird dabei in der restlosen Klar stellung der Frage liegen, inwieweit die Priorität des Landes theaters im Einsatz des Orchesters (Premierenplan und Fix termine für Abonnementvorstellungen), vor allem aber in der Orchesterbesetzung gewahrt und unausbleibliche Reibun gen zwischen Theater und Orchesterleitung wenn schon nicht vermieden, so rasch geschlichtet werden können. Es bleibt in diesem Zusammenhang aber auch zu prüfen, ob das kultur politisch erstrebenswerte Ziel der Erweiterung des Aktions radius des Brucknerorchesters nicht auch auf anderen Wegen und mit weniger gewagten Maßnahmen erreicht werden kann. Unabhängig davon wird die finanzielle Seite dieses Planes zu sicherlich sehr diffizilen Verhandlungen zwischen Land und Stadt Veranlassung geben. Wenn Stadt und Land auch in Zukunft daran festhalten, daß das Landestheater Mitte und Ausgangspunkt des gesamten kulturellen Veranstaltungs wesens bleiben soll, dann wird bei den Gesprächen und Ver handlungen über diesen Plan von vornherein ein Ergebnis angesteuert werden müssen, das weder die finanziellen noch die künstlerischen Grundlagen des Theaters gefährden kann. Die soeben eröffnete Spielzeit 1969/1970 leitet auch einen neuen Abschnitt der Linzer Theatergeschichte ein. Nach einem fünfjährigen Direktorium, dessen Wert und Bedeutung für die weitere Entwicklung des Landestheaters und des Bruckner orchesters wohl erst in späterer Zeit die gebührende Würdi gung erfahren wird, trägt wieder eine Intendanz die alleinige Verantwortung für alle künstlerischen Belange des Landes theaters. Sie wird in der Bewältigung des Theateralltages am unmittelbarsten mit den hier aufgezeigten Problemen kon frontiert werden. An ihr wird es sicherlich in erster Linie liegen, ob im Hause auf der oberen Promenade in näherer oder fernerer Zukunft pulsierendes Theaterleben herrschen oder ob sich allzubald der Geruch von Mottenpulver und Staub einnisten wird. Eine funktionsfähige Theaterleitung mit noch so schönen künstlerischen Erfolgen allein wird die unausbleiblichen Schwierigkeiten, Probleme und Krisen nicht bewältigen können. Auch die erhaltenden Gebietskörper schaften, das Land Oberösterreich und die Stadtgemeinde Linz, werden ihre Anstrengungen verstärken müssen, um die materiellen, institutionellen und organisatorischen Grund lagen des Theaterbetriebes immer wieder zu sichern. Die für die kulturelle Betreuung und Bildung der Bevölkerung, ins besondere der Jugend, zuständigen öffentlichen und privaten Einrichtungen werden dem Theater als dem idealen Bildungs und Erholungszentrum gerade im Hinblick auf die steigende Aktualität und Problematik der Freizeitgestaltung noch auf merksamer als bisher ihr förderndes Augenmerk schenken müssen. Die letzte und wohl entscheidende Antwort auf die Frage, ob unser Theater in seiner vielseitigen Funktion im kulturellen Leben des Landes Bestand haben kann, wird aber heute wie morgen vom tätigen Bekenntnis eines größtmög lichen Teiles der Bevölkerung unseres Landes zu seinem Landestheater bestimmt werden. Linzer Schutzengeil Apotheke

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