Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Oben: Fensterumrahmung für Schärdinger Burgfenster, entworfen 1659 vom heimischen Maler Gerhardinger. — Unten: Stiege des fürstlichen Tafelzimmers in der Schärdinger Burg nach dem Umbau 1659/60. — Aufnahmen: Baldi. m' ' * i ä e v „Schloß Schärding während des 16. Jahrhunderts", so haben wir im wesentlichen den Bestand der Burg nach den Berich ten des Gedenksteines Herzog Ludwigs sowie des Abtes Angelus Rumpier vor uns. Unmittelbar über dem Inn erhebt sich die Haupt- oder innere Burg mit dem hohen Bergfrit, den auch das Votivbild von 1499 eindringlich bestätigt. Die beherrschende, langgestreckte Anlage mit dem überhöhten Herzogs- oder Fürstenbau vorne gibt auch der Merian-Stich von 1644 eindrucksvoll wieder. Dahinter — wenn wir zur vor herigen Abbildung zurückkehren — liegt der innere Graben, den Herzog Ludwig bis an den Inn graben und aus dem Granitfelsen brechen ließ. Starke Sperrmauern und Türme schützen den Abfall zum Inn. Zwischen dem inneren und äußeren Graben ziehen sich die Kastengebäude hin, die vom 12. bis zum 17. Jahrhundert der Flußmaut dienten und die nach Osten von der Schloßkapelle zum hl. Johannes begrenzt werden. Anschließend erhebt sich jener äußere Turm, von dem A. Rumpier sagte, Herzog Hein rich habe ihn 1436 über den Haufen werfen lassen; durch ihn betritt man die Burg. Herzog Wilhelm V. setzte 1580 einen Anbau vor, den 1604 der spätere Kurfürst Maximilian I. mit einem großen bayerischen Wappen schmückte und der heute mit dem Turmstumpf das Schloßtor bildet, in dem das Heimathaus untergebracht ist. Im großen Bogen führt der äußere Graben um den Burg bezirk und trennt ihn wie eine Insel von der Stadt, die ihrerseits wieder vom Wehrgraben Herzog Ludwigs umschlos sen wurde, der sie bei höherem Wasserstand des Inns gleich falls zur Insel werden ließ. Blicken wir vom Linzer Tor gegen den Inn oder in den Seilergraben, so ahnen wir trotz der Aufschüttung auch heute noch diese mächtige spätgotische An lage. Die Abbildung „Das Schloß von Süden" zeigt im Hinter grund die innere Burg und im Mittelgrund die Bollwerke der äußeren Burg. Diese meinte wohl Abt A. Rumpier, wenn er sagte: „...Einige Festungswerke ließ Herzog Georg an der Südseite aufführen, weil ihm dort das Schloß zu schwach befestigt schien ..." Der Vordergrund zeigt links das Brücken tor von innen und anschließend die hohe Mauer zwischen äußerem Burggraben und Stadtgraben, die sich hier treffen. Gegen den rechten Bildrand zu öffnet sich das Eichbühel tor, welches vor hundert Jahren abgerissen worden ist. Das 16. und 17. Jahrhundert brachte der Burg keine größeren Zubauten mehr, denn die zunehmende Feuerkraft der Artil lerie erforderte neue Fortifikationswerke. Diese entstanden seit 1658 im Sinne des italienisch-französischen Festungsbaues außerhalb der gotischen Bauteile. So stand die alte Burg mehr zum Schmucke der Stadt als zur Wehr. Da schien noch einmal eine große Wende für sie zu kommen. Der Vetter des Kurfürsten Ferdinand Maria, Herzog Albert Sigismund, seit 1652 Bischof von Freising, wollte resignieren und heiraten. Der Kurfürst wies ihm als Residenz die Burg von Schärding an und der kunstsinnige Landrichter von Schärding Johann Achilleus Ilsung erhielt den Auftrag, eine genaue Beschreibung der ganzen Burg vorzunehmen. Anfangs zweifelte er, ob ihm das gelingen könne, denn „das innere Schloß sei mit seinem ganzen Begriff und Gezirk so gar nicht eigentlich ausführlich zu beschreiben als es vielmehr mit Augen zu sehen oder durch einen Maler zu entwerfen wäre." Dieser Bericht ging am 30. März 1659 mit einem Modell des Schlosses, das der Schärdinger Tischlermeister Jakob Negele angefertigt hatte, nach Freising und fand dort vollen Beifall. Der bischöfliche Hof- und Stadtmaurermeister zu Passau Feter Panneckh wurde mit dem Umbau beauftragt. Er war einer der geschickten welschen Baumeister, wie sie damals die Fürstenhöfe beherrschten, und lieferte neben den Architektur rissen auch alle Pläne für die Handwerkerarbeiten. Diese wur den zum größten Teil von Schärdinger Meistern ausgeführt.

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