Fritz Winkler Das Geschlecht der Plankenberger, Rosenberger und Schaunberger in der Geschichtssage Kaum hatte der neugevvählte römische König Rudolf I. von Habsburg den Thron bestiegen, schlugen ihm schon die Wogen der Auflehnung entgegen. Nicht nur Böhmens König Ottokar verweigerte die Herausgabe des babenbergischen Erbes, sondern auch mächtige Geschlechter im Lande ob der Enns versagten ihm die Anerkennung. Als Rudolf seinen Widersacher Ottokar bezwungen hatte, sandte er seinen Sohn Albrecht gegen Falkenstein, Plankenberg, Schaunberg und Neuhaus, damit er die unbotmäßigen Herren seinem Regi ment unterwerfe. Zawisch, der ungekrönte König von Böhmen Heiß brütete die Augustsonne über der schattenlosen Ebene des Marchfeldes. Das böhmische Heer mit seinen Verbündeten aus Meißen, Thüringen, Sachsen und Bayern war auf der Flucht vor den siegreichen Truppen Rudolfs. Noch dröhnte die Erde unter dem Stampfen der Hufe, und das Stöhnen und Jammern der Hingemähten ließ die Sieger erschauern. Blut rot wälzte die March ihre trägen Fluten einher. Da zügelte Rudolf sein Roß. Er reckte sich im Sattel. In der Ferne wirbelte der Staub, wo die geschlagenen Haufen zurück jagten. Vor ihm teilten sich die Scharen seiner tapferen Ritter. Stumm traten sie zur Seite. Rudolf stieg aus dem Sattel. Im Staub lag reglos und bleich König Ottokar, von tödlichen Wunden bedeckt. In Todesahnung hatte König Ottokar vor der verhängnis vollen Schlacht seine Frau und seinen Sohn Wenzel dem Schutz des treuen Ritters Zawisch empfohlen. Er hätte im ganzen Reich unter seinen Gefolgsleuten keinen edleren finden können. Zawisch, der Sohn des Rosenbergers Budiwoj und der Falkensteinerin Berchta, trug in seinem Wappen neben der roten Rose seines väterlichen Erbes auch den Falken. Die Kindheit verbrachte er auf den Burgen im Moldautal. Sein Geschlecht bezeichnete sich nach dem Ahnherrn Witiko von Plankenberg als Witigonen. Zum Mann reifte er am Hofe des Passauer Bischofs heran. Und der geistliche Fürst sagte von ihm, daß kein Falkensteiner und kein Rosenberger ihn an Großmut, Treue und frommem Sinn übertroffen habe. Ob er zur Laute seine Lieder sang oder im Turnier den Gegner aus dem SaHel stach, stets ward Zawisch gerühmt und gefeiert. Seit der unglücklichen Schlacht auf dem Marchfelde führte Za wisch nichts anderes mehr im Sinn, als dem Sohn seines toten Königs die Krone zu sichern. Die Königswitwe Kunigunde fühlte sich im Schutz des tapferen Ritters geborgen und entschloß sich, seine Gemahlin zu werden. Zawisch war nun der ungekrönte König von Böhmen. Neid und Mißgunst brachten Zawisch zu Fall. Seine Wider sacher warfen ihm vor, daß er nach der Krone des Reiches strebe. Inzwischen war der Königssohn Wenzel zum Manne gereift. Er unterwarf sich den Habsburgern und empfing dafür aus ihren Händen die Krone Böhmens. Zawisch aber hatte seinem König die Treue geschworen und hielt sie ihm unverbrüchlich selbst über den Tod hinaus. Als der Stiefsohn Wenzel zum König von Böhmen gekrönt war, ruhten noch immer nicht Zawischs Feinde. Wenzel, den Habsburgern hörig, zog gegen seinen Stiefvater in den Kampf. Dieser floh nach Österreich und rüstete sich in der Burg seiner Mutter, in Falkenstein, zum Kampf. König Rudolf von Habsburg verhängte über Zawisch die Reichsacht, und sein Sohn Albrecht belagerte ihn auf Falkenstein. Die Burg trotzte lange den Österreichern. Durch die Leichtfertigkeit einer Burgmagd, die des Nachts stets ihren Liebhaber bei einer verborgenen Tür einließ, fiel sie dem Herzog in die Hände. Die Belagerer bemerkten den nächtlichen Besucher, schlichen ihm nach und erkundeten den geheimen Zugang zur Burg. Eines Nachts fingen sie ihn ein und zwangen ihn, sein Liebchen zum öffnen des Zuganges zu überreden. Während eine Schar Verwegener in die Burg eindrang und die Zugbrücke niederließ, sammelte sich die Hauptmacht zum Sturm. Falkenstein wurde erobert und Zawisch im Turm gefangengesetzt. Selbst in dieser trostlosen 'S, Burgruine Falkenstein, Rundturm aus 1489, vor der Restaurierung. ■—• Aufnahme: E. Widder.
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