Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 2, 1969

'- Jl Jm ' v-'i" .♦'^«^»•.^•"'■•'"4^ ^!J" Spielzeit 1968/69 — Szene aus Paul Claudels „Der seidene Schuh" engen Spielgemeinschaft Linz-Salzburg gesprochen, die darauf aufgebaut werden soll, daß jedes Theater nur mehr eine der großen Sparten Musiktheater — Sprechtheater betreibt und daß sodann die Produktionen nach einem ein heitlichen Spielplan gegenseitig ausgetauscht werden. Dieser Plan ist in seiner Konzeption bestechend, in seiner Durch führungsmöglichkeit aber allzu sehr graue Theorie. Schon die Behandlung der Vorfrage, welches der beiden Theater auf die musikalische Sparte zu verzichten hätte, müßte zu schweren und langwierigen Auseinandersetzungen führen, auch wenn dabei der Status der beiden Orchester unange tastet bliebe. In der Durchführung selbst hinkt der Vergleich mit den deutschen Vorbildern schon bei der Betrachtung der geographischen und klimatischen Voraussetzungen. Man stelle sich vor, welchen Risiken die Planmäßigkeit der Ab wicklung des Austauschbetriebes vor allem in den Winter monaten (Schwerpunkt der Theatersaison) bei den Fahrten über jeweils 130 km hinweg ausgesetzt wäre. Dazu käme die Gefährdung des Ensembles, besonders der Mitglieder des musikalischen Apparates, in physischer Hinsicht, so daß eine hohe Ausfallsquote durch Erkältungskrankheiten unvermeid bar wäre. Noch problematischer wird dieses Projekt im Hin blick auf die Einhaltung der Terminpläne für die Abon nement- und festverkauften Vorstellungen. Größte Dispo sitionsschwierigkeiten bringt schon die Erkrankung einer ein zigen Spitzenkraft im normalen Theaterbetrieb mit sich; bei einer solchen „Spielgemeinschaft" müßten derartige Zwischen fälle binnen kurzem zu einem Chaos führen. Und der erhoffte Spareffekt? Die Kosten für den auswärtigen Spielbetrieb werden sich vor allem auf dem Personalsektor sprunghaft erhöhen: für Diäten, Abgeltung verkürzter Ruhezeiten (Nachtfahrten), für die technische Vorbereitung der Insze nierungen auf der Partnerbühne, für Transporte usw. müßte ein Vielfaches der bisher für Gastspiele aufgewendeten Mittel vorgesehen werden. Darüber hinaus wird es zur Vermeidung der außerordentlich betriebsstörenden Folgen von Personal ausfällen notwendig sein, für die wichtigsten Solistenpositio nen Doppelengagements vorzunehmen. Binnen Jahresfrist würden wohl die hochgestellten Erwartungen in nichts zerrinnen. Spielzeit 1968/69 — Todverkündung aus R. Wagners „Die Walküre", 2. Akt

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