SPLIT WEAVING aus Polyolefinen für Webfolien Neue Entwicklung der Chemiefaser Penzing AG Auch im Bereich des Verpackens gewinnen Polyolefinflachfäden immer mehr Bedeutung. So wie sich bei den Beklei dungstextilien die Chemiefasern, vor allem die Synthetiks, immer mehr durchsetzen, beginnen nun die sogenannten Folienflachfäden in das Anwendungsgebiet der Hartfasern wie Jute, Sisal und Hanf einzubrechen und sich einen Markt anteil zu erobern. Der Grund für diesen Wandel in der Textilwirtschaft liegt nicht allein in dem Bestreben nach Unabhängigkeit von den schwankenden Weltmarktpreisen bei den Naturfasern, sondern auch darin, daß die Synthetiks in ihren Eigenschaften modifizierbar sind und auf den spezi ellen Verwendungszweck schon bei der Herstellung der Fasern abgestimmt werden können, so daß sie auch dem Trend zur Automatisierung weitgehend gerecht werden. In der Herstellung monoaxial verstreckter Folien bzw. Folien flachfäden sowie in der Weiterverarbeitung wurden in Öster reich von der Chemiefaser Lenzing AG neue Wege beschritten. Flachfäden aus Polyolefinen wurden im Prinzip bisher so her gestellt, daß die extrudierte Folie in Streifen geschnitten und diese Streifen unter Einwirkung von Temperatur über lange Distanzen verstreckt wurden. Durch den Streckprozeß erhiel ten die Flachfäden die notwendige Festigkeit, allerdings hatte man wegen der langen Streckdistanz und der Schwierigkeit, die Temperatur konstant zu halten, die Gleichmäßigkeit des Verstreckens nicht unter Kontrolle. Nach dem Streckprozeß wurden die Flachfäden aufgespult und von den Spulen kon ventionell Webketten gezettelt. Trotz größter Bemühungen, die Flachfäden beim Spulen möglichst wenig zu drehen bzw. zu knicken, ergaben sich bei der Herstellung gleichmäßiger Kettbäume mit hoher Fadenzahl große Schwierigkeiten, da dieses glatte Kunststoff-Flachfadenmaterial immer wieder zum Verlaufen neigt. Dadurch waren die Kettlängen begrenzt, und vielfach gelang es auch nicht, solche Ketten ohne großen Abfall bis zu Ende zu weben. Es mußte ein neues Verfahren in der Flachfadenherstellung und in der Verarbeitung gefunden werden. So wurde in Lenzing split weaving — ein Spaltwebverfahren — entwickelt, nach dem ohne konventionelle Webkette Gewebe hergestellt werden können. An Stelle der üblichen Webkette wird eine monoaxial gereckte Folie dem Webstuhl vorgelegt; sie wird von der sogenannten Folienbobine abgezogen, über eine Spalteinrichtung geführt und während des Wegprozesses in Kettfäden gespalten. Dabei ist eine gleichmäßige Spannung der Kettfäden von selbst gegeben, sie liegen flach, ohne Drehung, ohne Knick und werden so in das Gewebe ein getragen. Dadurch erreicht man gute Flächendeckung bei minimalem Gewebegewicht bzw. Materialverbrauch. Durch Webstuhl für Bändchengewehe mit split weaving, Ausstattung aus Lenzing Gießer und Verstreckanlage für die Herstellung von Wehfolien den Wegfall der Webereivorbereitung für die Kette werden bis zu 50 Prozent jener Webkosten eingespart, die bisher für das Herstellen von Flachfädengeweben angefallen sind. Jetzt ist es möglich, mit einer Maschinenausnutzung, wie man sie von einem modernen Webautomaten erwartet, solche Gewebe rationell und preisgünstig zu erzeugen. Das Kettmaterial aus spaltbarer Folie (Polypropylen und Niederdruckpolyäthylen) wird zur Zeit in Lenzing in den Stärken zwischen 20 bis 50 Micron und einer Breite von 900 bis 1300 mm hergestellt. Die Lauflänge einer Kettbobine liegt je nach Folienstärke zwischen 5000 und 10.000 m. Der Bobinenwechsel ist sehr rasch vollzogen und hält den Web prozeß nicht wesentlich auf, weil die Folienenden einfach aneinander geklebt werden und ohne Materialverlust weiter gewebt werden kann. Die Einrichtung für split weaving ist denkbar einfach: Die Webstühle werden ohne einen besonderen Aufwand mit einer Spalteinrichtung bestückt; an Stelle der Kettablaßvorrichtung tritt eine Folienabzugseinrichtung. Die Spalteinrichtung ist zur Zeit für Flachfäden von 2 bis 6 mm ausgelegt. Für die Herstellung von verschiedenen Gewebebreiten können beliebig viele Folienbahnen nebeneinander abgewebt und zur Variie rung der Kettdichte auch mehrere Folienanlagen übereinander gespalten werden. Auch das Schußmaterial für split weaving wird rationell her gestellt: Die Folienbahnen werden mit hoher Geschwindigkeit über eine Spalteinrichtung in exakt breite Flachfäden ge spalten und ohne Drehung auf Kreuzspulen gebracht. Wegen der Lieferung von kompletten Webstühlen mit Spalt einrichtung wird enger Kontakt mit prominenten Maschinen produzenten unterhalten, um das Verfahren auch im Ausland entsprechend auswerten zu können. Der Hersteller liefert in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Unternehmen komplette Anlagen zur Fertigung monoaxial gestreckter Folien aus Polyolefinen. Diesen Anlagen liegt eine neue Idee zugrunde: Im Gegensatz zum konventionellen Erzeuger von Folienbändchen erfolgt das Vorstrecken der Folie auf kürzestem Abstand in extrem hohem Verhältnis. Diese monoaxial gereckte Folie hat eine besonders hohe, gleichmäßige Reißkraft. Mit der Weiterentwicklung der Verfahren für die Herstellung und Weiterverarbeitung monoaxial verstreckter Folien und Flachfäden gibt das österreichische Unternehmen nicht nur der VerpackungsWirtschaft, sondern auch der Textilindustrie neue Impulse, und es ist anzunehmen, daß damit die Flach fäden aus Polyolefinen auch immer stärker in den Bereich der Jute und anderer Hartfasern eindringen.
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