Ai) ;■ Ä gefordert wird. Diesem echten Dilemma sucht man in Linz dadurch zu begegnen, daß dem Theaterbeirat, dem kompe tenten Gremium der beiden Erhalter, keinerlei Weisungsrecht in Fragen der künstlerischen Betriebsführung zukommt, daß von ihm aber auch die Zuständigkeit in wirtschaftlichen und sozialen Grundfragen des Theaters nicht diktatorisch, sondern im Sinne einer Mittlerstellung zwischen den ökonomischen Erwartungen der potentiellen Geldgeber und den künst lerischen und sozialen Erfordernissen des Theaterbetriebes ausgeübt wird. Hier geht es ja letztlich immer wieder um die Beweisführung vor den Erhaltern wie der breiten Öffentlich keit (dem Steuerzahler), daß ein Theaterbetrieb nun einmal nicht nach wirtschaftlichen Maßstäben allein, etwa nach seiner Produktivität und dem Verkaufswert seiner „Produkte" beur teilt werden kann. Lind selbst dann, wenn man dies tut, springt dem ökonomisch Denkenden sofort ins Auge, daß es kaum einen lohnintensiveren Betrieb gibt als ein Theater. Dies zeigt die Tatsache, daß bei den österreichischen Länder bühnen der Hundertsatzanteil der Personalkosten an den Gesamtkosten zwischen 78 und 86 Prozent schwankt — der Hundertsatzanteil der Personalkosten des Landestheaters Linz liegt seit Jahren in der Nähe des oberen Wertes. Diese Zahl läßt aber auch deutlich werden, wie problematisch, ja utopisch so mancher wohlgemeinte Vorschlag für Einsparungs maßnahmen zu bewerten ist. Wenn derartige Sparmaßnahmen im Bedeckungsplan für das Defizit spürbaren Niederschlag finden sollen, dann kann dies, wie alle bisherigen Über legungen eindeutig ergeben haben, nur auf Kosten der künstlerischen Produktion, etwa durch Auflösung einer Sparte (Oper?) gehen. Man muß eben zur Kenntnis nehmen, daß die sozialen Errungenschaften insbesondere der letzten 20 Jahre, angefangen von den in immer kürzeren Abständen geforderten und gewährten Erhöhungen der Mindestlöhne und Gagen bis zur Durchsetzung des Achtstundentages und der gleitenden Arbeitswoche (Fünftagewoche) bei der Theater technik und beim Werkstättenpersonal, vor den Theatertoren nicht haltgemacht haben. Dazu kommt noch, daß die bereits erwähnte Konkurrenz der Massenmedien beim Engagement ganz- bzw. mehrjährig zu verpflichtender Spitzenkräfte auf das Gagenniveau der solistischen Kräfte aller Sparten einen immer stärkeren Druck ausübt. So wird es erklärlich, daß die Jahresausgaben des Landes theaters Linz innerhalb der letzten zehn Jahre von 19,16 Millionen auf 34,97 Millionen Schilling, also um mehr als 82 Prozent, angestiegen sind, ohne daß auch nur einige wenige Personalpositionen neu geschaffen oder etwa die Ansätze für Ausstattungen, für den Sach- und Zweckauf wand über die durch Tarif- und Preiserhöhungen verur sachten Änderungen hinaus erhöht worden wären. Drosselung der Ausgaben durch wirksame Sparmaßnahmen ist daher auch ein ständiges Thema bei den Beratungen des öster reichischen Theatererhalterverbandes. Hier kreisen seit einigen Jahren die Gedanken und Überlegungen immer wieder um eine künstlerisch und wirtschaftlich fruchtbare Zusammen arbeit bestimmter österreichischer Theaterbetriebe, die unter ümständen bis zu einer spartenmäßig beschränkten Fusio nierung gedeihen könnte. Bekannte Beispiele solcher Theater gemeinschaften im Rheinland und Ruhrgebiet werden dabei als nachahmenswert hingestellt. So wurde in den letzten Jahren immer wieder von der möglichen Realisierung einer Betriebsamer Theateralltag bei den Kascheuren, Schneidern, Maskenbildnern (links von oben nach unten) und auf den Probe bühnen (rechts)
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