$ Burg Clam, Machlandzimmer, Porträt Jeuta von Machlands, geborene Gräfin von Peilstein, Nichte der Babenberger. zu bieten. Die Tageseinteilung ist sehr genau und pünktlich, nach dem Frühstück erfolgt der Deutsch-Unterricht beim Oberlehrer der Volksschule. Rührend der Anblick, wie die ganze Gruppe, mit Büchern und großen Schreibheften be waffnet, zur Schule wandert. Tennis, Baden, Reiten, Fischen und Jagen, bei Schlechtwetter Ping-Pong, Billard- oder Kegel partien füllen den Tag. Gesprochen wird grundsätzlich nur deutsch und abends schart sich die Gesellschaft wie einst auch ohne Schloßgeist und Ahnfrau um den Kamin und spielt Karten und Würfel. Es ist eine Art „Europa-Gespräch", welches da stattfindet, Freundschaften werden über die Gren zen der Länder geschlossen, Vorurteile gegenüber anderen Nationen von selbst widerlegt. Damit sich die Jugend wohl fühlt, müssen die Eigenheiten ihrer Nation berücksichtigt wer den. Wie die Engländer lieber fischen, die Schweizer Kunst werke betrachten, die Schwedinnen und Italienerinnen den Swimming-Pool bevorzugen, so betreiben die Franzosen eine kritische Analyse ihrer eigenen Politik, während die Mädchen aus Portugal einen Theaterbesuch dem Greiner Stadttheater widmen. Eine Eigenschaft haben sie alle. Das Kosten und Naschen in der großen Küche der österreichischen Speziali täten, vom Apfelstrudel bis zu den Zwetschkenknödel ist ein Vorrecht der Jugend, wo auch ein Auge zugedrückt wird, denn schon von Wilhelm Busch wissen wir: „Die Jugend hat nun mal den Hang zum Küchenpersonal." Ein Picknick mit Brat kartoffeln über offenem Feuer gehört zur beliebten Abwechs lung, eine Dampferfahrt in die Wachau hinterläßt fröhliche Erinnerungen. Die Sonntagsmesse in der Pfarrkirche oder der Gottesdienst in der Burgkapelle vereint die Familie mit allen Gästen. Natürlich erfordern all diese Unternehmungen sehr viel Ar beit, Vorbereitung und Korrespondenz. Erstaunliche Anfra gen müssen beantwortet werden, zum Beispiel, ob man in Clam mit einem Flugzeug landen kann usw. Auch die Gast zimmer müssen entsprechend vorbereitet werden. Sie sind meist mit Mobiliar aus dem 17. Jahrhundert ausgestattet, was
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