der Hinweis, daß die Jahreszuschüsse beider Erhalter für 1959 rund 10,1 Millionen Schilling betrugen, für das laufende Rechnungsjahr aber mit mindestens 21,1 Millionen Schilling zu beziffern sind, wobei zu berücksichtigen ist, daß seit 1967 die Orchestersubventionen — herausgelöst aus der Theater gebarung — mit derzeit 3,9 Millionen Schilling in einem eigenen Orchester-Wirtschaftsplan nachgewiesen werden. Sollte nun einer der beiden Erhalter oder beide zusammen nicht mehr gewillt oder in der Lage sein, die immer drückender werdende Last der Theatererhaltung zu tragen, dann müßten neue Geldquellen erschlossen werden. Eine davon wäre der Theateransatz im Bundesbudget gemäß dem Finanzausgleichs gesetz 1967. Der österreichische Theatererhalterverband ver tritt nachdrücklichst den Standpunkt, daß die derzeit den Länderbühnen gewährten 20 Millionen Schilling, gemessen an der Bedeutung der Landestheater für die gesamte öster reichische Theaterkultur, in keinem Verhältnis zu den Auf wendungen für die Bundestheater stehen. Eine zweite Mög lichkeit wäre die Einführung einer Kulturabgabe auf Landes ebene (Fernsehschilling), der sich bereits vier Bundesländer bedient haben. Es steht außer Zweifel, daß zu dieser Frage, die ja nicht allein die finanziellen Grundlagen des Theaters, sondern die Kulturpflege der öffentlichen Hand überhaupt betrifft, früher oder später auch die zuständigen Instanzen in Oberösterreich werden Stellung nehmen müssen. An diesem Punkt der Betrachtung angelangt, drängt sich von selbst die Frage auf, ob die Erhaltung einer Kultur institution, die Jahr für Jahr steigende Zuschüsse aus den Budgets der öffentlichen Hand beansprucht, überhaupt noch dafürsteht. Mit der Obsorge um die Bereitstellung dieser Mittel haben die österreichischen Theatererhalter und mit ihnen auch das Land Oberösterreich und die Stadt Linz bisher die Frage nach der Existenzberechtigung, ja Daseins notwendigkeit des Theaters in unserer Zeit und im Ablauf des gesamten Kulturgeschehens unseres Landes unmißver ständlich bejaht. Theatererhaltung und Theaterförderung kann aber nicht bloß ein budgettechnisches oder kom munalpolitisches Problem der öffentlichen Hand sein, sondern bedarf der lebendigen Anteilnahme der breiten Öffentlichkeit ebenso wie des wohlwollenden Verständnisses der ver schiedenen Einrichtungen unseres gesellschaftlichen Lebens. Den Grad dieser Anteilnahme zeigt deutlich das aktive Inter esse, das die Bevölkerung am Theatergeschehen nimmt, also der effektive Theaterbesuch. Er bietet trotz der starken Anziehungskraft von Television, Stereotechnik und Breit leinwand und aller damit zusammenhängenden Vorteile der Bequemlichkeit und der Befriedigung höchster Qualitäts ansprüche in der Entwicklung der letzten zehn Jahre kein unerfreuliches Bild. War in der Spielzeit 1959/1960, der ersten nach dem Theaterumbau, mit 212.828 Besuchern in beiden Linzer Häusern wiederum ein Spitzenwert erreicht, so kann sich daneben auch die Besucherzahl der abgelaufenen Spielzeit 1968/1969 mit 217.598 Besuchern bei einem gleich bleibenden Hundertsatz der Vollzahler von 29,9 Prozent („Vollzahlerbarometer") absolut sehen lassen. Auch die Ent wicklung des Stadtabonnements von 1193 vor zehn Jahren auf nunmehr 2015 Stammbesucher darf als positives Zeichen gewertet werden. Die analogen Zahlenvergleiche beim Land abonnement, beim Christlichen Theaterring und bei der Theaterjugend zeigen eine ähnliche Tendenz. — Nichtsdesto weniger muß bedauernd vermerkt werden, daß gerade auf dem Boden einer Stadt wie Linz, die sich in den letzten Jahrzehnten zu einer modernen Großstadt von international anerkannter wirtschaftlicher Bedeutung entwickelt hat, die sich als jüngste Hochschulstadt Österreichs zu einem neuen Zentrum der Wissenschaft und Kultur zu entfalten beginnt und die nach dem zweiten Weltkrieg einen im kulturellen Geschehen Österreichs vielbeachteten Aufschwung genommen hat, das Theater eine viel stärkere Verankerung im Inter esse und in