'i.'- H "H sa'iaElr^ »Ät,-,-. Heimathaus Freistadt, Prospect der k. k. landesfürstlichen Stadt Freystadt, wie selbe von Mitternacht gegen Mittag anzusehen ist, 1798. Benno Ulm Freistadt als Beispiel einer mittelalterlichen Stadtbefestigung Aufnahmen: M. Eiersebner Nachdem die Burgenforschung bis heute schon wichtige Er gebnisse vorlegen konnte, ist es an der Zeit, nunmehr auch andere mittelalterliche Befestigungen in die Forschung einzubeziehen. Stadt- und Markt-, aber auch Klosterwehranlagen unterscheiden sich kaum von denen einer Burg. Beide Gruppen umfrieden ein gewisses Areal mit Mauern, Türmen, Gräben und anderen Wehrbauten. Ihre Ausführung war abhängig von der Machtfülle des Bauherrn. Innerhalb des Beringes errich teten die Bewohner ihre Behausungen, Werkstätten, Stal lungen und Speicher und ihre Gotteshäuser. Der Unterschied zwischen Stadt, Markt und Kloster einerseits und der Burg andererseits ergab sich aus der friedlicheren Bestimmung der ersteren. Sie dienten zunächst dem Schutz von Verkehr und Handel oder dem Pilgerwesen. Von den Burgen wurde jeder Verkehr ferngehalten, weshalb sie auch größtenteils abge setzt von Straßen erbaut wurden. Städte konnten sich dage gen nur an den großen Verkehrsadern entwickeln, der Ver kehr sollte durch sie geführt werden. Burgen hatten selten mehr als einen Zugang. Die Stadttore führen die Straßen in die Ansiedlung hinein, um durch den Austausch von Waren aller Art den Wohlstand der Bürger zu heben. Die Erhaltung der Sicherheit eines wohlhabenden bürgerlichen Gemeinwe sens war schwieriger als in einer Burg, deren vornehmste Aufgabe eine militärische darstellte. Eine reiche Siedlung lockte Raubgesindel aller Art an. Deshalb gehörte es zu den Pflichten eines guten Stadtregiments, den Verkehr zu überwachen, die Befestigungen instandzuhalten und in kriegerischen Zeiten gegen jeden Überfall gerüstet zu sein. Erst dann, in sekundärer Bestimmung, wurde die Stadt ein Waffenplatz. Den Bürgern standen zu ihrer Verteidigung keine anderen Mittel und Maßnahmen zur Verfügung, als sie auch der Burgherr treffen konnte. Burg und Stadt waren mehrfunktionell, die spezifischen Lebensformen ihrer Schöpfer bestimmten die Bauformen. Der Schritt vom Zweck- und Nutzbau zum Kunstwerk geschah im geistigen Bereich, die Besonderheit der Ausprägung ihrer Bestandteile beruht auf der andersgearteten Aufgabe. Die Bestandteile: Mauer, Graben, Tor, Turm, Haus und Gottes haus sind zugleich Wesensmerkmale. Am Beispiel von Freistadt wird das politisch-militärischwirtschaftliche Konzept sichtbar, dem die Stadt ihre Grün dung verdankt. Freistadt tritt als jüngstes Glied der letzten Kette von Rodungsburgen wie Prandegg, Weinberg, Reichen stein, Ruttenstein und Klingenberg in die Geschichte ein. Die Waffenplätze waren sowohl gegen Böhmen, als auch im Westen gegen den Bischof von Passau als Territorialherren gerichtet. Auch die große Zahl von Märkten im unteren Mühlviertel gehörte in diesen Plan. In ihm nehmen neben der militärischen Seite Handel und Verkehr, die Aufschlie ßung und Rodung des Waldlandes und die Verwaltung wich tige Funktionen ein. Es ist die Zeit der letzten Staufenkaiser am Ausgang des hohen Mittelalters, die sich um den Auf-
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