Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Als letzter Turm entstand am Rathaus der Pulverturm. Er wurde von Lienhart Gattringer 1522 begonnen. Meister Lienhart war bei Meister Mathes während des Kirchenchorbaues Geselle gewesen, die Proportionierung bezeugt dessen künstlerischen Einfluß. Der Turm war mit gemalten Wappen geschmückt, deren Reste noch sichtbar sind. Der Gallneukirchner Meister Wolfgang Wieschitzberger vollendete 1523 den Pulverturm. Es gab noch eine Anzahl von Kampfstellungen und Vor werken, die aber nicht alle datiert oder lokalisiert werden können. Das Kiesslingtürl entstand im Herbst 1391, die Ba steien oder Ravelins vor dem Linzertor bestanden schon im 15. Jahrhundert, während die Bastei vor dem Böhmertor 1487 von Klayndl weitgehend neu errichtet wurde. Mit Er laubnis Kaiser Friedrichs III. befestigten die Freistädter in den böhmischen Grenzkriegen 1476 die Frauenkirche und den Friedhof. Die Schlüssellochscharten geben dem Außenbau der Kirche das Aussehen einer Pseudobasilika. Das ehemals landesfürstliche Schloß gehört zwar nicht zur eigentlichen Stadtbefestigung, schützte aber die Nordostecke der Stadt. Es war mit Mauern und Zwinger gegen die Stadt bewehrt, der Graben gehörte sowohl zur Stadt- als auch zur Schloßbefestigung. Gegen Nordosten wurden drei halbrunde Bastionen in den Graben vorgeschoben. Zum mittelalterli chen Bestand des Schlosses gehören der Nord-, Ost- und Westtrakt mit dem Umgang und der ursprünglich freiste hende Bergfried, erbaut zwischen 1363 und 1397, während die Burgkapelle über dem Torbau erst nach 1400 errichtet wurde. Die letzte Verstärkung erhielt die Stadtmauer 1553/54 durch Einbau von Pechnasen und Schießluken, nachdem die Zinnen vermauert worden waren. Auch die Geschützstände im Böh mertor gehören vermutlich dieser Zeit an. Bezeichnenderweise führten diesen Umbau italienische Werkmeister durch. Die zahlreichen und oft sehr redseligen schriftlichen Nach richten geben den steinernen Denkmälern erst blutvolles Leben. Die Reihe der schriftlichen Quellen beginnt mit einem Befehl Herzog Albrechts vom 6. November 1367 an Jans BpR>' fr '' I I T TF^ ^ j !'-y „ÄV „J den Trauner, „haubtman ze der Freinstatt". Darin befiehlt er, „das du schaffest, welch die sindt, die heuser oder höffe daselbst inn der statt habennt, sy sein edl oder unedl, ambtleut oder wie die genand sind unnd die mit der statt arbaitten, das dieselben auch mit der statt dulden und wie alle annder burger daselb". Der Anlaß zu diesem Befehl ist nicht bekannt, da jedoch damals bereits an der Befestigung gearbeitet wurde, dürfte es sich um Opfer der Bürger für diese Verpflichtung gehandelt haben. Im Jahre 1390 wenden sich die Freistädter an den Landes herrn, einige Häuser abbrechen zu dürfen. Er erlaubt dies mit einem Brief vom 16. März, „als ewr mitburger... vnder andern dingen von ewrn wegen an Vns geworben habent vmb ettliche heuser dannen ze brechen durch weytrung willen des grabens, also emphelhen wir ew, daz ir derselben heuser dannen brechet, als vil der durch weytrung willen des grabens dürft sey dannen ze brechen, vnd den graben damit wettert". Mit dieser Erlaubnis konnte das erste Befestigungswerk, von dem Daten vorliegen, beginnen. Diese sind in einem Rechnungsregister niedergelegt. Auf seinem Titelblatt steht in der Schriftform des 17. Jahr hunderts „Raittung (Rechnung) vnd Aussgab zum Gepei des Stattgrabens von Anno 1390 biss auf 1393 beschechen' und die Summe der Baukosten mit 1353 Pfund, 2 Schilling und 13 Pfennig. Die Einleitung berichtet über die Organisa tion: „Da ist das Ausgeben zu dem Bau von Bürgern zu Bürgern herumgegangen, und wer dann immer die Bau meister gewesen sind, und was jeder verbaut und ausgege ben hat, das hat er aufgeschrieben und haben es dem Schaffner Stephan Gülher (damals Verwalter der Herrschaft Freistadt) und den Bürgern vorgerechnet und abgerechnet." Auf Befehl des Stephan Gülher wurden dann die Einzelposten in das Register genommen. Das bedeutet, daß einzelne Bür ger den Bau als verantwortliche Bauherren übertragen er hielten. Damit war die Aushändigung einer bestimmten Geldsumme verbunden, mit der die Ausgaben beglichen wurden. Da einem einzelnen nicht zugemutet werden konnte, länger als acht Wochen von seinem Geschäft fernzublei ben, wechselten die Bauherren. Manchmal waren mehrere Gruppen von Bauherren nebeneinander an verschiedenen Ab schnitten tätig. Das Geld übergab der Bürgermeister, die Verrechnung geschah öffentlich nach Ablauf eines Jahres, als Orte sind angegeben „an der stiegen" und „auf dem Markt". Die Bauherrn waren Angehörige des Patriziats, die oft auch als Bürgermeister und Stadtrichter fungierten. Für Freistadts Kunstgeschichte wurden bedeutsam Hans Zinispan, der die Allerheiligen-Kapelle in St. Peter 1370 gestiftet hat, und Hans Taschner, der 1385 die Johanneskirche umbauen ließ und des sen Wappen einen Schlußstein der Stadtpfarrkirche ziert. Die Baumeister hatten einen Bauschreiber, Thomlein den Gugelweit, zur Seite, der hier Nachsteer genannt wird. Als erste gemeinsame Ausgabe scheint der Ankauf von Kalk auf. Er wurde in Mauthausen gebrannt. Das Material las man aus dem Geschiebe der Donau auf. Die Freistädter hatten in Maut hausen einen eigenen Kalkmeister angestellt. Die Werkmei ster, Steinmetze, Maurer und Zimmermeister führten mit ihren Leuten das Werk aus. Sie wurden wöchentlich ent lohnt. Es gab aber auch Akkordarbeiten. Als erster Bauab schnitt wurde das Erdreich ausgehoben, in zwei Brüchen arbeiteten die Steinbrecher, wobei auch eine Gruppe aus den Sandsteinbrüchen von Perg eingesetzt war. Der Steinmetz verfertigte indessen Werkstücke zu Türen und Toren und Gewölberippen in der Steinhütte nahe der Baustelle. Auch aus dem Graben selbst wurden Steine gewonnen. Die Zimmer leute verfertigten Gerüste und vor allem zwei Züge, also Freistadt, Böhmertor, Detail des Mauerwerkes.

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