der Anteilnahme der Bevölkerung hätte finden müssen, als dies bisher der Fall war. Trotz jahrelanger Bemühungen der Theaterwerbung, aber auch der Werbung für das gesamte übrige kulturelle Veranstaltungswesen, hat ein Großteil der Linzer Bevölkerung, vor allem die Neuzu gänge der letzten zwei Jahrzehnte, unsere Theater, Konzert säle und Ausstellungsräume noch nie betreten. Eine auch nicht gerade ermutigende Tatsache ist es, daß das Theater stammpublikum in seinen Wünschen und Erwartungen zum weitaus überwiegenden Teil dem Traditionstheater verbunden ist und dadurch die Theaterleitung veranlaßt, sich bei der Spielplangestaltung, bei der Inszene und beim Regiekonzept ja nicht allzu weit in Neuland hinauszuwagen. So trifft auch auf das Linzer Theaterpublikum zu, was jüngst ein Wiener Theaterfachmann absolut nicht abwertend festgestellt hat, daß nämlich das „eingesessene" Theaterpublikum noch immer „die Konvention über das Experiment, das Theater spiel über die Theateraussage" stellt. Beide Gegebenheiten, das Desinteresse eines Großteiles der Stadtbevölkerung wie das Desengagement der Stammbesucher für das zeitgenös sische Theater, werden daher das besondere Augenmerk und eine intensive Beschäftigung der für die kulturelle Ent wicklung unserer Stadt Verantwortlichen, vom Indentanten bis zu den offiziellen Institutionen, den Kultur- und Bildungs einrichtungen der öffentlichen Hand und der Kammern, der Schulbehörden und selbst der Großbetriebe in Anspruch nehmen, wobei es letztlich darum gehen wird, einerseits ja nicht Theater gegen das Publikum zu machen, andererseits das „abonnierte" Publikum zu einem „engagierten" Publikum zu formen und dazu neue Theaterfreunde zu gewinnen, die insbesondere mit den Neuheiten und Neuerungen des Spiel betriebes in Zustimmung wie in Ablehnung lebhaft mit gehen. Es ist bekannt, daß sich die jetzige Intendanz der Lösung dieses Problemes besonders annehmen will und daß sie vornehmlich zur Gewinnung der Jugend schon ganz bestimmte Maßnahmen eingeleitet und gesetzt hat. Es bleibt zu hoffen, daß sich die großen Erwartungen, die seit der Gründung der Linzer Hochschule insbesondere an das Theater interesse der studierenden Jugend und der akademischen Kreise (siehe Graz und Innsbruck) geknüpft werden, bald erfüllen. Jedenfalls steht außer Zweifel, daß das Gelingen dieser Anstrengungen für die Zukunft unseres Theaters von ausschlaggebender Bedeutung sein wird. Ein Theater ohne Publikum agiert im luftleeren Raum. Gleiches gilt von einem Theater, dessen Funktion und dessen Leistungen von der lokalen Tagespublizistik über gangen und totgeschwiegen werden. Mehr denn je bedarf das Theater eines starken und ständigen Echos in Presse und Rundfunk, und zwar nicht bloß um eines wirkungsvollen Propagandaeffektes willen. Die Publizistik in der Demokratie hat gerade dem institutionalisierten Theater gegenüber ihre registrierenden, analysierenden und kritisierenden Aufgaben zu erfüllen, was so oder so dem Theater in der Auseinander setzung um seine Existenzfragen letztlich nur dienlich sein kann. Denn eines muß man gerade der österreichischen Presse von vorherein bescheinigen: sie ist beispielgebend theater freundlich eingestellt. Dies gilt auch für unsere oberöster reichische Presse. Die Kulturredaktionen widmen sich mit ganzer Aufmerksamkeit dem Landestheater und seinen Pro blemen und Tagesfragen. Sie verfügen über einen niveau vollen, sachkundigen Kritikerstab, der seine Aufgabe zu erfüllen trachtet, wie es der interessierte Leser von ihm erwartet: die Leistungen auf der Bühne und im örchester zu loben, wenn Lob am Platze ist, sie zu tadeln, wenn Schwächen und Fehler festgestellt werden mußten. Die Frage, ob Diktion und Aussage im konkreten Fall das eine oder andere Mal, gleichgültig ob positiv oder negativ, allzu sehr rein persön lichen Ansichten, Maßstäben und Stimmungen entsprungen ist, steht im Widerstreit der Meinungen und ist durch-
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