Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Prospect der k. k. landesfürstlichen Stadt Freystadt, wie selbe von Niedergang gegen Aufgang anzusehen ist, 1798. Linz mit dem neuen Hauptplatz als Zentrum. Die junge Stadt errichtete sich sofort in monumentaler Größe eine Markt kirche ohne Pfarrechte. Die Umwallung der jungen libera civitas (1200—1220) grenzte im Norden an ein sumpfiges Gebiet, das von dem Bach aus der Bockau durchflössen wurde, der seit dem 14. Jahrhundert den künstlich geschaffenen Frauenteich speist. Die Ostseite bildete ein felsiger Steil abfall zum Tal der Feldaist. Die Südseite lag verhältnis mäßig eben und ungeschützt, während die Westseite — wie Beobachtungen bei Tiefbauarbeiten ergaben — ebenfalls stei ler abfiel. Zunächst wurde ein Erdwerk — ein Bollwerk — mit Palisaden auf dem Erdwall und einem Spitzgraben davor aufgeworfen. Der Bach aus der Bockau und der künstlich angelegte Wehrgraben, die sich nördlich vom heutigen Schloß vereinigten, wurden bis zur Stadtmühle im Weier geführt. Damit erhielt auch die gefährdete Nordostecke einen natür lichen Schutz. Noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts muß begonnen worden sein, die Erdanlagen durch Steinbauten zu ersetzen. Die Fundamente des Böhmertores stammen aus der Gründerzeit, das anschließende Stück der Zwingermauer ist nicht viel jünger, besteht aber aus Bruchsteinen. Der Torbau des späteren 15. Jahrhunderts ruht auf einem Funda ment, dessen Mauerwerk nur für die Stauferzeit (Ende 12. bis Mitte 13. Jahrhundert) denkbar ist. Die Burgen im Südreich und am Rhein zeichnen sich durch die Verwendung des Buckelquaders, eines antiken Motivs, aus. Der Steinmetz richtete den rohen Quader zu und brachte seine Ränder durch Feinbearbeitung, durch den Randschlag in eine Form, die das Waag- und lotrechte Fluchten mit dem benachbarten Quader erlaubte. In Österreich sind Bauten mit den polster ähnlichen Hau- oder Formbuckeln selten. Hervorzuheben wären das Ungartor in Hainburg und das dortige Wienertor um 1250. Die Burgen des Landes verwendeten nur ver einzelt das Bauelement des Haubuckels, so in Windegg, Spiel berg, Klingenberg und Ebelsberg. Ob das Linzertor bereits in der Frühzeit einen Torturm besaß, läßt sich nicht feststellen. Sicher gehören jedoch wich tige Teile der Zwingermauer, so beim Böhmertor, hinter dem Weiermühlturm und beim Dechanthof, noch in die Spätromanik. Die Schießscharten sind hier quadratisch und aus einem einzigen Steinblock gearbeitet. Die innere, hohe Stadtmauer dürfte bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts fertig gestellt gewesen sein. Holz-Erdanlagen bestanden allerdings noch um 1443, es ist von einem „polberich von gunczentor vnzt an daz chyssentürl" die Rede, also einem Erdwerk vom Linzertor bis zur heutigen Weiermühlstiege. In diesem Jahre hat man auch Mauerzüge beim „turnsmid", beim Scheibling turm, neu aufgerichtet. Ob Erdwerke ausgewechselt wurden, kann nicht festgestellt werden. Auch die Basteien vor dem Linzertor wurden erst am Ende des 15. Jahrhunderts statt der Erdwerke als Steinbauten aufgeführt. Die Bauteile der zweiten Bauphase der Freistädter Stadtbe festigung bestimmen weitgehend das heute vertraute Bild. Ausbau, Verstärkung und Ausbesserungen gingen neben einander her. Der Ring von Graben und Mauern besteht aus der Mantelmauer, auch äußere Stadtgrabenmauer ge nannt. Sie begrenzte den Graben feindwärts und verhinderte an der Piachen Ost- und Nordseite ein Ausfließen des Was sers. Der Graben wurde in verschiedenen Zeitabschnitten ver tieft und verbreitert. Er wird stadtwärts von der inneren Stadtgraben-, Zwinger- oder äußeren Stadtmauer begrenzt. Da die Höhenunterschiede zwischen den nördlichen und süd lichen Anlagen zu groß waren, um einen einheitlichen Was serstand zu gewährleisten, hat man Staumauern eingezogen, die „Wasserschwölln". Der „Würgrabn", der an der Ost seite der Stadt auch das Wasser für die Stadtmühle und die

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