Hans Wopelka Probleme des Landestheaters Linz — heute und morgen Aufnahmen: Martin Schindelar Noch nie in seiner jahrtausendealten Geschichte war das Theater als kulturelle Institution eigener Prägung in seiner Existenz so gefährdet wie in unserer Zeit. Man spricht da und dort bereits offen vom unausbleiblichen Untergang des Theaters, wenn es nicht gelingt, ihm neue Ziele und Ent wicklungsmöglichkeiten zuzuordnen oder es gänzlich „umzu funktionieren" — so die Fragestellung und das Ergebnis des im Vorjahr in Wien durchgeführten Europa-Gesprächs über das Theater. Es kann nicht Aufgabe dieser Darstellung sein, den zahl reichen Untersuchungen zur Ergründung der Problematik des Gegenwartstheaters, die in Fachliteratur und Presse immer wieder angestellt werden, eine weitere (wohl höchst über flüssige) hinzuzufügen. Die Diagnose ist längst gestellt, die Ursachen des Krisenzustandes sind bis in die letzten Wurzeln aufgespürt. Sie seien hier nur in ihren wesentlichen Grund zügen aufgezeigt: die Konkurrenz der Massenmedien mit ihren vielschichtigen Auswirkungen auf das Verhältnis der Theaterführung zu Publikum und Bühnenkünstlerschaft, die vielbeklagte Unfruchtbarkeit des literarischen und musi kalischen Bühnenschaffens, dem es nicht mehr gelingen will, durchschlagende und bleibende Erfolge zu erzielen, und natürlich die steigende Geldnot, die längst auch bei den vollinstitutionalisierten Theatern zum Problem Nummer 1 geworden ist. Auf diesem Hintergrund sei hier der Versuch unternommen, spezielle Gegenwartsprobleme des Linzer Landestheaters auf zuzeigen und auf Entwicklungstendenzen hinzuweisen, die für die Zukunft unseres Theaters von Bedeutung sein könnten. Aus dieser Betrachtung sollen die künstlerischen und betriebsorganisatorischen Probleme und Tagesfragen des Theaters bewußt ausgeklammert bleiben. Darüber die Öffentlichkeit laufend zu informieren, wird auf Grund seiner Vollmachten Anliegen und Aufgabe des Indendanten sein. Im ganzen deutschen Theaterraum gibt es derzeit kein Mehr spartentheater, das künstlerisch und kommerziell alleinver antwortlich von privater Hand erhalten und geführt wird; auch das Linzer Landestheater ist seit 1953 de jure und de facto ein Betrieb der öffentlichen Hand (Land Oberösterreich). So erfreulich es ist, daß damit das Theater der chronischen Unsicherheit seiner rechtlichen und materiellen Existenz ent hoben ist, so problematisch wird dieser Status, wenn dafür eine bürokratische Einflußnahme auf rein künstlerische Belange und damit im Zusammenhang eine Betriebsführung streng nach ökonomischen und kameralistischen Grundsätzen Unten: Friseusen und Kostümbildner an der Arbeit Rechts: Premierenstimmung im Großen Haus
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