Freistadt, Blick vom Heimatbund-Turm auf Linzer Tor. Kräne, mit denen der Graben geräumt oder die Türme auf gebaut werden konnten. Die Kraft zum Aufziehen lieferte der Mensch, es gingen immer zwei Männer im Rad. Erst 1443 wurde dafür ein Esel eingesetzt. Der obere und der untere Zug wurden jede Woche von den Zimmerleuten gerückt oder fürbaß getrieben. Gegen Ende eines Bauabschnittes bauten die Zimmerleute die Wehrgänge und die Dächer. Wichtig waren die Schmiede. Sie schärften das Werkzeug, beschlugen die Räder und verfertigten die Gitter und Eisen türen. Die Binder lieferten die Fässer für den Transport des ungelöschten Kalks und die Bottiche für den Mörtel. In der Nacht gingen Zirker an der Baustelle auf Wache und Ullein der Nachrichter erwies sich als tauglich zu allerlei Verrichtun gen. Was die Bevölkerung der Stadt an Robot geleistet hat, scheint in den Rechnungen nicht auf. Gebaut wurden der Graben beim Linzertor, der Turm hinter dem Hof (Salzhof), das Kiesslingtürl und verschiedene Strecken von Zwingermauern. Diesel ben führte man in der Baugrube frei in die Höhe und füllte dann den Zwinger mit Erdreich an. In den Kammeramtsrechnungen von 1409 wird von Bauten zwischen dem Linzertor und dem Heimatbundturm berich tet, 1414/15 wurden über 308 Pfund Pfennig beim alten Rathaus und der alten Schule verbaut. In der Hussitenzeit gingen die großen Ausgaben auf Rechnung des Büchsenmei sters, des Zinngießers, der Bleikugeln und Büchsen gießt, des Schmiedes, der die Büchsen und Büchsenschragen be schlägt. Die Steinmetze verfertigen Büchsensteine und große Vorräte von „Swebel, Saliter und Chol zw den pulwer" werden eingelagert. Auch „Smer zw den pechnässlein" wird angekauft. Erst 1443 wird wieder gebaut, der Zug wird von einem Esel betrieben, Erker zum Auswerfen sollen die Mauern ver stärken. 1486/87 arbeitet Mathes Klayndl am Spital (Böhmer)tor und an einem neuen Graben sowie an der Bastei davor. Das Gemäuer wird von ihm erhöht und eine Brücke über den Graben in den befestigten Friedhof geschlagen. Die beiden Tortürme hatten schon früher durch ihn ihre heutige Form erhalten. Auch der Rathausturm zur Aufbewahrung des Pulvers, errichtet 1522 von Meister Lienhart Gattringer und eingerichtet 1523 von Wolfgang Wieschitzberger, wurden mit Hilfe eines Zuges aufgeführt. Die Steinblöcke, in die man Löcher geschlagen hatte, konnten mit Hilfe eines Wolfes oder der Steinzarge aufgezogen oder abgelassen werden. Aus dem Jahre 1553 ist ein Memorall der Verordneten Nachsteer „zu Gmainer Stat gepeu" erhalten. In dieser Dienst anweisung heißt es unter anderen Punkten: „Item die Zinnen, das sy fleissig ausgemacht mit langkeleten schieslugkchen. Inwendig auf die seilten ausgeschweifft. Vnd albeg nach sex schieslukhen ain Ergchel zum auswerffen mit drei abgeswaifft schiessluchen, das sie Innen vnd aussen sauber sein." Das Gedinge wurde mit Meister Hans Walich Dottensales von Begelle abgeredet und beschlossen. Begonnen wurde an der Mauer zwischen dem Böhmertor und dem Schloß. Bezahlt wurde der Meister nach der Klafter der Ausbesse rung der Mauer und der Anzahl der Pechnasen. Im Jahre 1554 bekannte der Maurermeister Larentz Daba von Soll, daß er für folgende Arbeiten bezahlt worden sei: Einbau von Pechnasen und Schiessluken zwischen dem Kiesslingtor und dem Linzertor, Verputzen des Tores und der Mauern, Errich tung von Strebepfeilern hinter der Schule und dem Dechanthof und Verputzen der Gewölbe im Linzertor. Während Mei ster Hans 28 Pfund erhalten hatte, verrechnete Meister Larenz 168 Pfund. Die Visitationen von 1566 erwiesen einen guten Zustand der Mauern und Türme, nur die Dächer waren neu zu decken. -.0 • ■■ ' f.v-1 E'S-'k. Der Niedergang begann in den folgenden Jahren. 1609 war ein Teil der Mauern eingefallen, die Stadt konnte nicht einmal die Steine für den Wiederaufbau zahlen. Im Jahre 1632 wurde ein lebhafter Schriftwechsel zwischen der Stadt, der Herrschaft Freistadt, der Herrschaft Weinberg und dem Landeshauptmann geführt. Die Mauer war an zwei Stellen eingefallen und sollte mit Palisaden geschlossen werden. Das Holz hatten die beiden Herrschaften zu liefern, die vielerlei Ausflüchte gebrauchten. Der Landeshauptmann drängte zur Eile, da im Hausruckviertel ein Bauernaufstand ausgebro chen war, die „Statt Freystatt ain fürnemer Paass sowoll gegen Böhaimb alss nachher Linz, vnd dem Mühel vnd Machlandviertl ist", was aber die beteiligten Partner nicht sonderlich berührte. 1647 war die Mauer wieder an zwei Stellen eingegangen und hatte das Haus des Bildhauers Hans Heinz zum Teil mitgerissen. 1658 erhielt die Stadt ein Salz gefälle zur Reparatur der Festungsanlagen überwiesen. Aber nicht nur die Baufälligkeit der Mauern war ein Sorgenkind der Stadtväter geworden, sondern mehr noch die Unbeküm mertheit der Bürgerschaft. Es wurden Fenster in die Mauer gebrochen und 1648 meldete eine Kommission, daß „der Börtl Stelner in dem Stifthaus gar Ein Altanl mit bluemwerch hin aus gemacht, durch welche fenster bey niedergefallener aussern maur und Ermangleten Palisatn man mit einem klainen laitterl nächtlicher weil hereinsteigen vnd in den heusern sein khönt". Graf Harrach antwortete den Frei städtern 1703 auf ihre Meldung, daß bei seinem Schloß die Mauer eingegangen sei, er habe den Befehl gegeben, die Stelle mit Palisaden wieder zu schließen, „damit man ahn
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