Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

hat. Äußerst wertvoll für unsere praktische Arbeit sind nach wie vor alle Kapitel über die einzelnen Bauteile einer Burg, wie Berchfrit, Palas, Kapelle etc. Die Thesen Pipers benötigen vielleicht die Konkretisierung der Lokalforschung. Es mag Varianten lokaler Natur geben, das Gerippe, an dem sich die Einzelforschung ausrichten kann, bleibt jedoch bestehen. Wich tig wäre die Intensivierung der Burgenarchäologie, um be sonders bei Ruinen die richtigen Bauzusammenhänge heraus zubekommen. Um auf die exakte Detailforschung Pipers zurückzukommen! Man betrachte auf Seite 341 Figur 290 mit den „Formen von Schlüsselscharten". Wer hat sich seitdem solche Mühe gemacht? Gleiches gilt für Kapitel 13 „Außen vorgekragte Bauteile", wie Pechnasen, Pechnasenformen, Dacherker, Guß löcher, Wehrgänge, hinausgerückte Dächer. An die Wehr technik der Burgen (14. Kapitel) hat man seit Piper fast überhaupt nicht mehr gedacht. In Oberösterreich hat erst in jüngster Zeit wieder N. Grabherr auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Wie sehr sich Piper mit der Literatur seiner Zeit und den Quellen auseinandersetzte, zeigt u. a. seine Beschreibung des Palas (15. Kapitel). Bei Beschreibung des Palas beschäftigte sich O. Piper u. a. mit Details, die von der modernen Burgenkunde kaum mehr beachtet worden sind, wie Treppen, Türen, Fenstern, Decken, Küchen, Heizvorrichtungen etc. (16. Kapitel). Zum Abschluß geht der Autor in durchaus zeitgemäßer Auffassung auf das Problem der Burgen-Denkmalpflege ein. Er prägt hiebei den Leitsatz: „Erhalten, nicht wiederherstellen." Und dies in einer Zeit, da man Rekonstruktionen sehr forcierte! Somit bleibt die Beurteilung aufrecht, daß Pipers Burgenkunde im besten Sinne des Wortes aktuell geblieben ist. Der Nachdruck im Verlag Weidlich kann deshalb als eine äußerst verdienstvolle Leistung qualifiziert werden. Die Anhänge, auf die bereits hingewiesen worden ist, erhöhen die Brauchbarkeit des Wer kes. Werner Meyer kann hiebei bestätigt werden, daß er gewissenhaft die gesamte neuere Literatur auf dem Gebiete der Burgenkunde verwertet hat. Burgen und Schlösser in Österreich. Nach alten Vorlagen. — Frankfurt a. Main: Verl. Weidlich 1964. 272 S., davon 96 Abb.,1 Karte,Ganzleinen,Ladenpreis S 135.30. Dieser bibliophile Band trägt die Nr. 27 der Reihe „Burgen — Schlösser — Herrensitze". Mitarbeiter sind angesehene Fach leute der Burgenkunde, für Oberösterreich der Archivbeamte Norbert Grabherr. Aus unserem Lande werden folgende Anlagen beschrieben: Aurolzmünster, Clam, Hagenau, Linzer Schloß, Marsbach, Neuhaus, Ort (Land- und Seeschloß), Pürnstein, Schaunberg, Schwertberg, Vichtenstein. Die Be schreibungen sind allgemein gehalten, beschäftigen sich in erster Linie mit der Besitzgeschichte und gehen summarisch auf die einzelnen Bauteile ein. Es wurde bereits bei Rezension des Bandes „Burgen und Schlösser in Mähren" die Frage nach dem Auswahlprinzip aufgeworfen. Da wir nun die Dar stellung des eigenen Landes überprüfen können, stellt sich diese Frage noch eindringlicher. Ein plausibles Auswahl prinzip ist nicht zu erkennen. An sich sind historische Bild vorlagen kein Wertmaßstab. Wenn man aber darauf eingeht, so sollten doch die typischesten Beispiele herangezogen wer den. Dazu wäre auch ein Herkunftsnachweis der Abbildungen notwendig. Einzig richtiges Auswahlprinzip wäre jedoch die burgenkundliche und landeskundliche Einstufung des Denkmälerbestandes eines Landes. Nach diesem Gesichtspunkt dürften für Ober österreich zum Beispiel in einem derartigen Werk Hohen brunn, Wartenburg, Pernstein, Prandegg, Ruttenstein, Grein burg, um nur einige Hinweise zu geben, nicht fehlen. Auch wäre anzumerken, daß Aurolzmünster schon lange nicht mehr zum Besitzstand der Familie Arco-Valley gehört und im Linzer Schloß die gesamte Kulturgeschichte Oberöster reichs museal dargeboten wird. O. W. geht's mit Coca-Cola COCA-COLA und COKE sind eingetragene Marken.

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